Nordkorea:Diktator auf der Piste

North Korean leader Kim Jong Un sits on a ski lift during a visit to a newly built ski resort in the Masik Pass region

Diktator auf der Piste: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un

(Foto: North Korean Central News Agency)

Fototermin vor verschneiter Kulisse: Obwohl ihm der Westen partout keine Skilifte verkaufen wollte, lässt sich Kim Jong Un nun im Sessellift fotografieren. Ob Nordkoreas Ingenieure die Anlage konstruiert haben, ist unbekannt. Staatsmedien sprechen jedenfalls schon von einem "großartigen, monumentalen Bauwerk".

Nachdenklich sieht er aus, kritisch, vielleicht denkt er schon über sein nächstes Großprojekt nach. Dabei hat Nordkoreas Diktator Kim Jong Un eigentlich allen Grund, sich über seinen jüngsten Coup zu freuen: Trotz aller Schwierigkeiten, sein neues Ski-Resort mit funktionierenden Liftanlagen auszustatten, sitzt der Machthaber jüngst in einem Sessellift, hoch über den verschneiten Hängen seines Landes.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag berichtete, ist Kim Jong Un, seinem verkniffenen Gesichtsausdruck zum Trotz, "äußerst zufrieden" mit seinem Werk. Kim habe eine Testfahrt mit einem Skilift unternommen, berichtete die Nachrichtenagentur. Er habe festgestellt, dass alles "tadellos" sei. Zudem habe Kim Anweisung gegeben, die Gäste gut zu behandeln, damit sie die "liebevolle Betreuung durch die Partei" genießen könnten.

Dabei war das Prestigeprojekt holprig gestartet. Nachdem Nordkorea im Frühjahr den renommierten Schweizer Liftbauer Bartholet Maschinenbau (BMF) kontaktiert und eine Liftanlage im Wert von sieben Millionen Franken (etwa 5,7 Millionen Euro) geordert hatte, hatte sich die Regierung der Schweiz eingeschaltet. Mit einer Verfügung erweiterte sie die bislang gültige Embargo-Liste um "Infrastrukturinstallationen und Ausrüstungsgüter für Sportanlagen mit Luxuscharakter". Kim Jong Un musste vorerst auf seinen Schweizer Lift verzichten.

Nordkorea: Pistenglück oder Inszenierung? Skifahrer auf einem Foto der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA

Pistenglück oder Inszenierung? Skifahrer auf einem Foto der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA

(Foto: AFP)

"Wertvolle Frucht der Arbeiterpartei"

Doch jetzt steht das Ski-Resort plötzlich, zumindest wenn man den Bildern trauen kann. Das Resort sei "eine wertvolle Frucht der tiefen Sorge der großen (Arbeiterpartei) für die Menschen, damit sie sich am Luxus und an der Annehmlichkeit des Sozialismus erfreuen", werden die blumigen Worte des Präsidiumsmitglieds des Politbüros der Partei, Choe Ryong Hae, zitiert.

Der in der Schweiz ausgebildete Kim hatte immer wieder seine Vorliebe für teure Prestigeprojekte gezeigt, etwa einen riesigen Wasserpark, einen Freizeitpark und einen Luxus-Reitclub in der Hauptstadt Pjöngjang und deren Umgebung.

Nordkorea: Vor großer Kulisse weiht Diktator Kim Jong Un sein Prestigeprojekt ein.

Vor großer Kulisse weiht Diktator Kim Jong Un sein Prestigeprojekt ein.

(Foto: AFP)

Bei einem Besuch vor zwei Wochen soll der nordkoreanische Führer das Ski-Resort bereits als "Zentrum der Aufmerksamkeit der Welt" gepriesen haben. Es umfasst demnach zehn Pisten und "fast 60 Einrichtungen", die "in Blitzgeschwindigkeit" errichtet worden seien. In dem Skiort soll es neben einem Hotel auch einen Hubschrauberlandeplatz geben.

Ungeklärt bleibt vorerst die Frage, ob nordkoreanische Ingenieure binnen weniger Monate einen eigenen Lift entwickelt haben. Die KCNA spricht in ihren Berichten immerhin von einem "großartigen, monumentalen Bauwerk". Mit dem Foto von sich im Sessellift sendet der Diktator aber auch so ein klares Zeichen an die unwilligen Lieferanten in Europa. Seht her, ich kann auch ohne Euch Ski fahren!

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