Neue Hurrikan-Welle:"Rita" und "Philippe" nehmen Kurs auf Amerika

Drei Wochen nach dem verheerenden Hurrikan "Katrina" brauen sich zwei weitere Stürme über dem West-Atlantik zusammen. Sie könnten auch die USA treffen.

Tropensturm "Rita" nimmt Kurs auf Kuba und die Bahamas, Hurrikan "Philippe" formiert sich östlich der Kleinen Antillen und wird vermutlich weiter nach Nordwesten ziehen. Laut US-Nachrichtensender CNN könnte "Rita" auch für den Süden des Bundesstaates Florida zur ernsthaften Gefahr werden.

Der nationale Wetterdienst von Key West hat vorsorglich eine Hurrikanwarnung für Süd-Florida herausgegeben. In den nächsten 24 Stunden werde sich zeigen, in welche Richtung "Rita" ziehe.

"Dabei wird er wahrscheinlich noch heute, spätestens aber morgen zum neunten Hurrikan der Saison 2005 hochgestuft werden", sagte der Hurrikan-Experte Thomas Sävert vom Wetterdienst Meteo Media am Montag der dpa.

"Als starker Hurrikan dürfte er danach auf den Golf von Mexiko ziehen. Wo er dort in der zweiten Wochenhälfte an Land gehen wird, ist derzeit noch offen, möglicherweise in Mexiko, auch die texanische Küste ist in Gefahr. Dann würden die Hurrikanflüchtlinge gleich den nächsten Hurrikan erleben, denn viele sind ja in Houston untergebracht", meinte Sävert.

Wie weit von "Philippe" - dem inzwischen achten Hurrikan der Saison - Gefahr ausgeht, ist noch nicht absehbar. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass "Philippe" die nordöstlichsten der Kleinen Antillen streift, sagte Sävert. Dabei könnte auch er zu einem starken Hurrikan werden.

New Orleans bleibt eine Geisterstadt

Die vom Hurrikan "Katrina" zerstörte Stadt New Orleans ist derweil noch weit von der Normalität entfernt. Der erwartete Ansturm von rückkehrwilligen Geschäftsleuten blieb am Wochenende aus. Viele Rückkehrer hätten in "unheimlich und geisterhaft wirkenden leeren Stadtteilen" mit "ungläubigen Gesichtern und Tränen in den Augen" vor ihrem verwüsteten oder schwer beschädigten Eigentum gestanden, berichtete der lokale Fernsehsender WWLTV.

"Katrina" hatte in Louisiana, Mississippi und Alabama ein Gebiet so groß wie Großbritannien verwüstet. Dabei kamen mindestens 812 Menschen ums Leben. Mehr als 2050 Eltern suchen weiterhin nach verschollenen Kindern. Die Schäden nach der bislang größten Naturkatastrophe der USA werden inzwischen auf über 200 Milliarden Dollar (163 Milliarden Euro) geschätzt. New Orleans steht weiterhin zu 40 Prozent unter Wasser.

Unterdessen ist in New Orleans ein offener Streit zwischen den Behörden über die Rückkehr der Menschen ausgebrochen. Während Bürgermeister Ray Nagin den Evakuierten so rasch wie möglich die "Chance für einen neuen Anfang" geben möchte, zeichnete der nationale Koordinator für die Hilfsmaßnahmen, Vizeadmiral Thad Allen, ein lebensgefährliches Szenario.

Durchweichte Dämme, verseuchte Böden

Die durch die Flutkatastrophe geschwächten Staudämme könnten erst bis Juni kommenden Jahres vollständig in Ordnung gebracht werden, sagte Allen. Zudem gebe es keinen Evakuierungsplan für New Orleans.

Auch die Behörden warnen die Rückkehrwilligen, weil überall Gesundheitsrisiken lauern und die öffentliche Versorgung praktisch zusammengebrochen ist. In der Stadt funktionieren keine Ampeln. Krankenhausbetten sind äußerst knapp. Die Umweltdezernenten von Stadt und Bundesstaat warnen vor Böden, die von Bakterien, Erdöl oder ausgelaufenem Benzin verseucht worden sind.

Bürgermeister Nagin hingegen sieht die Stadt schon wieder atmen und ihren normalen Lebensrhythmus finden. Die Wiederbelebung des Patienten New Orleans solle direkt am Herzen beginnen, dem ehemals pulsierenden Touristenviertel French Quarter, sagte er. In wenig mehr als einer Woche sollten die Einwohner in den historischen Stadtteil mit Jazz-Kneipen, Piano-Bars, Straßenmusik und Restaurants zurückkehren können.

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