Naturkatastrophen:Tödliche Tektonik

Erdbeben in Iran und Irak

In Sarpol-E-Zahab, Iran, stehen die Menschen buchstäblich vor dem Nichts.

(Foto: dpa)
  • Durch das Erdbeben der Stärke 7,3 an der Grenze zwischen Irak und Iran starben allein auf iranischer Seite mehr als 400 Menschen.
  • Ein vergleichbares Erdbeben in Iran tötete 1990 mehr als 35 000 Menschen. Ob diese Zahlen wieder erreicht werden, weiß noch niemand.
  • Ein weiteres Erdbeben nahe Costa Rica verlief vergleichsweise glimpflich.

Am schlimmsten wütete das Erdbeben in der westiranischen Provinz Kermanschah. Mehr als 280 Tote wurden allein hier, in der Stadt Sarpol-e Sahab, gezählt. Farhad Tajari, ein regionaler Abgeordneter, berichtet in einer örtlichen Zeitung von 15 Toten allein in seiner Familie. Seit dem Jahr 1847 soll die Erde hier nicht mehr so gebebt haben.

Seit Sonntagabend nun werden mehr und mehr Opfer in der kurdisch geprägten Grenzregion gemeldet. Laut dem Teheraner Innenministerium fielen der Naturkatastrophe bisher allein auf iranischer Seite mehr als 400 Menschen zum Opfer, es soll mehr als 7000 Verletzte geben. Das Zentrum des Bebens mit der Stärke 7,3 befand sich in etwa 34 Kilometern Tiefe. In Sarpol-e Sahab ragen zerstörte Häuserblocks wie Gerippe in die Höhe, die herabgestürzten Fassadenplatten liegen wie zu Trümmerbergen aufgetürmt auf den darunter zerquetschten Autos.

1990 und 2003 starben Zehntausende

Zehntausende Menschen sind obdachlos, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schlafen sie auf der Straße. Acht Stunden dauerte es, bis die Rettungskräfte endlich mit den Bergungsarbeiten beginnen konnten. Sie mussten auf den Morgen warten, in der Dunkelheit und ohne Strom war ihre Arbeit während der vielen Nachbeben viel zu gefährlich.

Erinnerungen an das Jahr 1990 wurden wach. Damals war Rudbar in der nordiranischen Gilan-Provinz betroffen, das Beben damals hatte die Stärke 7,4 und forderte an der tektonischen Bruchlinie mehr als 35 000 Opfer. 13 Jahre später folgte Bam in Südostiran. Hier waren es 26 000 Menschen, die ums Leben kamen. Zahlen, die auch dieses Mal wieder erreicht werden?

Die Türkei hat eine große Hilfsaktion gestartet - bisher aber nur in den Irak

Die Krankenhäuser in der Provinz-Hauptstadt Kermanschah jedenfalls, wo die meisten Verletzten behandelt werden, reichen nicht mehr aus. Mobile Kliniken und zusätzliche Ärzte, wie sie vom Teheraner Gesundheitsministerium in die Region geschickt wurden, sollen helfen. Bis in die iranische Hauptstadt werden die Schwerverletzten geflogen.

Auf der deutlich dünner besiedelten irakischen Seite hingegen erscheint die Opferzahl vergleichsweise gering. So berichtete die kurdische Nachrichtenseite Rudaw von mindestens acht Toten in den Regionen um die Städte Sulaimanija und Darbandichan. Mindestens 400 Menschen seien verletzt worden. Aus der Türkei startete der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge eine Militärmaschine mit Hilfsgütern und einem Rettungsteam in Richtung der irakischen Kurdengebiete. Es sollen auch 5000 Zelte und 7000 Decken geliefert werden. Man erklärte, grundsätzlich sei man auch bereit, Iran zu helfen. Aber nur, wenn das Land das auch wünsche.

Nur kurze Zeit nach dem heftigen Erdbeben in den Kurdengebieten erschütterte auf der anderen Seite der Welt ein weiteres, jedoch schwächeres Erdbeben die Pazifikküste von Costa Rica. Das Zentrum des Bebens der Stärke 6,5 lag südöstlich des Badeortes Jacó im Pazifik, vor der Westküste des mittelamerikanischen Landes. Die Opferzahl blieb hier gering; zwei Menschen starben, wie die örtliche Zeitung La Nación berichtete. Beide erlitten einen Herzinfarkt.

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