Neuseeland:Das mysteriöse Verschwinden von Moses und Summer

Fensterbrett Katze

In einer neuseeländischen Hafenstadt häufen sich die Fäller vermisster Katzen.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

In der neuseeländischen Hafenstadt Timaru häufen sich die Fälle vermisster Katzen. Während die Polizei die Besitzer für verrückt erklärt, glauben diese längst an kriminelle Machenschaften.

Hunderte Neuseeländer sind verzweifelt. Seit Monaten häufen sich in der Hafenstadt Timaru auf der Südinsel die Vermisstenfälle. Ashleigh Hicks ist eine der Betroffenen. Sie sucht verzweifelt nach einem Familienmitglied - ihrem Kater Moses. Damit ist sie nicht allein, mindestens 50 weitere Hauskatzen sind in diesem Jahr in Timaru verschwunden.

Weil sich Hicks von den Behörden nicht ernstgenommen fühlt, gründete sie vor einiger Zeit auf Facebook die Gruppe #freethefurbabies. Relativ schnell meldeten sich weitere Katzenbesitzer, denen Ähnliches widerfahren war. Inzwischen ist die Gruppe zu einer Vermisstenkartei geworden. Zeit und Datum des Verschwindens, sonstige Hinweise zum Tier sowie Bilder der Katzen sind dort dokumentiert.

Hicks glaubt schon lange nicht mehr daran, dass es sich bei den Vorfällen um Zufälle handelt. Dem Guardian erklärt sie, dass es sich bei den vermissten Katzen um Tiere handele, die bislang nie als große Ausreißer bekannt waren. Freiwillige Wanderschaft der Tiere: ausgeschlossen. Auch Gruppenmitglied Rachel Wilson kann sich das Verschwinden ihrer Katze nicht erklären. Niemals, so Wilson, sei ihre Katze Summer von zuhause weggelaufen. Dafür sei sie viel zu anhänglich.

Wo sind die Tiere also hin? Ashleigh Hicks ist sich sicher: Hinter dem Verschwinden stecken kriminelle Machenschaften. So soll es sich bei den Vermissten um außergewöhnlich schöne Exemplare handeln. Umso unverständlicher erscheint ihr das Verhalten der Polizei. "Die Polizei interessiert sich für diese Fälle nicht. In ihren Augen sind wir eine Gruppe verrückter Katzen-Menschen, die mit ihrer Zeit nichts Besseres anzufangen wissen", sagt Hicks dem Guardian.

Trotz der Rückschläge will die Gruppe nicht aufgeben. Inzwischen kontaktierten sie auch die Royal New Zealand Society for the Prevention of Cruelity to Animals (SPGA), die sich um den Schutz von Tieren aber auch um deren Verschwinden kümmert. Doch auch dort fanden sie keine Hilfe: Wenn die Tiere die Möglichkeit hatten, von zuhause fortzulaufen, dann haben sie sich wohl zur Paarung aufgemacht, sagte man ihnen dort. Wenn sich an dem Unverständnis der Behörden nicht bald etwas ändere, drohen Hicks und ihre Verbündeten mit öffentlichen Protesten.

"Tierfängerei gibt es heutzutage nicht mehr"

Eveline Kosenbach ist Tierdetektivin beim Münchner Tierschutzverein und mit dem Verschwinden von Katzen bestens vertraut. Auch sie hält es für ausgeschlossen, dass Kriminelle hinter dem Verschwinden der Katzen stecken. Tierfängerei, so Kosenbach, habe es vor zwanzig oder dreißig Jahren gegeben, als man die Tiere für Laborunterschungen genutzt habe. Heutzutage aber komme so etwas so gut wie nicht mehr vor.

Das Verschwinden er Tiere erklärt Kosenbach folgendermaßen: "Das Wetter ist warm, die Tiere wollen raus, sind aber den ganzen Tag im Haus eingesperrt. Da kann es schonmal vorkommen, dass die Katze davonläuft. Die meisten der Tiere aber kommen irgendwann wieder zurück."

Vielleicht ist es ja tatsächlich nur eine Frage der Zeit, bis Hicks ihren Moses wieder in die Arme schließen kann. Ungünstig nur, dass der Sommer in Neuseeland erst noch bevorsteht. Die Wanderschaft der Stubentiger könnte wohl also noch ein wenig andauern.

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