Neun-Euro-Ticket:Bahnvertreter berichtet von 400 überfüllten Zügen am Tag

Mecklenburg-Vorpommern, Stralsund: ein voller Bahnsteig und Regionalzug am Freitag. (Foto: dpa)

Viele Menschen nutzen an Pfingsten das Neun-Euro-Ticket. In einer ersten Bilanz heißt es, die Züge seien über das Feiertagswochenende deutlich voller gewesen als in den Vorjahren - und manch ein Reisender musste darum am Bahnsteig zurückbleiben.

Günstig fahren mit Bus und Bahn: Impressionen zum Neun-Euro-Ticket im Liveblog:

Bernd Kramer
Bernd Kramer

Pfingstbilanz: Pro Tag etwa 400 überfüllte Züge

Das Pfingstwochenende war der erste Härtetest für das Neun-Euro-Ticket - und die Zwischenbilanz eines Personalvertreters der Deutschen Bahn fällt eher durchwachsen aus. An jedem Tag habe es bundesweit etwa 400 Züge mit zu hoher Auslastung gegeben, so dass Passagiere abgewiesen oder Fahrräder nicht mitgenommen worden seien, berichtete der Vize-Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats DB Regio, Ralf Damde, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland nach Gesprächen mit Bahn-Betriebsräten.

Insgesamt habe es pro Tag rund 700 Meldungen von Überlastung, Problemen mit Passagieren oder Störungen an die Einsatzzentrale gegeben. Das sei signifikant mehr als an einem durchschnittlichen Wochenende und auch als am Pfingstwochenende vor Corona.

Zu befürchteten tätlichen Übergriffen gegen das Bahnpersonal sei es nicht gekommen, "wohl aber zu verbalen", so Damde. Der massive zusätzliche Personalbedarf habe allein über Pfingsten Tausende Überstunden nötig gemacht. Zu erhöhtem Personal- und Zeitaufwand habe auch beigetragen, dass viele Reisende ohne Bahn-Erfahrung sich auf den Bahnhöfen nicht zurecht gefunden hätten. 
Violetta Simon
Violetta Simon

Für neun Euro ans Meer

Wie die Bahnblogstelle auf Twitter berichtet, zog es am ersten Ferientag die Menschen in der nördlichen Hälfte Deutschlands vor allem an die Küste. Großer Andrang herrschte auf Regionalbahnen an die Ostsee, nach Stralsund und Rostock, auf den Bahnsteigen war verstärkt Bundespolizei unterwegs. Auch Richtung Nordsee waren viele unterwegs. Vor allem die Regionalzüge, die Reisende mit dem 9-Euro-Ticket für einen Strandbesuch nutzen konnten, waren am Samstag gut ausgelastet. 

Auf der friesischen Insel Sylt, die zuvor in den sozialen Medien als vermeintliches Traumziel im Fokus stand, kamen am Pfingstsamstag tatsächlich zahlreiche Touristen und Tagesgäste mit der Bahn an. Die Züge seien brechend voll gewesen, selbst die Autozüge ausgebucht, berichtete ein dpa-Fotograf. Viele Bahnreisende seien in Partystimmung angekommen.

Wie ein Polizeisprecher betonte, sei die Lage auf Sylt aber ruhig. Trotz Aufrufe linker Gruppen im Netz, die Insel zu „entern“, habe es in der Nacht keine größeren Einsätze gegeben. Eine Gruppe von 50 bis 80 Punkern, die schon einige Tage auf der Insel seien, sei mal „ein wenig laut gewesen“, aber auch das sei nichts Besonderes. 
Violetta Simon
Violetta Simon

Durch Baden-Württemberg - im Stehen, ohne Rad

Zum Start des Pfingstwochenendes nutzten offenbar viele Reisende das 9-Euro-Ticket, um an ihr Ziel zu kommen. Reisende berichteten am Samstag von teils völlig überfüllten Zügen, es sei auch zu Verspätungen gekommen. Manche Bahnkunden hätten keinen Sitzplatz gefunden, in Regionalzügen hätten Reisende mit Fahrrädern mancherorts nicht einsteigen können, berichtet die dpa.

