Neujahrsfeier:Silvester in Köln: Das beunruhigende Gefühl bleibt

Ein riesiges Polizeiaufgebot sollte die Silvesterfeiern in Köln davor beschützen, dass es wieder zu massenhaften sexuellen Übergriffen kommt. Das ist zwar gelungen - aber zu einem hohen Preis.

Von Sebastian Fischer, Köln

Man sieht Henriette Reker die Müdigkeit nicht an, als sie am ersten Tag des neuen Jahres im Kölner Rathaus mal wieder über Silvester spricht, doch sie hat einen Marathon hinter sich. Wochenlang hat die Kölner Oberbürgermeisterin über die Vorbereitungen für den 31. Dezember reden müssen, über Sicherheit und über das wohl symbolträchtigste Silvesterfest, das es in Köln je gab.

Vor einem Jahr hat die Kölner Silvesternacht die Art und Weise verändert, wie in Deutschland über Sicherheit und Flüchtlinge gedacht und geredet wurde, nachdem Hunderte Frauen sexuelle Gewalt von Hunderten Männern vor allem nordafrikanischer Abstammung erfuhren. Deshalb sollte Silvester 2016 der Beweis sein, dass sich die Kölner von diesem Schatten lösen können, ja: dass in Deutschland trotz Verunsicherung und Sicherheitsvorkehrungen noch gefeiert werden kann.

Reker streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht, schaut noch mal auf ihren Zettel, dann tritt sie vor die Mikrofone und sagt: "Die Vorbereitungen und der hohe Einsatz haben sich gelohnt." Sie sagt: "Ich bin froh, ich bin erleichtert." Dabei wird auch von diesem Silvester wieder ein Gefühl zurückbleiben, das nicht nur beruhigend ist.

Mehr als 600 Nordafrikaner standen in der letzten Nacht des Jahres 2016 plötzlich wieder im Kölner Hauptbahnhof, die Polizei musste sie an der Einreise in die Innenstadt hindern, weil sich wieder große Männergruppen aggressiv verhielten. Ein ohnehin schon riesiges Personalaufkommen, 1500 Beamte in der Innenstadt, musste die Kölner Polizei noch mal mit zwei Hundertschaften verstärken. Die Frage, die nach dem Kölner Silvester ein Jahr nach der Katastrophe bleibt, ist die, ob man sich nicht nur in Köln, sondern in ganz Deutschland an solche Umstände gewöhnen muss.

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