Süddeutsche Zeitung

New York:Explosion zerstört Gebäude in Manhattan

Lesezeit: 3 min

Von Kathrin Werner, New York

Gebäude im East Village explodiert

Die Explosion ist meilenweit zu hören, der Schall schwingt im Magen nach. Um etwa 15:17 Uhr am Donnerstagnachmittag ging ein Schlag durchs New Yorker East Village. Menschen schreien auf der Straße und rennen weg vom Geschehen, einige Mutige rennen auf die Explosion zu. Binnen Sekunden steigt Rauch auf aus dem schmalen Rotklinkerbau auf der Second Avenue. Ein Mann läuft weg von den Häusern, er blutet im Gesicht. Minuten später gehen die Sirenen los, ein Polizeiauto erscheint, dann ein Feuerwehr-Einsatzwagen.

Die gesamte Straße, eine Hauptverkehrsader mitten in Manhattan, wird zum Stau. Die Einsatzfahrzeuge kämpfen sich durch. "Lass die Feuerwehr durch, du verdammter Idiot", schreit ein Polizist und haut auf die Motorhaube eines gelben Taxis. Ein Feuerwehrauto nach dem anderen fährt vor, Krankenwagen, Polizei. Sirenen brüllen ohrenbetäubend. Feuerwehrmänner in ihren schweren grau-gelben Schutzuniformen rennen auf das Feuer zu. Überall rotes Licht - das ist die Farbe der rotierenden Lichter auf den Fire Trucks.

Schuld war offenbar eine defekte Gasleitung

Mindestens zwölf Menschen sind verletzt, drei davon schwer, sagt Bürgermeister Bill de Blasio auf einer Pressekonferenz wenige Stunden nach der Explosion. Nach Angaben der Feuerwehr sind mehr als 250 Rettungskräfte bei den Löscharbeiten im Einsatz, sie kommen von 50 verschiedenen Fire-Department-Einheiten. Alarmstufe sieben, nennen das Fachleute. Schuld war offenbar eine Gasexplosion. Das gab es in New York schon einmal, vor gut einem Jahr, zwei Wohnhäuser waren damals in Harlem eingestürzt, acht Menschen starben, Dutzende Menschen waren verletzt.

Eines der Gebäude auf der Second Avenue ist teilweise zusammengebrochen, twittert die New Yorker Feuerwehr FDNY. Aus 100 Metern Abstand sieht man nur Rauch und Flammen an der Häuserfront. Es sieht so aus, als würden sie Menschen auf dem Bürgersteig verarzten.

Augenzeugen, die von Anfang an vor Ort waren, berichten, wie Menschen aus den Fenstern kletterten und sich über die Feuerleitern auf die Straße retteten. Die Feuerwehr fährt eine riesige Leiter aus mit einem Korb, ein Feuerwehrmann schafft den Sprung aus dem Fenster und in den Korb nur in letzter Sekunde. Dann schießen Flammen aus dem Gebäude, erst nur klein und orange, dann immer höher, immer röter, bis zu 20 Metern. Man spürt ihre Hitze im Gesicht.

Der Rauch ist schwarz und steigt in den grauen New Yorker Frühlingsnebel. Asche beginnt sich in den Nieselregen zu mischen. Dicke Aschebrocken landen auf dem Bürgersteig.

Schaulustige machen Selfies

Die Polizei sperrt die Straßen ab und schickt die Menschen weiter weg, sie riegelt einen Block nach dem anderen ab, was allerdings nicht so einfach ist, viele Schaulustige sind damit beschäftigt, Fotos vom Feuer zu knipsen, oder von sich selbst vor dem Feuer - ein Selfie vorm brennenden Haus. "Wie bescheuert kann man eigentlich sein, du stehst im Weg", ruft ein Polizist zu einer jungen Frau vor dem Selfie-Handy. Noch sind keine Fotografen und Kamerateams in Sicht, ihre Übertragungswagen schaffen es nicht so schnell zum Ort des Unglücks.

Um kurz vor 16 Uhr gibt es einen weiteres lautes Rumpeln, eine Art weitere kleine Detonation. Inzwischen weiß man, dass eines der Gebäude zu dem Zeitpunkt eingestürzt ist.

Wartungasarbeiten an den Gasanlagen

Laut de Blasio und einem Sprecher der New Yorker Feuerwehr gab es am Tag der Explosion, nur wenige Stunden vorher, Wartungsarbeiten an den Gasanlagen in einem der Häuser. Alle Informationen seien aber noch nicht komplett gesichert. Ein Inspektor des örtlichen Gasversorgers ConEdison sei vor Ort gewesen und habe den Zustand der Gasanlagen bemängelt.

ConEdison hat inzwischen in der gesamten Nachbarschaft die Gasversorgung unterbrochen. Schon seit dem vergangenen August wurde an den Gebäuden gearbeitet, offenbar auch an den Gasanlagen.

Es dauert Stunden, bis keine Flammen mehr aus dem Gebäude aufsteigen. Dafür wird der Rauch am Boden immer dicker. Er tut in den Augen weh. Zeitweise kann man nur noch zwei Straßenblocks weit schauen. Erst um halb sieben lichtet sich der Ruß, ein Teil der Einsatzkräfte zieht ab.

In den betroffenen Gebäuden waren Dutzende Wohnungen, ein Nagelstudio, eine Boutique, ein Pommes-Laden und ein japanisches Restaurant.

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