Besonders stark nachgefragt waren nach Angaben der Deutschen Bahn Regionalzüge zu touristischen Zielen in Baden-Württemberg wie Bodensee, Schwarzwald und anderen Freizeitgebieten. Wie der Bahnbetreiber Go-Ahead Baden-Württemberg am Samstag berichtete, konnte man im eigenen Liniennetz nicht alle Fahrgäste mitnehmen.
Leila Al-Serori
Leila Al-Serori
SZ-Kollegin Leonie Sanke berichtet von einer Fahrt von München nach Baden-Württemberg:
Die undankbarste Position im überfüllten Regionalzug ist die direkt an der Tür. Als einer der letzten Glücklichen steht man den Glücklosen gegenüber – und bekommt deren geballten Zugneid ab. Bis die Türen endlich „zwangsgeschlossen“ werden. Wie hier am Freitagnachmittag am Bahnhof Pasing in München. Trotzdem würde ich mich in diesem Moment lieber im Zug Richtung Memmingen so wüst beschimpfen lassen, als davor zurückzubleiben.

Ich hätte ja gerne auf das Neun-Euro-Ticket verzichtet und den IC in die Heimat in Baden-Württemberg genommen. Wegen einer Baustelle hätte das aber vier Stunden gedauert – sonst sind es gut eineinhalb. Jetzt also Regionalexpress, zweimal umsteigen (und, wie das bei der schwäbischen Eisenbahn bekanntlich üblich ist, viele Haltstationen).

Immerhin, im nächsten Zug nach Memmingen (Umstieg Nummer eins) gibt es noch genügend Stehplätze. Als sich die Türen endlich öffnen, spürt man förmlich, wie sich der Puls der Wartenden langsam senkt, meiner auch. Bleiben noch die beiden anderen Züge, es bleibt spannend. Aber jetzt erst mal den Blick ins Allgäu genießen, ist ja schließlich Wochenende.
Leila Al-Serori
Leila Al-Serori
SZ-Redakteurin Christine Dössel berichtet von einer turbulenten Fahrt heute:
Regel Nr. 1 beim Bahnfahren: möglichst nur durchgehende Züge buchen! Anschlusszüge werden in der Regel nicht erreicht. Derzeit: nie. Wirklich: nie! Das ist die Erfahrung aus den Dienstreisen der letzten Monate und Wochen. Da verlief keine einzige ICE-Fahrt plangemäß. Trotzdem mutig eine Fahrt nach Mannheim gebucht. Für eine Theaterpremiere am Freitagabend. Beginn: 19 Uhr. Der einzige durchgehende Zug am Nachmittag war aufgrund „außergewöhnlich hoher Auslastung“ nicht buchbar (nicht in der 2.Klasse). Daher doch einen Zug mit Umstieg (Frankfurt Flughafen) gebucht: ICE 626. Abfahrt München: 12:50 Uhr. Ankunft Mannheim: 17.23 Uhr. Eigentlich. Schon auf der Strecke zwischen München und Nürnberg wurde der Zug auf eine Nebenstrecke umgeleitet, irgendwas wegen „Elektro und Motor“, nennt sich „technischer Defekt“, hielt dann eine kleine Ewigkeit in der Pampa (Allersberg), um danach mit 40 km/h weiterzuzuckeln. Ein Schaffner ward nie gesehen. In Nürnberg hieß es, der Zug müsse rebootet werden. Entweder bitte umsteigen in andere verspätete Züge, allerdings alle ausgebucht. Oder drinbleiben - Türen zu, kein Strom - und warten, ob der Reset klappt. Klappt nicht. Jedenfalls nicht nach 30 Minuten. Alle raus und rüber auf Gleis 6, wo ein anderer überfüllter Zug steht, der aber erst mal auch keine Anstalten macht loszufahren (er fährt dann gegen 16:50). Um 15:24 Uhr kommt wie zum Hohn eine Benachrichtigungsmail der DB: „Ihre Fahrt heute um 12:50 Uhr fällt aus. Klicken Sie auf ,Alternativen suchen‘“. Auf dem Gleis das Gedrängel der Alternativensucher. Ausdrucksstarre Gesichter von Menschen, die sich stoisch in ihr Schicksal fügen. Liebe Grüße nach Mannheim, die Premiere heute Abend ist nicht zu schaffen. Jetzt auf ins nächste Wagnis: Rückfahrt Nürnberg-München. 

