Süddeutsche Zeitung

Fall Niels Högel:Chronologie einer beispiellosen Mordserie

Heute fällt das Urteil im Prozess gegen den Krankenpfleger Niels Högel, der über Jahre Patienten vergiftete. Das Ausmaß seiner Taten bleibt lange unerkannt - bis die Tochter eines Opfers nachzuhaken beginnt.

Von Magdalena Pulz und Nora Reinhardt

Niemand, da sind sich die Ermittler sicher, hat in der Nachkriegszeit in Deutschland mehr Menschen umgebracht als Niels Högel. Der ehemalige Krankenpfleger ist vor dem Landgericht Oldenburg wegen einhundertfachen Mordes angeklagt. Bereits vor einigen Jahren stand er vor Gericht, jedoch nur wegen eines Bruchteils der Fälle, die ihm nun angelastet werden. 2015 wurde er wegen zweifachen Mordes, zweifachen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Das Urteil: lebenslange Haft und die Feststellung einer besonderen Schwere der Schuld.

Das war bereits die höchste Strafe, die das deutsche Strafrecht kennt. Ein strengeres, härteres Urteil wird es in diesem neuen Prozess nicht geben. Trotzdem sei man allen Angehörigen eine möglichst komplette Aufklärung schuldig, so der Oldenburger Oberstaatsanwalt Thomas Sander. Högel hat über Jahre Patienten auf der Intensivstation mit Medikamenten vergiftet, die Herzversagen und Kreislaufstörungen auslösen - nur, um sich bei anschließenden Wiederbelebungsversuchen in Szene setzen zu können. Viele seiner Opfer überlebten nicht, auch weil Högel manche Patienten mehrmals vergiftete. Er habe den "Kick" spüren und sein handwerkliches Können bei Reanimationen unter Beweis stellen wollen, sagte der Angeklagte aus. Obwohl er seit spätestens 2006 polizeibekannt war, blieb das Ausmaß seiner Taten jahrelang unentdeckt. Högel konnte sogar eine Zeit lang als Altenpfleger arbeiten.

Ein Überblick über die Tatorte, die Prozesse und den Verlauf der Ermittlungen.

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