Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Bio-Karma

In Kathmandu wehen neuerdings Gebetsfahnen aus Bio-Baumwolle anstatt aus Kunststoff. Eine gute Nachricht - nicht nur für Buddhisten.

Von Titus Arnu

Wenn bunte Gebetsfahnen im Wind flattern, sieht das hübsch aus - der tiefere Sinn ist Nicht-Buddhisten allerdings wenig bekannt. Jede Farbe ist einer Himmelsrichtung, einem Element und einer Emotion zugeordnet. Blau ist der Himmel und der Osten, Rot ist das Feuer und der Westen, Grün ist das Wasser und der Norden, Gelb steht für die Erde und den Süden, Weiß ist die Luft und das Zentrum von allem. Gebetsfahnen sind nicht an einen Gott gerichtet, sondern an alle Lebewesen, sie tragen gute Wünsche mit dem Wind in die Welt hinaus. Wenn sie zerfleddert sind, werden sie verbrannt - der Rauch transportiert dann die Gebete in den Himmel.

Allerdings werden die meisten Gebetsfahnen aus Kunststoff hergestellt, sodass auch Plastikmüll und Giftstoffe in die Welt getragen werden. Das allerdings widerspricht der buddhistischen Geisteshaltung, nach der jede gute oder schlechte Tat eine Auswirkung hat. "Die Gebete mögen erhört werden, aber Gebetsfahnen aus Kunstfasern verursachen auch Umweltverschmutzung", sagt Ang Dolma Sherpa, Gründerin des Unternehmens Utpala Crafts. Die Firma stellt biologisch abbaubare Fähnchen aus Baumwolle und wasserlöslichen Farben her.

An der Boudhanath-Stupa, einem der wichtigsten buddhistischen Heiligtümer in Kathmandu, wehen nun Bio-Fahnen, was gut ist fürs Karma und die Natur. Die Wünsche flattern also auf umweltschonendem Weg durch die Luft. Und ist das nicht ein schöner, leichter Gedanke? Mit unseren Gedanken, so lautet jedenfalls ein von Buddha überliefertes Zitat, "formen wir die Welt". Namaste!

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