Kassian Stroh
Kassian Stroh

Warum Sylt im Bundestag groß rauskommt

In Berlin verabschiedet der Bundestag den Haushalt: Es geht um viele Milliarden Euro Schulden, den Krieg in der Ukraine, die Inflation - und um Sylt. Auffallend oft fällt der Name der Nordsee-Insel dieser Tage bei den Debatten im Parlament. Nicht nur im Zusammenhang mit dem erwarteten Ansturm des Neun-Euro-Tickets. Er werde lieber nach Rügen als nach Sylt fahren, sagt der Chef der CSU-Abgeordneten, Alexander Dobrindt. Andere Abgeordnete weisen darauf hin, dass die staatlichen Mittel nicht nur auf dieser einen Insel eingesetzt würden. Und Finanzminister Christian Lindner (FDP) sagt in Richtung der Opposition: "Wie der Jongleur auf der Strandpromenade von Sylt, so gehen Sie mit dem Geld um."

Warum das alles? Dahinter stecke ein Spaß und eine Vereinbarung der Haushaltspolitiker im Bundestag, schreibt die Nachrichtenagentur dpa: Es sei fast schon eine Tradition, dass sich diese bei den Schlussberatungen auf ein "Codewort" einigen, das sie dann in der Debatte möglichst oft unterbringen wollen. Die Haushaltspolitiker des Bundestags gelten als eingeschworene Truppe - über die Grenzen der Fraktionen hinweg. Die Nachtsitzungen, bei denen sie letzte Details des Bundeshaushalts aushandeln, schweißen zusammen.
Überfahrt im Zug nach Sylt auf dem Hindenburgdamm
Überfahrt im Zug nach Sylt auf dem Hindenburgdamm. SZ/Niklas Keller
Leila Al-Serori
Leila Al-Serori

Umstieg von Auto auf Zug

SZ-Leser Christian berichtet, dass er erstmals die Bahn statt dem Auto in die Arbeit genommen hat:
Ich wohne in einem kleinen Dorf in Nordhessen. Meine Freundin hingegen wohnt direkt in Kassel und da dachte ich mir, ich versuche von dort mal mit dem Neun-Euro-Ticket ins Büro zu pendeln, was im weit entfernten Friedberg liegt. Von meinem Wohnort "auf dem Dorf" wäre die Strecke nur mit fünf bis sechs Umstiegen möglich, zeitlich absolut untragbar. Bisher bin ich deshalb immer und sehr viel Auto gefahren. Aber durch das Neun-Euro-Ticket, die aktuellen Spritpreise und die gute Anbindung an den Wohnort meiner Freundin, wollte ich gerne mal die Alternative mit der Bahn ausprobieren. 
 
Also morgens um kurz vor sechs in Kassel aus dem Haus, am Bahnhof angekommen, steige ich gleich ein und mache es mir bequem. Sitzplätze waren noch reichlich vorhanden.
Der Zug fährt los, ich bemerke, dass ich ganz entspannt aus dem Fenster schauen, auf dem Handy Emails lesen, oder alles Mögliche tun kann, was ich während des Autofahrens natürlich nicht kann.
Mit mobilem Internet kann man im Zug arbeiten. So die Theorie. Nachdem der Zug die urbane Region um Kassel verlassen hat, habe ich keinen Handy- und Internetempfang mehr. In den Zügen, die ich mit dem Ticket nehmen darf, gibt es kein Wlan. Also doch nichts mit arbeiten.
Ansonsten ist die Fahrt unspektakulär, bis ich meinen gewünschten Ankunftsbahnhof in Friedberg erreiche. Mein Büro liegt sehr weit vom Bahnhof entfernt in einem Gewerbegebiet, nur mit mehrmaligem Umsteigen und zeitlich sehr zeitintensiv erreichbar. Zum Glück habe ich eine tolle Kollegin, die mich mit dem Auto am Bahnhof abholt und mit ins Büro nimmt.
Acht Stunden gearbeitet und es geht wieder zurück. Ich werde wieder zum Bahnhof gefahren und steige wieder in den Zug zurück.
Diesmal ist es ganz anders: Ich steige in einen vollen Zug; Leute sitzen bereits auf der Treppe. Also muss ich erstmal stehen. Das ändert sich glücklicherweise nach ca. 20 Minuten Fahrt, als der Zug Gießen erreicht und einige Personen aussteigen. 
 
