SZ-Kolumne "Bester Dinge":Tage des Zaubers

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(Foto: Timothy A. Clary/AFP)

Viermal im Jahr steht die Sonne so, dass es in New York den perfekten Sonnenuntergang zu bewundern gibt - genau zwischen den Wolkenkratzer-Reihen. Sind die Götter im Spiel? Oder doch nur Schamanen?

Von Christian Zaschke

Viermal im Jahr vollzieht sich in Manhattan ein Wunder. Die Sonne geht exakt im Muster der Straßen unter, als wäre dieser Stadtteil New Yorks von Schamanen gebaut worden. An diesem Montag ist es wieder so weit. Um 20.13 Uhr Ortszeit wird die Sonne zwischen 14th Street, unten im Greenwich Village, und 155th Street, oben in Harlem, auf eine Art und Weise sinken, die jeden noch nicht vollends versteinerten Menschen an eine höhere Macht glauben lassen müsste.

Nun muss man zugeben, dass Sonnenuntergänge über dem Hudson River, der westlichen Grenze Manhattans, immer atemberaubend sind. Wer die Gelegenheit dazu hat, sollte einmal im Leben am Ufer des Hudson sitzen und der Sonne beim Sinken zusehen. Aber diese vier Tage der ganz speziellen Sonnenuntergänge: Sie sind tatsächlich anders. In diesem Jahr sind beziehungsweise waren sie: 29. Mai, 30. Mai, 11. Juli, 12. Juli. Tage des Zaubers.

Das Phänomen, das sich an diesen vier Tagen vollzieht, heißt in New York "Manhattanhenge", vollkommen unbescheiden benannt nach Stonehenge, dem aus Steinformationen bestehenden Areal im Südwesten Englands. Stonehenge ist nach allem, was man weiß, eine Anlage, die errichtet wurde, um den Göttern zu huldigen. Manhattan ist nach allem, was man weiß, eine Gegend, in der die Mehrheit der Bewohner über die Idee, dass es Götter geben könnte, milde lächelt.

Aber an diesen vier Tagen, an denen das Licht in einer unheiligen Mischung aus Gold und Rosa durch die Straßen strömt, spüren selbst die hartgesotteneren Einwohner Manhattans ein Schimmern im Herzen.

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