"Koningsdag" in den Niederlanden:Wo das Krönchen wackelt

"Koningsdag" in den Niederlanden: König Willem-Alexander und Königin Máxima lassen sich in Rotterdam feiern. Doch weniger als die Hälfte der Niederländer haben noch volles Vertrauen in die Monarchie.

König Willem-Alexander und Königin Máxima lassen sich in Rotterdam feiern. Doch weniger als die Hälfte der Niederländer haben noch volles Vertrauen in die Monarchie.

(Foto: Andreas Rentz/Getty Images)

Die Niederländer feiern den Geburtstag ihres Königs Willem-Alexander, sind aber nicht mehr so gut auf ihn zu sprechen. Der Besuch in Rotterdam wird für das Monarchenpaar nicht nur eine Spaßtour.

Von Thomas Kirchner

Kalt ist dieser Donnerstag in den Niederlanden, knapp über dem Gefrierpunkt geht es morgens los, und viel mehr als zwölf Grad würden es wohl nicht, heißt es. Kälter als an Neujahr, wie die Zeitungen anmerken. Das ist schon mal nicht schön, weil die meisten Lustbarkeiten, denen sich die Untertanen am "Koningsdag", dem Geburtstag ihres Monarchen, traditionell hingeben, an der frischen Luft stattfinden: Picknicks, Straßenfeste, Flohmärkte - Karneval in orange. Andererseits passen die Temperaturen eben, auch das ist zu lesen, zum zuletzt stark abgekühlten Verhältnis der Niederländer zu ihrem König.

Das dritte Jahr hintereinander sind die Zustimmungswerte von Willem-Alexander, 56, und seiner Frau Máxima, 51, gesunken. Weniger als die Hälfte haben noch volles Vertrauen in die Monarchie. Vor zehn Jahren waren das noch etwa drei Viertel. Besonders bedenklich ist der Ansehensverlust bei den Niederländern unter 24. Da plädiert nur noch jeder dritte für die Monarchie. Die Gründe sind vielfältig, nicht besser wurde es zumindest durch die Tatsache, dass sich die königliche Familie mitten in der schlimmsten Pandemiephase in die griechische Ferienvilla absetzte. Auch Máxima ist nicht mehr so beliebt, zuletzt wurde ihr auffälliges Engagement für digitale Währungen gerügt.

Er gilt als nahbarer als seine Mutter, witzig und selbstironisch

Dabei hatte es gut begonnen mit diesem König der Niederlande. Ein kumpeliger Typ sei das, hieß es anerkennend, als der frühere "Prins Pilsje" am 30. April 2013 seinem Volk vom Balkon des königlichen Palais auf dem Amsterdamer Dam-Platz aus zuwinkte. Nahbarer als seine Mutter sei er, die heute 85-Jährige Beatrix, die aus Altersgründen abgedankt hatte. Humor hat er, kann witzig sein, selbstironisch gar. Und auch die drei Töchter des Paars, Amalia, 19, Alexia, 17, und Ariane, 16, kamen ihrer Bestimmung nach, wurden zu Sympathieträgerinnen und trugen bei zu den für die Boulevardmedien, die eigentlichen Säulen der europäischen Königshäuser, unerlässlichen harmonischen Familienbildern.

Und doch sank irgendwann die Stimmung, schon vor Corona, als es immer wieder um das leidige Thema Geld ging und die Frage, wie sinnvoll es ist, so viele Millionen für eine Institution auszugeben, die eigentlich zunehmend sinnlos wirkt und aus der Zeit gefallen. Plakate mit kritischen Botschaften halten Monarchiegegner am Donnerstag auch in Rotterdam hoch, wo die königliche Familie den Tag verbringt. Die blaublütigen Damen, in pink, beige und grün, beweisen wie immer Mut zur Farbe. Vorübergehend hüllt sich Máxima in einen Schal des Lokalvereins Feyenoord, offensichtlich auf Wunsch der königlichen PR-Abteilung, der daran gelegen sein muss, Willem-Alexanders unverhohlener Parteinahme für den verfeindeten Konkurrenten Ajax Amsterdam hier und heute etwas entgegenzusetzen.

Der König und die Königin müssen sich der Kritik stellen

Eine reine Spaßtour ist das nicht in der Hafenstadt: Willem-Alexander diskutiert mit Rotterdamern über die Sklaverei-Vergangenheit des Landes, Máxima hört Opfern der "Kinderzuschlagaffäre" zu, die viele Familien ins Elend gestürzt hat. Die Sicherheitsmaßnahmen sind enorm hoch, vor allem wegen der Bedrohung, der sich Kronprinzessin Amalia zuletzt von Seiten der organisierten Kriminalität ausgesetzt sah.

Am Ende, beim großen Fest auf dem Platz neben der eleganten Markthalle, scheint dann doch eine sehr helle Sonne auf Tausende begeisterte Oranje-Fans, die 13 Grad sind klar überschritten. Es wird musiziert und geredet, wenn auch kurz. Keine drei Minuten währt die Ansprache Willem-Alexanders. "Wir kommen aus schwierigen Zeiten", sagt er, "und wir haben schwierige Zeiten vor uns. Aber wenn alle so schön zusammenarbeiten wie hier in Rotterdam, wird es eine fantastisch schöne Zukunft." Um mit dem Motto des Tages zu schließen: "Wir sind alle Kings and Queens."

Die Fähnchen wippen im Wind, die Papp-Krönchen auf den Köpfen der Oranje-Fans wackeln, alle feiern einander, und Máxima wischt sich eine Träne aus den Augen. Als dann noch, zur gezupften Gitarre, aus allen Kehlen das Wilhelmus-Lied erklingt - "ein Prinz von Oranje bin ich, frei, unverwehrt" -, sieht es so aus, als könnte das niederländische Königtum noch ein Weilchen überleben.

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