Fazit: Der Zug ist eine Alternative zum Pendeln mit dem Auto, dass es für Berufstätige noch interessanter wird, muss das mobile Internet und der Mobilfunkempfang deutlich verbessert werden und auch die "letzte Meile" muss besser angebunden sein. Ohne meine liebe Kollegin währe ich doch lieber in meinen Diesel gestiegen...
Leila Al-Serori
Leila Al-Serori

Kofferchaos vor München

SZ-Redakteurin Claudia Wessel berichtet von ihrer heutigen Fahrt in Bayern:
Donnerstag, 11.32 Uhr ab München Richtung Garmisch in der Werdenfels Bahn. Neun-Euro-Ticket ? Scheint kein Mensch zu haben außer mir. Daher kann ich also sehr entspannt im quasi leeren Waggon Richtung Osteopathin fahren. Aber auf dem Rückweg: Start 15.32 Uhr in Murnau. Ein buntes Kofferchaos blockiert sämtliche Gänge. „Den können Sie hier nicht stehen lassen, Fluchtweg",
sagt die Schaffnerin. „Und wo soll ich hin?“ Gute Frage, die an diesem Tag viele haben. Die Dame schafft es, das pinke Gepäckstück auf die Ablage oben zu hieven. Schon steht die nächste Kofferbesitzerin vor einem – man hat auf den Notsitz Platz genommen – begleitet von der Schaffnerin. Der riesige Koffer darf nicht im Abteil bleiben, er muss jetzt vor den eigenen Füßen landen. Kein Problem, man selbst hat ja zum Glück nur ein Täschchen dabei. Kurz vor München und dem Aussteigen entsteht komplettes Chaos. Selbige Kofferbesitzerin kommt mit einem weiteren, kleineren und einer Tüte voller Weißwurst, wie sie mitteilt. Ihre mitreisenden Damen und sie planen in München umzusteigen, doch aufgrund der Verspätung wird es knapp. „Ich bin etwas gestresst“, sagt eine der vier. „Ich bin schon den ganzen Tag gestresst“, sagt die Weißwursthalterin. „Wenn wir den anderen Zug verpassen, dann campieren wir halt am Bahnhof und essen die Wurst selbst.“ Nicht nur die vier sind nervös, auch ein Herr und eine Dame, die neben ihnen eingequetscht wird. „Frechheit“, hört man nun, die Bahn hätte doch wissen müssen, dass mit dem Neun Euro Ticket viel mehr Leute fahren und man hätte mehr Platz schaffen müssen. Übrigens sind auch schon viele Eltern mit Kindern und Koffern unterwegs. Sind denn schon Ferien?
Violetta Simon
Violetta Simon

Welche Züge darf man überhaupt nutzen?

Auf Facebook hat sich eine Debatte darüber entwickelt, welche Züge (die grünen, die weißen, ICE ja oder nein - und warum nicht???) man mit dem Ticket überhaupt benutzen darf. Die Neue Westfälische hat dazu einen Text gepostet, der fast 2000 Kommentare nach sich zog - aus jeder denkbaren Meinungsecke ist etwas dabei. Die einen jammern, weil es ihnen zu kompliziert ist, die anderen machen sich darüber lustig, dass so viele überfordert damit sind, einen ICE zu erkennen. Andere beschweren sich darüber, warum man nicht alle Züge nutzen darf. Die nächsten rufen dazu auf, endlich mal nicht zu meckern, sondern dankbar zu sein. Besonders kritische Leser vermuten hinter der Aktion eine Taktik vor der nächsten Preiserhöhung - und begründen damit, dass sie lieber weiter mit dem Auto fahren. 
Leila Al-Serori
Leila Al-Serori

"War auf das Schlimmste gefasst"

