Wie viel Zeit vergangen war? Schwer zu rekonstruieren. Vielleicht Tage, vielleicht auch Wochen. In jedem Fall thronte draußen immer noch der Winter, kalt und feindlich. Drinnen thronte nichts. Wie ein gut konditioniertes Tier hatte man 92 Folgen lang auf den Bildschirm gestarrt, der Nacken verkrampft, die Pupillen bedrohlich geweitet, das Bettlaken ein sonderbares Gebilde aus Teriyaki-Soße und historischen Krümeln. Irgendwann war man in die Küche gegangen, Pizza schneiden, kurz auch mal zur Arbeit, was dort passiert war, wusste man nicht mehr. Die übrige Zeit hatte man mit "Mad Men" zugebracht. Jener Serie, die aus dem Leben von Don Draper erzählt, einem superkapitalistischen, supersexistischen, superkaputten Werber aus New York. Einer fiktiven Figur, die einem kaum Grund gibt, sie zu mögen. Und von der man unter gar keinen Umständen wollte, dass sie jetzt geht.
Jahresrückblick 2019: Serien:Serien in Serie
Drachenkönigin und Held Jon Snow aus "Game of Thrones": Die Streaming-Welt verwandelte die Menschen in blasse und glückliche Gestalten, die nur noch eines wollten: im Bett verlottern und Serien schauen.
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