Süddeutsche Zeitung

"News of the World"-Affäre:Britische Prinzen ausspioniert

Ein despektierliches Foto und vermeintliche Schummeleien in der Offiziersschule: Mehr als 600 Mobiltelefone sollen Journalisten der inzwischen eingestellten britischen Boulevardzeitung "News of the World" angezapft haben. Darunter soll auch die Mobilbox von Prinz Harry gewesen sein.

Im Prozess zum Abhörskandal um die britische Boulevardzeitung News of the World werden immer mehr Details bekannt. So sollen auch die englischen Prinzen Harry, 29 Jahre, und William, 31 Jahre, zu den Opfern in der Affäre um das Zeitungsimperium von Rupert Murdoch zählen. Während seiner Zeit auf der Offiziersschule sei die Handy-Mailbox von Prinz Harry angezapft worden, sagte Staatsanwalt Andrew Edis beim Strafprozess gegen acht Angeklagte.

Darüber hinaus sollen Geldzahlungen an einen Informanten innerhalb der Armee für ein Foto genehmigt worden sein, das Prinz William im Bikini zeigt. Unter anderem stehen die früheren Chefredakteure der 2011 eingestellten Skandalzeitung, Andy Coulson und Rebekah Brooks, vor Gericht. Brooks wurde später Verlagsleiterin für die britischen Murdoch-Zeitungen, Coulson von Premierminister David Cameron zum Regierungssprecher ernannt, obwohl er als Chefredakteur hatte zurücktreten müssen.

Das Geld für das William-Foto soll Brooks persönlich freigegeben haben, wie ihr die Staatsanwaltschaft vorwirft. Harry hatte bei seinem Privatsekretär Jamie Lowther-Pinkerton angerufen und ihn um Hilfe bei einem Aufsatz über die Besetzung der iranischen Botschaft im Jahr 1980 gebeten, den er als Offiziersschüller hatte schreiben müssen. Die Zeitung hatte sich die Information offenbar besorgt, um Harry eine Art Unredlichkeit nachzuweisen.

Drei Journalisten haben sich schuldig bekannt

Die Anklage erhebt schwere Vorwürfe gegen die Führung von News of the World. Die Staatsanwaltschaft im Londoner Strafgericht Old Bailey bezichtigt die frühere Chefredakteurin Rebekah Brooks, den umfassenden Lauschangriff auf Politiker und Prominente in Gang gesetzt zu haben. Zudem sollen weitere angeklagte Führungspersönlichkeiten voll im Bilde über die Aktivitäten gewesen sein.

Die Staatsanwaltschaft präsentierte in der vergangenen Woche ihre Beweise für die Verantwortlichkeit der Chefredaktion. Zudem erfuhren die zwölf Geschworenen, dass sich drei Journalisten wegen der Abhöraktionen schuldig bekannt hätten. Die 2011 aufgeflogene Affäre um das Abhören von mehr als 600 Mobiltelefonen erhält durch Brooks frühere Nähe zum britischen Premierminister David Cameron zusätzlich Brisanz

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1808963
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/AFP/mest/schä
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.