Leser Norbert berichtet von seiner Fahrt am ersten Gültigkeitstag:
Wir riskierten eine längere Fahrt von Friedrichsdorf Seulberg nach Bad Gögging. Als Vielbenutzer des öffentlichen Personennahverkehrs im Frankfurter Raum und Inhaber das Senioren Jahrestickets erster Klasse hatte ich und habe ich schon extrem viel negative Erfahrung mit dem öffentlichen Personennahverkehr gemacht und war daher auf das Schlimmste gefasst. 
Wegen des befürchteten Andrangs hatten wir schon extra den frühestmöglichen Zug ab Friedrichsdorf um 4:41 Uhr gewählt und das sollte sich als gute Entscheidung herausstellen. Mit Zunahme das Berufsverkehrs füllt sich der Zug doch ganz erheblich, war aber bei weitem nicht überfüllt. 
Umstieg in den Regionalexpress nach Treuchtlingen hat auch gut geklappt. Die positiven Erfahrungen mit den bayerischen Bahnhöfen und Zugpersonal setzten sich fort. In Treuchtlingen hatten wir 10 Minuten Verspätung und schon jede Hoffnung aufgegeben, den Anschlusszug zu erreichen, aber siehe da, der hat extra auf uns gewartet! Weiter ging die schöne und landschaftlich sehr attraktive Fahrt bis Ingolstadt. Dann noch mal eine kurze Strecke bis nach Abendsberg mit einem weiteren schönen Zug. 
Da ging der Ärger los, denn der Busfahrer wollte unsere Fahrkarte nicht akzeptieren. Glücklicherweise war ein junger Mann im Bus uns behilflich, der sein ausgedrucktes Neun-Euro-Ticket vorzeigte und bestätigte, dass dieses auch im Bus gilt. Verabschiedet in Bad Gögging hat uns der Busfahrer mit den Worten, dass er uns künftig nicht mehr mitnehmen werde.

Fazit: Alles wirklich gut. Züge und Bahnhöfe sauber, Personal sehr freundlich, pünktlich Anschlüsse erreicht. Den unfreundlichen Busfahrer blenden wir einfach mal aus. 
Bernd Kramer
Bernd Kramer

Sieben Millionen Tickets verkauft: "Im wahrsten Sinne des Wortes ein Erfolg"

Bundesverkehrsminister Volker Wissing sieht einen gelungenen Start des Neun-Euro-Tickets im Nahverkehr und hat bei vollen Zügen zu gegenseitiger Rücksicht der Fahrgäste aufgerufen. Das Ticket werde sehr stark angenommen, sagt der FDP-Politiker. "Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Erfolg, ein Kassenschlager.“ Sieben Millionen Tickets seien verkauft worden. "Das heißt, die Menschen haben es in ihr Herz geschlossen." 

Mit Blick auf einen erwarteten größeren Andrang an den bevorstehenden Pfingstfeiertagen sagt Wissing: "Wenn so viele zusätzlich fahren, kann es punktuell zu starken Auslastungen kommen." Man müsse dann einfach sagen: "Jeder sollte auf jeden Rücksicht nehmen. Man muss sich dann eben auch überlegen, zu welchen Zeiten man fährt." Aufgrund der Corona-Pandemie habe der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) 20 Prozent der Fahrgäste verloren. "Wir haben also Luft nach oben, was die Kapazitäten im Augenblick und die Kapazitätsauslastung angeht."

Am Pfingstwochenende könnte es vor allem auf beliebten touristischen Strecken zu Andrang in Regionalbahnen kommen. Wissing sagt, das müssten die Verkehrsverbünde vor Ort klären. Viele hätten gesagt, dass sie damit gut zurechtkommen. Die Länder hätten gewollt, dass das Ticket bundesweit gelte. "Ich vertraue auf deren Expertise."
Hat sein Neun-Euro-Ticket auf dem Smartphone: Verkehrsminister Volker Wissing.
Hat sein Neun-Euro-Ticket auf dem Smartphone: Verkehrsminister Volker Wissing. Foto: dpa
Sara Maria Behbehani
Sara Maria Behbehani

Die SZ berichtet

Hier unsere wichtigsten Informationen und Hintergründe zum Neun-Euro-Ticket:  

  • Viele freuen sich darauf, nun günstig mit der Bahn quer durchs Land zu fahren. Unsere interaktive Karte zeigt, welche Routen man sich dabei nicht entgehen lassen sollte: Zwölf schöne Strecken für das Neun-Euro-Ticket (SZ Plus)

  • Auch wenn das Neun-Euro-Ticket noch keine Verkehrswende bringt: Die Sommerpauschale für den öffentlichen Nahverkehr kann immerhin ein starkes Zeichen setzen. Ein Kommentar (SZ Plus)

  • Das Klimaticket im Nachbarland ist hoch erfolgreich - vielleicht sogar zu sehr. Was Deutschland daraus für das Neun-Euro-Ticket lernen kann.

