Zyklon "Gabrielle":Neuseeland ruft nationalen Notstand aus

Zyklon "Gabrielle": Autos weichen umgestürzten Bäumen auf einer Straße in Cook's Beach, östlich von Auckland, aus.

Autos weichen umgestürzten Bäumen auf einer Straße in Cook's Beach, östlich von Auckland, aus.

(Foto: Mike Scott/dpa)

Ein heftiger Sturm hat Überschwemmungen, Erdrutsche und Flutwellen verursacht. Der Minister für Notfallmanagement spricht von einer "Katastrophe erheblichen Ausmaßes".

Eigentlich sind die Sommer in Neuseeland trocken und angenehm warm. Nicht aber in diesem Jahr: Ein Unwetter jagt das nächste, mit verheerenden Folgen. Jetzt wütet Tropensturm Gabrielle mit solcher Kraft in dem Pazifikstaat, dass die Regierung mit einer seltenen Maßnahme reagiert hat: Erst zum dritten Mal in seiner Geschichte hat das Land nun den nationalen Notstand ausgerufen.

"Es war eine schlimme Nacht für die Neuseeländer im ganzen Land", sagte Regierungschef Chris Hipkins. "Viele Familien wurden vertrieben, viele Häuser sind ohne Strom, im ganzen Land sind große Schäden entstanden." Der heftige Sturm hat Überschwemmungen, Erdrutsche und Flutwellen verursacht. Etwa 225 000 Menschen waren ohne Strom in dem Land mit nur etwa fünf Millionen Einwohnern. Viele Straßen sind überflutet oder weggeschwemmt, Mobilfunknetze unterbrochen und einige Städte von der Außenwelt komplett abgeschnitten, Flug-, Fähr- und Zugverbindungen wurden teilweise eingestellt.

Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer. Mancherorts standen die Wassermassen so hoch, dass nur noch Häuserdächer zu sehen waren. Einsatzkräfte suchten in einem Vorort der größten Stadt Auckland nach einem Feuerwehrmann, der unter den Trümmern eines eingestürzten Haus verschüttet war. Küstenregionen wurden evakuiert, in der Region Hawke's Bay und Teilen der Küstenstadt Napier wurden Einwohner aufgerufen, sich wegen steigenden Hochwassers auf Hügeln in Sicherheit zu bringen.

Die Halbinsel Coromandel, ein beliebtes Urlaubsziel, war komplett vom Rest des Landes abgeschnitten. Der örtliche Zivilschutz erklärte, fast jede Straße sei "absolut unpassierbar". Die Behörden bezeichneten die von Gabrielle verursachten Schäden in der Region als "Gemetzel". Auch viele Bäume und Strommasten wurden von den orkanartigen Winden umgerissen. Weil Mobilfunkmasten ausfielen, war es teilweise schwer, an Informationen zu kommen.

In Supermärkten waren die Regale leer, nachdem es vor dem Sturm zu Hamsterkäufen gekommen war. Fast alle Schulen blieben geschlossen. Etwa 200 Soldaten waren im Einsatz, um Betroffenen zu helfen. Das Nachbarland Australien und Großbritannien haben Unterstützung angeboten.

"Das schlimmste Wetterereignis dieses Jahrhunderts"

Noch sei es zu früh, um Angaben über die Zahl der Verletzten und Toten zu machen, sagte Hipkins. Seit einer Generation habe kein Tropensturm in Neuseeland mehr solche Schäden angerichtet. Es handele sich um "das schlimmste Wetterereignis dieses Jahrhunderts".

Dabei hatte es erst vor zwei Wochen vor allem rund um Auckland massive Überschwemmungen gegeben. Sogar der Flughafen stand dabei teilweise unter Wasser. In der Millionenstadt war Ende Januar innerhalb von 24 Stunden so viel Regen gefallen wie sonst in einem ganzen Sommer. Vier Menschen starben.

Neuseeland hatte bislang nur während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 und nach dem Christchurch-Erdbeben 2011 den nationalen Notstand ausgerufen. Die Maßnahme verleiht der Zentralregierung mehr Befugnisse, um Krisen zu bewältigen. "Es handelt sich um eine Katastrophe von erheblichem Ausmaß, die eine echte Bedrohung für das Leben der Neuseeländer darstellt", erklärte der Minister für Notfallmanagement, Kieran McAnulty, auf einer Pressekonferenz in Wellington.

Es wird erwartet, dass der Zyklon nun in ost-südöstlicher Richtung parallel zur Küste weiterzieht. Hipkins sagte, der Kampf gegen den Klimawandel stehe ganz oben auf der Agenda seiner Regierung. Der Sturm habe deutlich gemacht, wie wichtig es sei, die CO2-Emissionen des Landes zu reduzieren und "sich der Herausforderung des Klimawandels zu stellen".

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