Nikolaus in den Niederlanden:Käsepeter statt Zwarter Piet

Nikolaus in den Niederlanden: Demo gegen den Zwarten Piet in Amsterdam. In diesem Jahr soll es auch einen Käsepeter geben.

Demo gegen den Zwarten Piet in Amsterdam. In diesem Jahr soll es auch einen Käsepeter geben.

(Foto: AFP)

Weil ihr Knecht Ruprecht schwarz ist, streiten die Niederlande Jahr für Jahr über Rassismus. Sogar ein Gericht und die UN haben sich schon eingeschaltet. Jetzt zieht die Stadt Gouda Konsequenzen.

Rote Lippen, Afro-Look-Perücke und bunte Pumphosen: So sieht der Zwarte Piet, der Helfer des Sinterklaas (Nikolaus), in den Niederlanden aus. Vor allem aber ist der schwarze Peter rabenschwarz angemalt. Und genau darüber führt die Nation Jahr für Jahr eine Rassismusdebatte. Nun bekommt der niederländische Knecht Ruprecht vierlerorts ein neues Gesicht - sogar einen Käsepeter soll es diesmal geben.

Im Sommer hatte erstmals ein Richter den Rassismusvorwurf bestätigt. Die schwarzen Helfer seien eine rassistische Karikatur, urteilte das Amsterdamer Verwaltungsgericht. Ähnlich sieht man es bei den UN: Der Zwarte Piet sei eine rassistische Figur, urteilte im Juli eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen - und sprach von einer Rückkehr in Zeiten des Kolonialismus und der Sklaverei.

Die für ihren Käse bekannte Stadt Gouda zieht nun Konsequenzen: Wenn dort am 15. November - live übertragen im Fernsehen - das Boot mit dem heiligen Nikolaus, vielen Helfern und noch mehr Geschenken aus Spanien ankommt, werden zum ersten Mal nicht nur Schwarze Peter an Bord sein. Neu an der Seite des Heiligen sind dann der Käsepeter - mit gelb angemaltem Gesicht - und der Stroopwafel-Peter, dessen Gesicht das gleiche hellbraune Karomuster ziert wie die beliebten Sirupwaffeln.

Auch in Amsterdam werde eine "beträchtliche" Zahl der Peter nicht schwarz sein, sondern lediglich Rußflecken im Gesicht tragen, kündigte Bürgermeister Eberhard van der Laan an. Und in den täglichen "Nikolaus-Nachrichten" im Fernsehen soll es einen Weißen Peter geben. Die Supermarktketten Hema und Albert Heijn wollen Peterfiguren in vielen Farben anbieten. "Denn Sankt Nikolaus ist für alle da", heißt es in einer Erklärung.

"Ich denke, das ist der Beginn eines Wandels, der aber noch lange dauern wird", sagt der Historiker Gabor Kozijn, der eine Studie über den Schwarzen Peter verfasst hat. Denn längst nicht allen Niederländern gefällt dieser Wandel. Promis, die sich im Internet gegen Diskriminierung in Form des Schwarzen Peters engagierten, erhielten Morddrohungen. "Der Schwarze Peter muss schwarz bleiben", twitterte der Rechtspopulist Geert Wilders. Und zwei Millionen der 17 Millionen Niederländer unterstützten eine Facebook-Seite, die gegen weiße, braune und gelbe Piets kämpft.

Historiker Kozijn glaubt, dass es eher um emotionale als um rationale Fragen gehe - schließlich kennen die Niederländer ihren schwarzen Zwarte Piet seit Generationen. "Nikolaus ist ein beliebtes Familienfest, das Millionen Menschen feiern. Und die wollen, dass ihre Kinder erleben, was sie selbst erlebt haben."

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