Nordrhein-Westfalen:"Erzogene Kinder sind herzlich willkommen. Aus dem Rest machen wir Hackfleisch!"

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Eine Wirtin aus dem Rheinland wollte einen Witz machen. Dann lag die Kündigung im Briefkasten.

Von Sophie Burfeind, München

Natürlich war die Ankündigung auf dem Schild nicht ernst gemeint. "Erzogene Kinder sind herzlich willkommen. Aus dem Rest machen wir Hackfleisch!", stand da mit Kreide vor dem Eingang zum Lingenbacher Hof.

Ein paar Gäste fanden das Schild allerdings nicht so witzig. Sie beschwerten sich beim Landschaftsverband Rheinland, der das Freilichtmuseum in Lindlar und die dazugehörige Gaststätte betreibt. Die Pächterin entfernte das Schild sofort - trotzdem lag in ihrem Briefkasten eine Woche später die fristlose Kündigung. In dem nordrhein-westfälischen Städtchen gibt es jetzt nur noch ein Thema: das Hackfleisch-Drama.

"Das war doch nur ein Scherz mit Augenzwinkern", sagt die Gastwirtin Gitta-Quercia Naumann. "Es war nie meine Absicht, jemanden zu beleidigen, und wegen so was kann man doch niemandem kündigen." Die Idee zu dem Spruch sei ihr durch ein Foto ihrer Tochter gekommen: Die lebe gerade in England, wo es öfter solche Schilder gebe, und habe ihr ein Bild davon geschickt. "Den Spruch habe ich übersetzt und dachte, das können wir hier auch mal aufstellen."

Das Restaurant ist auf Familien und Kinder spezialisiert

Dass das Hackfleisch ihr so viel Ärger machen würde, hätte sie nicht gedacht. "Wir lieben Kinder!", ruft die Gastwirtin ins Telefon und zählt auf, was es alles gibt für die kleinen Gäste im Lingenbacher Hof: Pflaster für Jungs, Pflaster für Mädchen, Ersatzunterwäsche, ein Tröst-Eis bei Wespenstichen, den Tröst-Dinosaurier bei größeren Katastrophen. Das Museum und das Restaurant sind spezialisiert auf Familien und Kinder.

Genau das ist für den Landschaftsverband Rheinland das Problem: "Wir haben elf Museen. Kinder und Jugendliche sind für uns eine wichtige Zielgruppe", sagt eine Sprecherin. Mit so einem missglückten Witz schrecke man die aber womöglich ab. Ohnehin sei das Schild nicht der einzige Grund für die Kündigung gewesen, betont sie: "Seit zwei Jahren gibt es Probleme mit der Gaststätte, es gab schon an die 150 Beschwerden: Sie betreffen den Service, die Qualität, das Preisleistungsverhältnis und die Freundlichkeit."

Gitta Quercia-Naumann sieht das ganz anders, bei 120 000 Besuchern im Jahr sei die Zahl der Beschwerden ein Klacks - und überhaupt sieht sie es nicht ein, zu gehen. "Der Vertrag wurde um fünf Jahre verlängert, so lange bleibe ich", sagt sie. Demnächst finde ein Gespräch mit dem Landschaftsverband statt, wie es weitergehen soll. Für die Kinder hat sie sich jedenfalls schon eine Wiedergutmachung ausgedacht: Im Januar sind alle Kindergärten aus Lindlar zum "Fleischbällchenessen" eingeladen.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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