Neuseeland:Pole-Dance von Prostituierten soll Verkehrsschilder beschädigt haben

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Den Menschen aus Hunters Corner und Papatoetoe reicht es: Sie wollen die Straßenprostitution in ihren Vierteln nicht mehr dulden. Die örtlichen Behörden erheben schwere Vorwürfe gegen die Sexarbeiterinnen: Sie sollen durch exzessives Pole-Dancing mehr als 40 Straßenschilder ruiniert haben.

Sie haben genug von Prostituierten, die vor ihren Wohnungen und Geschäften, an Schulbushaltestellen und auf Parkplätzen ihrem Geschäft nachgehen. Also wandten sich die Bewohner von Hunters Corner und Papatoetoe, zwei Stadtbezirken der neuseeländischen Metropole Auckland, an ihre Lokalpolitiker. Mit Erfolg: Diese Woche gab der Stadtrat eine Broschüre heraus, in der die Schwierigkeiten mit Straßenprostitution detailliert aufgelistet sind. Besonders schwer wiegt dabei ein Vorwurf: Durch exzessives Pole-Dancing sollen Prostitutierte in den vergangenen 18 Monaten mehr als 40 Straßenschilder kaputt gemacht haben.

"Die Pfosten gehören zur Ausrüstung für die Kontaktanbahnung", zitieren mehrere Medien Donna Lee, Bezirksmanagerin in Papatoetoe. "Manche Prostituierte sind dicke, starke Leute." Die Straßenschilder würden immer wieder abknicken. Lee ist gewähltes Mitglied des Stadtteilausschusses. Sie hat Teile der Broschüre verfasst.

In zwei Wochen soll das neuseeländische Parlament über ein Gesetz abstimmen, dass es möglich macht, Prostitution in bestimmten Gegenden zu verbieten. Sexarbeiterinnen, die innerhalb dieser Sperrbezirke erwischt würden, müssten dann mit Strafen von umgerechnet bis zu 1300 Euro rechnen. Derzeit gehören die Prostitutionsgesetze des Commonwealth-Staats zu den liberalsten der Welt.

Die Bewohner von Stadtbezirken, in denen viele Sexarbeiter ihrem Job nachgehen, haben Gesetzesentwurf und Broschüre begeistert aufgenommen. Sie berichten von Müll und Fäkalien, oder von Transvestiten, die sich vor voll besetzten Schulbussen umziehen. "Wir haben ein Päckchen geliefert bekommen, auf dem 'Hookers Corner' (Nutten-Eck, Anm. d. Red.) als Adresse angegeben war und es hat völlig problemlos seinen Weg zu uns gefunden", sagte eine entnervte Frau aus Hunters Corner dem Korrespondenten des britischen Telegraph.

Doch die Prostituierten von Auckland fühlen sich zu unrecht bezichtigt. "Der Stadtrat hat uns zu Feinden der Öffentlichkeit erklärt und so sind wir zur Zielscheibe für Beschimpfungen geworden", sagte JayJay dem New Zealand Herald. Der Transvestit prostituiert sich seit sechs Jahren in Hunters Corner. "Die Leute bewerfen uns aus ihren Autos heraus mit allem möglichen, von benutzten Kondomen bis hin zu Flaschen, und dann sollen wir schuld sein."

Catherine Healey, Koordinatorin des Interessenverbands Prostitutes Collective sagte dem Blatt zufolge, Sperrbezirke würden nirgendwo auf der Welt funktionieren. "Freundlichere Beziehungen aufzubauen und zu akzeptieren, dass man in einer Gegend wohnt, die Straßenarbeiter benutzen, ist die realistischste Option."

Der Bürgermeister von Auckland, Len Brown, sieht das anders. Prostitution sei "wohl die einzige Branche in Neuseeland, die unbegrenzt vom öffentlichen Raum Gebrauch machen" dürfe, schreibt er in der Broschüre. Es bedürfe der Unterstützung durch den Gesetzgeber, um den "hemmungslose Ausbreitung" von Straßenprostitution zu bekämpfen.

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