Nepal:Mindestens 70 Tote bei schwerem Nachbeben in Himalaya-Region

  • Nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal hat ein weiteres gewaltiges Beben den Himalaya-Staat erschüttert.
  • Das Beben hatte nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums die Stärke 7,2.
  • Erneut gab es zahlreiche Tote und Verletzte. In Kathmandu stürzten wieder Häuser ein.
  • Bei dem Beben der Stärke 7,8 vom 25. April waren nach bisherigen Angaben mehr als 8000 Menschen ums Leben gekommen.

Von Christoph Meyer und Anna Fischhaber

Wieder Tote und Verletzte

Menschen rennen panisch auf die Straßen. Eltern drückten ihre Kinder an sich. Freiwillige bildeten Menschenketten, um Krankenwagen in den überfüllten Straßen den Weg zu bahnen. Fieberhaft versuchen die Menschen, Verwandte und Freunde zu erreichen. Der Himalaya kommt nicht zur Ruhe: 17 Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal hat ein weiteres gewaltiges Beben das Land erschüttert.

Erneut stürzten Häuser ein, erneut gab es zahlreiche Tote und Verletzte. Der internationale Flughafen in Kathmandu ist gesperrt. In Nepal starben nach offiziellen Angaben 52 Menschen bei dem Nachbeben. In Indien kamen mindestens 17 Menschen ums Leben und in China eine Frau. Die Zahl könne aber weiter steigen, wenn Berichte aus den entlegenen Gebieten einträfen, sagte Laxmi Dhakal vom Innenministerium. Mehr als 1000 Menschen seien verletzt worden.

Zahlreiche Gebäude - durch das verheerende Beben vor 17 Tagen schon instabil geworden - stürzten am Dienstagmittag, Ortszeit, in Nepal ein, Menschen gerieten in Panik. Das indische Militär veröffentlichte Bilder, auf denen zahlreiche Erdrutsche an Berghängen zu sehen sind. "In einigen Dörfern in diesen (am schwersten getroffenen) Gegenden erwarten wir völlige Zerstörung", sagte Dhakal.

"Eine Vorwarnung gab es nicht"

Das Beben habe etwa eine Minute gedauert, erzählt eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Humedica am Telefon. "In unserer Nähe stürzte ein Haus ein, das bereits vom vergangenen Beben beschädigt war. Eine Vorwarnung gab es nicht." Maren Wiese befindet sich im Zentrum von Kathmandu. Dort strömten die Menschen in Panik auf freie Flächen, erzählt sie. "Manche wirken apathisch, viele schreien vor Angst. Über der Stadt kreisen Hubschrauber."

"Wir haben Schutz unter einem Tisch gesucht, als das Gebäude wackelte. Der Boden schwankte wie an Bord eines Schiffes, als wir uns in Sicherheit gebracht haben", sagte eine Unicef-Mitarbeiterin. "Wir machen uns Sorgen um die Kinder, die schon so viel durchgemacht haben." Die Katastrophe sei noch nicht vorbei.

Epizentrum liegt östlich von Kathmandu

Das Epizentrum befand sich nun nur wenige Dutzend Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu in der Nähe des Mount Everest. Nach dem ersten Beben mit Toten auch unter den Bergsteigern hielt sich den Behörden zufolge inzwischen dort niemand mehr im Basislager auf.

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Nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam hatte das Beben die Stärke 7,2. Die US-Behörde United States Geological Survey hat am Dienstag eine Stärke von 7,3 in 18,5 Kilometern Tiefe gemessen. Weitere Nachbeben lagen der Behörde zufolge zwischen 5,0 und 5,2. Zunächst war von einer Stärke von 7,4 die Rede gewesen, der Wert wurde aber später nach unten korrigiert.

Das Beben am 25. April hatte eine Stärke von 7,8, damals lag das Epizentrum westlich der Hauptstadt. Verglichen mit einer Stärke von 7,2 wäre es in seiner Energiefreisetzung damit etwa 14 Mal so stark gewesen. Ein Beben von 7,3 wäre doppelt so stark wie ein Beben von 7,2. Das erklärte ein Experte des Deutschen Geoforschungszentrums auf Anfrage der SZ (Mehr zur Messung von Erdbeben lesen Sie hier.)

Erschütterungen auch in Neu-Delhi zu spüren

Bei dem Beben vor mehr als zwei Wochen waren nach bisherigen Angaben mehr als 8000 Menschen ums Leben gekommen. Hunderttausende Menschen verloren ihre Häuser. Millionen Nepalesen leben derzeit in Zelten und sind auf Nahrungsmittellieferungen angewiesen. Nach UN-Angaben ist etwa ein Viertel der Bevölkerung des armen südasiatischen Landes betroffen. Mindestens 100 Menschen starben damals auch im benachbarten China und Indien. Auch diesmal waren Erschütterungen in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi zu spüren.

(Mit Material der Agenturen)

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