Nordrhein-Westfalen:Legionellen im Abwasser der Warsteiner-Brauerei

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165 Menschen haben sich mit Legionellen infiziert, zwei von ihnen sind gestorben. Bei der Suche nach der Herkunft der Erreger konzentrieren sich die Behörden inzwischen auf die Kläranlage der Warsteiner-Brauerei.

Wurde die Infektionswelle im sauerländischen Warstein auch von Legionellen aus der Kläranlage der dortigen Brauerei verursacht? Das Umweltministerium prüft jetzt diese Möglichkeit, nachdem die Bakterien im Abwasser der Warsteiner-Brauerei nachgewiesen wurden. Zuvor war eine kommunale Kläranlage als wahrscheinlichster Asugangspunkt des Legionellen-Ausbruchs gehandelt worden.

Laut einem Bericht des WDR waren die Legionellen zuvor nur in der kommunalen Kläranlage, in der Kühlanlage einer Firma und im Fluss Wäster nachgewiesen worden.

Bei zwei Messungen im Abwassersystem der Brauerei sei eine starke Belastung festgestellt worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Bei einer weiteren Messung sei der Abwasserzulauf aus der Brauerei zur Kläranlage Warstein belastet gewesen. Ermittelt werden müsse nun, ob die Brauerei-Kläranlage über die Luft kontaminiert wurde oder die eigentliche Quelle für die Legionellenbelastung ist.

Das Bier sei in keinem Fall betroffen. Es werde fast in einem Reinraum hergestellt und während der Produktion auf knapp unter 100 Grad erhitzt, sagte der Sprecher des Umweltministeriums. Die Bakterien sterben bei einer Temperatur ab 60 Grad.

In Warstein sind in den vergangenen Wochen 165 Menschen mit einer Legionellen-Infektion behandelt worden. 26 Patienten liegen noch im Krankenhaus, zwei von ihnen auf der Intensivstation. Zwei Männer sind an der durch die Bakterien ausgelösten Erkrankung gestorben. In einem weiteren Todesfall besteht der Verdacht, dass er in Zusammenhang mit Legionellen steht.

Ursache Kläranlage

Die Kläranlage der Stadt Warstein gilt als Ursache für die Belastung des Flusses Wäster. Über den Fluss waren die Erreger vermutlich in die Kühlanlage einer Firma und von dort in die Umgebungsluft gelangt.

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Von Katrin Blawat, Anne-Nikolin Hagemann und Mareike Nieberding

Eiligst wird nun in der Großbrauerei nun an der Bekämpfung der Legionellen-Bakterien im Abwasser gearbeitet. Das Landesumweltministerium erwartet, dass die erteilten Auflagen in den kommenden Tagen umgesetzt werden. Dazu gehören eine Abdeckung der Klärbecken sowie eine Desinfektion mit UV-Bestrahlung. Außerdem müssen die Kühlaggregate ständig desinfiziert werden.

Nach Angaben eines Brauerei-Sprechers wurde Warsteiner am Dienstagabend durch den Kreis Soest über die hohe Belastung im Abwasser informiert. Die Brauerei hatte zuvor schriftlich mitgeteilt, dass die Erreger am Ausgangsbereich eines Abwasser-Vorbehandlungsbeckens gefunden wurden. Es seien Schutzmaßnahmen eingeleitet worden. Man wolle alles Mögliche unternehmen, um Risiken für die Gesundheit der Mitarbeiter und der Bürger Warsteins auszuschließen, hieß es. Unter anderem soll der Besucherbetrieb eingestellt bleiben, solange die Reisewarnung für Warstein besteht. "Unsere Produkte sind sicher", betonte eine Brauereisprecherin.

Bevor die Legionellen bei Warsteiner entdeckt wurden, hatte alles nach Entwarnung ausgesehen. Der Krisenstab des Kreises berät an diesem Donnerstagnachmittag, ob die Warnung vor Besuchen in der Stadt zurückgenommen werden kann. "Wenn es keine neuen Fälle gibt und die Ergebnisse der noch ausstehenden Proben bekannt sind, sieht es gut aus, dass heute oder morgen die Reisewarnung aufgehoben wird", sagte Bürgermeister Manfred Gödde der Nachrichtenagentur dpa.

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