New York:Mindestens zehn Tote bei Fährunglück

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Bei schwerem Herbststurm ist eine mit 1500 Passagieren besetzte Fähre gegen eine Kaimauer geprallt. Dabei fuhr das Boot offenbar zu schnell. Dutzende Menschen wurden verletzt. Der verantwortliche Kapitän flüchtete unter Schock und versuchte vergeblich, sich umzubringen.

Nach Medienberichten hat sich der Mann Schnittwunden an den Handgelenken zugefügt und sich mit einem Luftgewehr zwei Mal in die Brust geschossen. Anderen Meldungen zufolge soll der Bootsführer versucht haben, sich mit einen Kopfschuss das Leben zu nehmen. Er sei in kritischem Zustand in ein Krankenhaus gekommen.

Die genaue Unglücksursache ist noch unklar. Die Fähre soll jedoch nach ersten Erkenntnissen zu schnell gefahren sein, als sie gegen einen Hafenkai des Stadtbezirkes Staten Island prallte.

Das Schiff sei bei starken Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 65 Kilometer pro Stunde vom Kurs abgekommen. Der Kapitän habe diesen Fehler aber nicht mehr rechtzeitig korrigieren können, hieß es unter Berufung auf die Polizei.

Dadurch sei das Anlegemanöver am Hafenkai St. George Terminal missglückt, sagten Behördensprecher. Die Fähre sei am Bug durch den Stahlbeton des Kais mehrere Meter weit aufgerissen worden. In diesem Teil gab es offenbar die meisten Opfer.

An Bord des 93 Meter langen Schiffes gebe es möglicherweise noch weitere Leichen, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg bei einer Pressekonferenz. Insgesamt seien 1500 Menschen auf dem Schiff gewesen. Die Bergungsarbeiten dauerten in der Nacht an.

34 Menschen seien nach bisherigen Informationen verletzt worden, viele von ihnen schwer. Mindestens zwei der Unfallopfer hätten Gliedmaßen verloren. "Lasst uns beten, das sich die Zahl der Toten nicht noch weiter erhöht", sagte der Bürgermeister.

New York sei erneut von einer "furchtbaren Katastrophe getroffen worden". Es gebe aber keinerlei Hinweise auf einen Terroranschlag, sagte Bloomberg. Die US-Bundesbehörde für Verkehrssicherheit leitete eine Untersuchung ein. Mit eindeutigen Erkenntnissen wird aber erst in mehreren Wochen gerechnet. Die Besatzung des Schiffes wurde noch in der Nacht verhört und auf Alkohol und Drogen getestet. Augenzeugen schilderten grauenvolle Szenen.

"Wir dachten an eine Bombe, so laut war der Knall, als sich das Schiff in den Beton am Kai bohrte", sagte Sorona Jones, die das Unglück im Achterdeck der Fähre unverletzt überlebte. Die dreistöckige Fähre, die seit Jahrzehnten rund um die Uhr zwischen der Südspitze von Manhattan und dem Stadtbezirk Staten Island unterwegs war, kann bis zu 6000 Passagiere aufnehmen.

Passagiere sprangen ins Wasser

Dutzende Menschen seien ins Wasser gesprungen, als klar geworden sei, dass die Fähre gegen die Hafenanlagen prallen würde, berichteten Augenzeugen. Viele von ihnen hätten mehr als 20 Minuten in dem kalten Wasser ausgeharrt, ehe sie geborgen wurden.

Einigen Opfern wurden regelrecht Gliedmaßen abgerissen. Zahlreiche Menschen waren in den Trümmern der 22 Jahre alten Fähre eingeklemmt. "An Bord gab es lange überhaupt kein Durchsagen, wir wussten nicht, wo wir hin sollten, um uns zu retten", sagte ein älterer Mann Reportern.

Unter den Passagieren waren auch einige Dutzend Touristen. Die Fährverbindung ist bei New-York-Besuchern seit Jahrzehnten populär, weil sie einen atemberaubende Blicke auf die Südspitze der Wolkenkratzer-Insel ermöglicht, die bis zum den Terroranschlägen am 11. September 2001 von den Türmen des Welthandelszentrums überragt wurde. Auch die Freiheitsstatue ist von der Staten Island Ferry aus zu sehen.

Die Fähre zwischen Manhattan und Staten Island befördert täglich etwa 70.000 Menschen in beide Richtungen. Der Fährverkehr wurde vorerst eingestellt.

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