Süddeutsche Zeitung

Neuer Rekordstand:Opium-Anbau in Afghanistan boomt

In Afghanistan wird so viel Opium angebaut wie nie zuvor. Vier Fünftel der weltweiten Produktion stammen jetzt schon vom Hindukusch, und es kommen immer mehr Felder hinzu. Das Geschäft mit dem Heroin-Rohstoff ist dort ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Das nahende Ende des Nato-Kampfeinsatzes hat dem Opiumanbau in Afghanistan neuen Schub gegeben. Die Anbaufläche für Schlafmohn ist nach Angaben der Vereinten Nationen auf das Rekordausmaß von 209.000 Hektar gewachsen. Alle afghanischen Opiumfelder zusammen sind damit fast dreimal so groß wie das Bundesland Hamburg. Opium ist der wichtigste Rohstoff für die Herstellung von Heroin.

Die UN-Drogenbekämpfungsbehörde UNODC vermutet, die Bauern hätten ihre Kapazitäten erhöht, um sich für künftige Unsicherheit nach dem Abzug der internationalen Kampftruppen bis Ende 2014 abzusichern. In Afghanistan besteht die Sorge, dass nach dem Abzug der derzeit noch verbleibenden 75.000 Soldaten der USA und anderer Nato-Staaten die Gewalt weiter ansteigen könnte.

Auch die Opiumproduktion zog im Vergleich zum Vorjahr kräftig an. Etwa 5500 Tonnen Opium wurden in diesem Jahr hergestellt. Das ist ein Plus von 50 Prozent im Vergleich zu 2012. Afghanistan ist damit für etwa 80 Prozent der weltweiten Opiumproduktion verantwortlich. Der Spitzenwert in der Produktion wurde aber aufgrund des schlechten Wetters im Süden des Landes nicht erreicht. 2007 waren 7400 Tonnen hergestellt worden.

UN fordern "ernste Entscheidungen"

UNODC-Direktor Yury Fedotov nannte die Zahlen "ernüchternd". Die Internationale Gemeinschaft müsse Afghanistan helfen. Die afghanische Regierung selbst müsse aber auch mit Blick auf den Abzug der Nato-Kampftruppen "einige sehr ernste Entscheidungen treffen", um den Drogenanbau zu bekämpfen.

Nach Angaben von UNODC nehmen die afghanischen Anbauer in diesem Jahr mit der Opiumproduktion umgerechnet 707 Millionen Euro ein. Das entspricht etwa vier Prozent des gesamten afghanischen Bruttoinlandsprodukts. Laut der Behörde stieg der Verkaufspreis für Rohopium gegenüber dem Vorjahr um knapp ein Drittel. Ein Kilogramm kostet demnach etwa 145 US-Dollar.

Von den 34 Provinzen in Afghanistan sind nur noch 15 frei von Schlafmohnanbau, zwei weniger als im Vorjahr. Beim Versuch, Anbauflächen im Auftrag der Sicherheitskräfte zu roden, wurden in diesem Jahr 143 Menschen getötet. Zwischen dem Aufstand der Taliban und dem Anbau von Drogen gebe es weiterhin starke Verbindungen, berichtete die UN-Anti-Drogenbehörde. So habe die Anbaufläche in der südlichen Taliban-Hochburg Helmand um 34 Prozent zugelegt. Die Provinz stelle damit inzwischen fast die Hälfte der landesweiten Anbaufläche für Schlafmohn.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1817822
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/AFP/fri/sks
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.