Neues Fischereigesetz:Immer mehr Anglerfreunde

Es gibt neue Materialvorgaben im Sinne des Tierschutzes. Die Fischereiabgabe steigt von fünf auf zehn Euro und ist fortan auch von Angeltouristen zu entrichten. Die Tätigkeit der kommerziellen Angel-Guides ist präziser geregelt. Im Groben kann man sagen: Die Freiheit des Fischefangens hat mehr Grenzen bekommen.

Für Vereinschef Kay Stappen und Nils Peters, den zweiten Vorsitzenden der Anglerfreunde-Nord, ist das Schikane. Stappen, 54, hat schon als Achtjähriger am Isebekkanal gefischt. Er bezeichnet sich als "Herzblutangler" und ist heute ein sehr temperamentvoller Kritiker des Angler-Establishments. Er findet es schon lange zu eingefahren, genau deshalb hat er 2005 die Anglerfreunde-Nord gegründet. "Wir sind eine Opposition", sagt er. Als "preiswertester Angelverein Norddeutschlands" (Selbstauskunft auf der Homepage) sind die Anglerfreunde-Nord auf 3600 Mitglieder angewachsen, was aus Stappens Sicht manchem in der Dachorganisation Angelsport-Verband Hamburg (ASV)

überhaupt nicht gefällt. Wenn Stappen aus der Geschichte seines Klubs erzählt, geht es um plötzlich abgelehnte Anträge aus der Behörde und Abmahnungen durch den Verband. Das neue Fischereigesetz empfindet Stappen als einen willkürlichen Versuch, kommerzielle Guides besser zu stellen als ehrenamtliche Angler, die sich in ihrer Freizeit um Ausbildung und Gewässerpflege kümmern. Das Entnahmefenster findet er juristisch unausgegoren. Machbarkeitsstudien fehlten. "Das Gesetz ist für uns Angler, die seit Jahrzehnten angeln, ein Tritt in den Arsch. Man sagt, denen müssen wir auf die Finger gucken." Stappen redet mit viel Leidenschaft. Er ist wirklich ziemlich sauer. Irgendwann sagt er: "Wissen Sie, was ich gleich mache? Ich gehe in meinen Garten zum Holzhacken." Der Frust muss raus.

Schutz für Aal und Zander

Werner Kleint allerdings, Sprecher des 16000 Mitglieder starken ASV, kann mit dieser Wut wenig anfangen. "Die breite Masse der Anglerschaft findet das Gesetz gut." Kleint ist selbst Gemütsangler, Streetfishing ist nicht sein Ding. Nie würde er sich in den Publikumsverkehr an den Landungsbrücken stellen. Anglerguides sieht er kritisch und auch zum Entnahmefenster hat er eine eigene Meinung ("ich bin da eher contra"). Aber als Verbandsvertreter ist er einverstanden. Mit anderen Naturschutzverbänden war der ASV eingebunden in den Gesetzgebungsprozess.

Und auch wenn die Behörde nicht jeden Einwand berücksichtigt hat, sagt er: "Wir finden uns sehr gut wieder in dem Gesetz." Gerade den Schutz für Zander und Aal kann er verstehen, weil die Bestände zurückgehen. Die höhere Fischereiabgabe auch für Nicht-Hamburger findet er angemessen. Außerdem habe die Angler-Ausbildung jetzt ein klareres Profil. Das neue Gesetz ist für ihn kein Drama. Kleint sagt: "Der wichtigste Passus, der nicht verändert wurde: Wir dürfen weiter angeln."

André, der Berliner an der Waterkant, ist auch informiert über das neue Gesetz. Klar, er ist ja Angler, kein Rebell, und erst recht kein Feind des Fischschutzes. Er freut sich, wenn er was fängt und sich daraus eine Mahlzeit machen kann. Aber er freut sich auch, wenn er nichts fängt. "Die Fische sollen ja auch leben", sagt er. Mit dem neuen Gesetz hat er kein echtes Problem.

Der Niesel hört nicht auf. Im Hafen geht der graue Tag langsam in die Nacht über. André genießt den Frieden am Wasser. Ein Kreuzfahrtschiff schiebt sich träge durch den Nebel. Vertreiben die mächtigen Kähne nicht die Fische? "Nee", sagt André, "die kennen die Schiffe ja."

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