SZ-Kolumne "Bester Dinge":New York hat einen Vogel

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(Foto: Robin Loznak)

Wie ein sehr seltener Besucher in der Metropole eine Menschenmenge verzückt.

Von Max Sprick

King Kong, der mit einer Blondine an einem Wolkenkratzer hängt? Ein Asteroid, der unausweichlich mitten aufs Stadtzentrum zurast? Oder ein älterer Herr mit orangem Gesicht und wehendem Haupthaar, der sich von seinem eigenen Turm aus selbst zum Herrscher des ganzen Landes ausruft? Kaum etwas Verrücktes hätte New York im Jahr 2020 wohl noch wirklich überrascht.

Umso überraschender also, dass sich am Donnerstag im Stadtteil West Chelsea plötzlich zahlreiche Menschen versammelten - immerhin mit Sicherheitsabstand - und mit riesigen Objektiven, High-End-Kameras und Ferngläsern gen Himmel starrten. Nein, kein Promi war zu sehen wie sonst üblich in der West 22nd Street, der Straße, die vom Flatiron Building Richtung Highline führt, auch kein riesiger Gorilla, kein Himmelskörper und kein Trump.

Die Kiebitze hatten einfach nur: einen Vogel. Amazing, very great und absolutely fantastic war das - denn die gelb-rote Kieferntangare, in der Landessprache Western Tanager genannt, die da in einer Baumkrone zwischen den wenigen verbliebenen Blättern saß, lässt sich in der Weltmetropole beinahe noch seltener blicken als King Kong am Wolkenkratzer. Zum ersten Mal seit vier Jahren sei sie in New York gesichtet worden, berichtet ein Ornithologe. Schließlich lebt der Western Tanager in bergigen Mischwäldern, den Winter verbringt er in den Eukalyptuswäldern des warmen Kaliforniens. Ein wahrer Paradiesvogel. Genau das richtige Maß Verrücktheit jedenfalls, das die New Yorker gerade brauchen.

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