Neapel:Margherita und Josef

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In Neapel wurden beide Wahrzeichen der Stadt kombiniert: Pizza und Krippe. (Foto: Fabio Sasso/AP)

Neapel ist bekannt für seine Pizza - und für Krippenkunst. Vor diesem Hintergrund wirkt das Bauwerk, das jetzt in einer Basilika in der Altstadt aufgestellt wurde, gar nicht mehr so ungewöhnlich.

Von Francesca Polistina

Um zu verstehen, wie wichtig die Tradition der Weihnachtskrippe in Neapel ist, reicht ein Spaziergang durch die Via San Gregorio Armeno, auch "Krippenstraße" genannt. In den vielen Geschäften dort kann man alles kaufen, was man für eine Krippe braucht, und zwar nicht nur in der Adventszeit, sondern das ganze Jahr über. Die Schätze reichen von den traditionellen Figuren, von Jesus, Maria und Josef, bis hin zu den typischen neapolitanischen Charakteren und Prominenten - und nein, da darf selbstverständlich auch Diego Maradona nicht fehlen. Wenn sich die Mittagszeit nähert und man die Krippenstraße nach Norden läuft, begegnet man außerdem der Via dei Tribunali, wo sich die berühmtesten Pizzerie Neapels befinden - und die Pizza, das versteht sich von selbst, ist nichts weniger als das Wahrzeichen der Stadt. Krippe und Pizza, Pizza und Krippe, also. Warum nicht die beiden kombinieren?

Auf diese Idee kam jetzt der Verband der Pizzabäcker Neapels, der in der Basilika Santa Chiara in der neapolitanischen Altstadt an diesem Montag eine Krippe aus Pizza-Teig aufgestellt hat. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass eine solche "presepe di pizza", wie man auf Italienisch sagt, das Licht der Welt erblickt. Diesmal aber scheinen technischer und künstlerischer Anspruch besonders hoch gewesen zu sein: Das Werk, komplett handgefertigt, hat einen Durchmesser von drei Metern. Es ist außerdem zwei Meter hoch und um es zu realisieren waren drei Monate Arbeit und insgesamt, Proben inklusive, 200 Kilo Mehl notwendig, wie der Präsident des örtlichen Pizzabäcker-Verbandes Sergio Miccù am Telefon erzählt. Ungefähr 150 Pizzabäcker und Krippenkünstler haben sich auf verschiedene Weise daran beteiligt. Die Krippe wurde in vier Teilen gebaut und am Ende zusammenmontiert. Die Krippenfiguren bestehen traditionsgemäß aus Terrakotta und Stoff, der Rest aus Pizza-Teig, im Steinofen gebacken wie es die Regeln halt verlangen, kombiniert mit Holz und Kork.

Die Pizzakrippe soll auf Reisen gehen

Die Initiatoren versichern, dass die Installation den Standards der neapolitanischen Krippen entspricht, sie zeigt also keine Szene aus Bethlehem, sondern das Alltagsleben des lokalen Volks im 18. Jahrhundert - mit Liebe zum Detail. "Es ist alles sehr genau studiert", sagt Sergio Miccù. Ihm geht es vor allem darum, Spenden für die Restaurierung einer anderen Kirche zu sammeln, und, nicht weniger wichtig, die lange Tradition der Pizza mit der langen Tradition der Krippe zu vereinigen: Vor genau drei Jahren erklärte die Unesco die Kunst, Pizza zu backen, zum Immateriellen Weltkulturerbe, die Krippenkünstler streben nun die gleiche Anerkennung an.

Die Krippe könnte man eigentlich auch essen - ihre Figuren nicht. (Foto: Fabio Sasso/AP)

Zu sehen, mit Maske und Abstandsgebot, ist die Krippe bis zum 10. Januar. Alle "Pizzaiuoli", die bei der Realisierung mitgeholfen haben, stehen in Form von Terrakotta-Krippenfiguren drumherum, jeder mit der entsprechenden Physiognomie. Und danach? Der Präsident der Pizzabäcker sagt, die Krippe könnte man eigentlich auch essen. Er empfiehlt allerdings, sich eine frischere Pizza irgendwo sonst zu bestellen, denn mit dieser besonderen Krippe hat er etwas anderes vor: Sie soll um die Welt reisen und für die neapolitanischen Traditionen werben.

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