  • Der Verkehrspsychologe Wolfgang Fastenmeier erklärt das Neun-Euro-Ticket zum Strohfeuer und spricht darüber, warum die Menschen jetzt nicht dauerhaft auf den ÖPNV umsteigen werden und was sich wirklich ändern müsste. Ein Interview (SZ Plus)

  • Ein Strandtag für neun Euro plus Kurtaxe, so preiswert gab's das wohl noch nie. Auf Sylt finden viele die Idee mit dem Billigticket nicht gerade prickelnd. Und dann haben sich da auch noch ganz spezielle Gäste angesagt. Besuch auf der Lieblingsinsel der Deutschen. (SZ Plus)
Leila Al-Serori
Leila Al-Serori

"Ein Ticket wie eine Flatrate"

SZ-Leser Marius berichtet aus Berlin:

Das Neun-Euro-Ticket fühlt sich an wie die erste SMS-Flatrate auf dem Handy! Wie? Ich kann einfach so fahren? Immer, wann ich will? Für neun Euro? Krass! Inzwischen sind Flatrates für SMS nicht mehr so angesagt, aber mit Kommunikation, die günstig ist, damit hat sich dieses Land im europäischen Vergleich schon immer schwer getan. Dass für preiswertes Fahren jetzt ein Krieg her muss ist auch irgendwie zynisch, aber hier geht es ja eigentlich um was anderes: Heute Nachmittag bin ich in Berlin an der Gneisenaustraße in die U7 Richtung Rathaus Spandau eingestiegen. Es war ein älterer Zug. Kein neuer durchgängiger. Ich mag die älteren lieber, natürlich. Aber allein schon um zu schauen ob Kontrolleure kommen, sind die beim Fahren ohne Fahrausweis praktischer. Das war ein ungewohntes Gefühl, einfach so einzusteigen, ohne sich über einen Ticketkauf Gedanken zu machen.

Wenn Sie auch zum Thema diskutieren wollen oder Ihre Erlebnisse schildern können Sie das bei der SZ-Leserdiskussion bzw. auch als Email an debatte@sz.de
Leila Al-Serori
Leila Al-Serori

Ansturm bleibt trotz Neun-Euro-Ticket aus

SZ-Reporter Andreas Schubert berichtet aus München vom Start des Neun-Euro-Tickets:

Die Fahrgäste sehen Grün: An den Fahrkartenautomaten am Hauptbahnhof stehen am Morgen etwa ein Dutzend Menschen in der Schlange. So weit, so normal. Doch diesmal geht der Kauf meistens schnell. Statt mühsam eine Verbindung herauszusuchen, drückt ein Großteil der Ticketkäufer auf den grünen Button, auf dem "9,00 €" steht, steckt die Karte in den Schlitz und zieht anschließend zufrieden weiter. Eine Gruppe junger Männer in kurzen Hosen hat es eilig: In ein paar Minuten fährt ihre Regionalbahn RB16 Richtung Nürnberg, und die ist schon ziemlich gut besetzt. Natürlich finden sie das Neun-Euro-Ticket super, sagt einer. Und man werde die Bahn nun öfter für kleine Abstecher nutzen. Vielleicht nach Salzburg oder Regensburg. Ob sie auch mal nach Berlin wollen? Vielleicht, auch wenn die Reise dann doch recht lange mit den Nahverkehrszügen dauern würde.

Den ganzen Bericht lesen Sie hier.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Wenn die Bahn beginnt zu reimen

Pünktlich zum Auftakt erinnert der Deutsche-Bahn-Personenverkehr via Twitter noch einmal daran, dass das Neun-Euro-Ticket ausschließlich in den Verkehrsmitteln des öffentlichen Nahverkehrs gilt - also nicht im IC oder etwa im ICE. Um wirklich sämtliche Zweifel auszuräumen, greift das Unternehmen dann auch zu außergewöhnlichen Mitteln, in diesem Fall einem schmissigen Merkreim: "Soll die Reise mit dem #9EuroTicket sein, steig nicht in den weißen Zug mit rotem Streifen ein." 
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Rabattaktion im Nahverkehr
:Für neun Euro durchs ganze Land

Der Bundesrat stimmt zu: Von Juni an können die Deutschen per Billigticket in Bussen und Bahnen reisen. Wie kommt man an die Tickets? Und wo drohen überfüllte Züge? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Markus Balser

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