Süddeutsche Zeitung

Nordrhein-Westfalen:Schneeleopard büxt aus Gehege aus

Lesezeit: 1 min

Von Matthias Fiedler

Irgendwie kann man ihn ja verstehen. Den ganzen Tag in so einem Käfig - das ist auf Dauer stinklangweilig. Klar, im Moment ist Sommer, und er kann viel im Außengatter abhängen, die frische Luft genießen. Aber im Gehege nebenan hatte seine Gattin gerade Junge bekommen. Und den ganzen Tag dieses Kindergebrüll? Hält der stärkste Schneeleopard nicht aus.

Irbis, das Schneeleopard-Männchen aus dem Wuppertaler Zoo, beschloss also am Donnerstagmittag gegen 14 Uhr, sich auf den Weg zu machen. Raus aus dem Gatter, rein ins pralle Zooleben. Nebenan sollen irgendwo Erdmännchen wohnen, hatte er gehört.

Wie genau der 32 Kilo schweren Raubkatze mit dem hellgrauen Fell und den schwarzen Punkten der Ausbruch gelungen war, das will der Pressesprecher des Wuppertaler Zoos, Andreas Haeser-Kalthoff, nicht sagen. "Eine Tür war nicht ordnungsgemäß verschlossen", erklärt er: "Wir haben einen Riesenschreck bekommen."

Der Schneeleopard ist am Außenzaun entlang geschlichen

Trotzdem ging dann alles sehr schnell, das Zoo-Personal ist für solche Notfälle bestens geschult, versichert Haeser-Kalthoff. Über Lautsprecher bekamen die etwa 1000 Zoo-Gäste mitgeteilt, sich bitte in die Tierhäuser zu begeben. Der Tierpark wurde geschlossen. Die Zoo-Mitarbeiter verständigten über Funk die Tierärztin - und die machte sich mit einem Betäubungsgewehr auf den Weg. Ein Sicherheitsrisiko habe zu keiner Zeit bestanden. "Die Wärter hatten Irbis die ganze Zeit im Blick", berichtet Haeser-Kalthoff. "Der ist am Außenzaun entlang geschlichen."

Haeser-Kalthoff sagt, das sei das erste Mal in 15 Jahren seiner Dienstzeit gewesen, dass eine Großkatze ausgebrochen ist. "Wie genau das passieren konnte, müssen wir jetzt aufarbeiten." Ob dem unachtsamen Wärter Konsequenzen drohen, wollte Haeser-Kalthoff nicht sagen, aber so viel: "Wir bauen gerade eine neue Anlage für die Schneeleoparden. Vielleicht können wir aus dem Vorfall etwas lernen und beim Bau berücksichtigen."

Nach einer halben Stunde war es übrigens vorbei mit dem Ausflug des Schneeleoparden. Bewusstlos vom Schuss des Betäubungsgewehrs lag Irbis am Boden, abseits der Besucherwege, zwischen Transportkisten. Bis zu den Erdmännchen hatte er es nicht geschafft.

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