Ein verheerender Brand in einer Diskothek mit Dutzenden Toten hat das Balkanland Nordmazedonien erschüttert. Dabei seien 59 Menschen ums Leben gekommen und weitere 155 verletzt worden, sagte Innenminister Panče Toškovski am Sonntagmittag bei einer Pressekonferenz in der Kleinstadt Kočani, in der sich die Tragödie ereignet hatte. Nach den Worten des Ministers brach das Feuer um etwa 2.30 Uhr in der Nacht zum Sonntag aus, als die im Land beliebte Band DNK im „Club Pulse“ (mazedonische Schreibweise: „Puls“) ein Konzert gab. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen löste eine für die Bühnen-Show eingesetzte Funkenmaschine den Brand aus. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet, erklärte der Innenminister. Mehrere Personen seien im Zusammenhang mit dem Unglück festgenommen worden, unter ihnen Organisatoren des Konzerts, für vier Verdächtige wurden Haftbefehle erlassen. Toškovski versicherte, dass jeder, der eine strafrechtliche Verantwortung trage, auch zur Verantwortung gezogen werde.
Die meisten Opfer sind zwischen 14 und 24 Jahre alt
Zum Zeitpunkt der Katastrophe sollen sich 1500 fast ausschließlich junge Leute in der Diskothek aufgehalten haben. Medien in Nordmazedonien berichteten von dramatischen Szenen. Verzweifelte Eltern würden mit Fotos in sozialen Medien nach ihren Kindern suchen. Bürger halfen mit ihren eigenen Autos aus und folgten den Rettungswagen, um Schwerverletzte in die Krankenhäuser zu bringen. Das Krankenhaus in der 25 000-Einwohner-Stadt Kočani erwies sich schnell als überfordert. Ambulanzen brachten Verletzte auch in die größere Stadt Štip sowie in die Hauptstadt Skopje. Die Toten, die im Krankenhaus von Kočani identifiziert wurden, seien alle zwischen 14 und 24 Jahre alt gewesen, sagte dessen Direktorin Kristina Serafimova den Medien.
Die Regierung wollte eine siebentägige Staatstrauer anordnen, berichtete die Nachrichtenagentur MIA. „In diesen Momenten tiefer Trauer sind unsere Gedanken bei denen, die ihre Lieben verloren haben“, schrieb Ministerpräsident Hristijan Mickoski auf X. Seine Regierung werde alles Nötige tun, um die Folgen der Tragödie zu bewältigen und ihre Ursachen zu ermitteln.Die Pop-Band DNK ist seit mehr als 20 Jahren fester Bestandteil der Musikszene in Nordmazedonien, das bis 2019 Mazedonien hieß. Mitgründer und Lead-Sänger Vladimir Blažev, 45, genannt Pančo, liege mit Verletzungen im Krankenhaus in Skopje, teilte das Managementteam der Band mit. Über das Schicksal der anderen Bandmitglieder ist wenig bekannt. Einige hätten mit weniger schweren Verletzungen überlebt und sich in häusliche Pflege begeben, hieß es. Ein Musiker gilt vorerst als vermisst.Der „Club Pulse“ in Kočani besteht seit etwas mehr als zwölf Jahren. Er wird seit seiner Gründung vom selben Besitzer geleitet. Ob dieser festgenommen wurde, wollte Innenminister Toškovski unter Berufung auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Laut Medienberichten ist die Betriebsgenehmigung des Lokals bis zum 24. März gültig.

Massenunglücke sind in Südosteuropa nicht selten. In fast allen Fällen werden sie durch menschliches Versagen, Nichtbeachtung von Sicherheitsvorschriften und die Komplizenschaft von korrupten staatlichen Aufsichtsbehörden verursacht. Zugleich ziehen sie oft politische Erschütterungen nach sich. Das Unglück in Kočani erinnert an die Brandkatastrophe im Oktober 2015 im Bukarester Nachtlokal „Colectiv“. Bei dem Feuer und der anschließenden Massenpanik waren 64 Menschen getötet und 147 weitere verletzt worden. Der damalige rumänische Ministerpräsident Victor Ponta erklärte wenig später nach massiven Protesten seinen Rücktritt.