Niedersachsen:Kind stirbt an Schweinegrippe

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In der Universitätsklinik Göttingen sind ein dreijähriges Mädchen und ein 51 Jahre alter Mann gestorben, die sich beide mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert hatten. Ob der Erreger bei dem Mann auch die Todesursache war, ist unklar.

Katrin Blawat

Bereits vor einigen Wochen war eine 20-jährige Frau mit schweren Vorerkrankungen nach einer H1N1-Infektion gestorben. Experten reagieren dennoch gelassen auf die Nachricht, dass das Schweinegrippe-Virus in Deutschland erneut aktiv ist. "Das überrascht mich nicht", sagt Susanne Glasmacher vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI). "Es gibt jedes Jahr eine Influenzawelle, und es war zu erwarten, dass die Schweinegrippe wiederkommt."

Im Universitätsklinikum in Göttingen starben zwei Menschen an den Folgen der sogenannten Schweinegrippe. (Foto: dpa)

Genau genommen war das Virus, dessen vollständige Bezeichnung "Influenza A (H1N1) 2009" lautet, nie verschwunden. Im Jahr 2009 und bis in den Sommer 2010 hinein verbreitete es Schrecken. Weltweit starben 18500 Menschen an der Influenza-Variante. In Deutschland gab es bislang etwa 250 Todesopfer, von denen mindestens 200 Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf trugen.

Als besonders gefährdet gelten etwa über 60-jährige Menschen und chronisch Kranke. Im August vergangenen Jahres ordnete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Schweinegrippe nicht mehr als Pandemie ein. Doch wenige Wochen später machte RKI-Präsident Reinhard Burger deutlich, was diese Herabstufung nicht bedeutet: das Ende der Schweinegrippe. "Das Virus ist nicht aus der Welt", sagte Burger. "Wir schätzen, dass es zu den zirkulierenden Influenzaviren im kommenden Winter gehören wird."

Dass er Recht behalten sollte, zeigte sich bereits im Oktober vergangenen Jahres, als das RKI die ersten H1N1-Infizierten registrierte. Von damals bis Mitte Dezember meldete das Institut insgesamt 110 Influenza-Fälle, darunter befanden sich mindestens 32 Infektionen mit dem Schweinegrippe-Virus. Da in 50 Fällen unklar ist, um welchen Erreger-Typ es sich handelte, dürfte die Dunkelziffer der H1N1-Infektionen jedoch deutlich höher liegen. Ob der Schweinegrippe-Erreger seit Oktober zu weiteren Todesfällen geführt hat, ist unklar, denn eine Meldepflicht besteht nicht mehr.

Ende Dezember begann die Zahl der Grippe-Infektionen in Deutschland wie auch in weiten Teilen Europas zu steigen - ein Anzeichen dafür, dass die Grippesaison begonnen hat. Wie schwerwiegend diese verlaufen wird, lässt sich nicht vorhersagen; ihren Höhepunkt wird sie vermutlich Ende Januar oder im Februar erreichen. Nach Angaben des RKI sterben im Schnitt in Deutschland jährlich mehr als 10000 Menschen an Influenza - auch die sogenannte normale Grippe kann geschwächten Menschen schnell gefährlich werden. "Der Schweinegrippe-Erreger gehört jetzt zu den saisonalen Grippeviren", sagt Glasmacher. Daher enthält der diesjährige Impfstoff auch Bestandteile, die vor dem H1N1-Erreger schützen.

Das RKI rät chronisch Kranken und älteren Menschen, aber auch Schwangeren zu einer Impfung. 2009 hatte es heftige Kontroversen um die Sicherheit der Impfstoffe gegeben. Im Gegensatz zu damals blieb aber vor der diesjährigen Grippesaison genügend Zeit, die Impfstoffe zu entwickeln.

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