Naturkatastrophe:Tsunami an Japans Küste

Ein sehr schweres Erdbeben hat Japan erschüttert. Das Epizentrum lag vor der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu - haushohe Wellen trafen bereits die Küste. In Tokio wankten die Hochhäuser, Millionen Haushalte sind ohne Strom.

Ein schweres Erdbeben hat am Freitagmorgen den Nordosten Japans erschüttert. Wie die japanische Wetterbehörde mitteilte, ereignete sich das Beben um 14:46 Ortszeit (6.46 deutscher Zeit) in einer Tiefe von 10 Kilometern, etwa 80 Kilometer vor der Ostküste der Hauptinsel Honshu.

Naturkatastrophe: Der Fernsehsender NHK zeigt bereits Aufnahmen aus der Präfektur Miyagi, wo Vier-Meter-Wellen die Küste trafen.

Der Fernsehsender NHK zeigt bereits Aufnahmen aus der Präfektur Miyagi, wo Vier-Meter-Wellen die Küste trafen.

(Foto: AFP)

Die Stärke wurde von der US-Erdbebenwarte nachträglich deutlich nach oben korrigiert: Von 7,9 auf 8,8 der Richter-Skala. Die japanischen Behörden geben die Stärke des Bebens mit 8,4 an. In jedem Fall gilt es damit als "sehr großes" Beben.

Zum Vergleich: Bei dem Seebeben, das den schweren Tsunami im Jahr 2004 auslöste, wurde die Stärke 9,3 gemessen.

Um 7.26 Uhr MEZ traf laut dem Sender NHK zunächst eine Vier-Meter-Welle auf die Pazifikküste der Hauptinsel. An der Küste der Präfektur Miyagi sei eine Flutwelle von bis zu zehn Metern Höhe zu erwarten, warnte die Meteorologische Behörde.

Um 8.11 Uhr MEZ traf ein Zehn-Meter-Tsunami laut Kyodo den Hafen von Sendai im Norden. Die westjapanische Präfektur Wakayama fordere rund 20.000 Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen.

Erste Todesopfer wurden gemeldet: Der japanische Rundfunksender NHK berichtete von einem Toten und mindestens 20 Verletzten. Mehrere Kinder sollen ins Meer gespült worden sein.

Zerstörungen werden aus verschiedenen Städten gemeldet. In Tokio gerieten zahlreiche Hochhäuser ins Wanken. Einige Gebäude seien in Brand geraten, berichtete der Rundfunksender NHK. Für vier Millionen Haushalte der südlich vom Epizentrum des Bebens gelegenen Hauptstadt brach die Stromversorgung zusammen. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden.

In Chiba geriet nach einer Meldung der Agentur Kyodo eine Stahlfabrik in Brand. Über Teilen der Stadt Yokohama stiegen schwarze Rauchwolken auf. Fernsehbilder zeigten eine gewaltige Flutwelle, die auf die Ostküste traf. Boote wurden gegen die Küste geschleudert und Autos ins Meer gespült.

In weiten Teilen des Landes wurde der Flug- und Zugverkehr eingestellt, so auch am Hauptstadtflughafen Narita. Das Verteidigungsministerium ordnete nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo den Start von acht Kampfflugzeugen an; die Piloten sollen einen ersten Überblick zu den Schäden erstellen.

Die Behörden gaben für die gesamte Küstenregion umgehend die höchste Tsunami-Warnstufe aus. Auch für Russland, die Philippinen und die pazifische Inselgruppe der Marianen wurde eine Tsunami-Warnung ausgegeben. Wenig später folgten Taiwan und Indonesien mit Erdbeben-Warnungen.

Die Region war erst am Mittwoch von einem Beben der Stärke 7,3 getroffen worden. Das Beben war glimpflich verlaufen.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat dem von einer Erdbeben-Katastrophe betroffenen Japan seine Anteilnahme ausgedrückt und Unterstützung zugesichert. "Wenn Hilfe erforderlich sein sollte, werden wir Deutschen natürlich unserem Partnerland Japan zu Hilfe kommen", sagte er am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Bisher seien allerdings noch keine Hilfsappelle eingegangen. "Ein so schweres Erdbeben ist natürlich auch für Japan ein Schicksalsschlag", sagte Westerwelle.

Japan liegt im pazifischen "Feuerring" mit zahlreichen Vulkanen, in dem Verschiebungen von Erdplatten immer wieder zu Erschütterungen führen. Dort ereignen sich 90 Prozent aller Erdbeben weltweit.

Im Jahr 1933 kamen der amerikanische Erdbebenwarte USGS zufolge rund 3.000 Menschen bei einem Erdbeben und einem Tsunami bei Ofunato ums Leben. Damals erreichte die Welle eine Maximalhöhe von 28,7 Metern. 1896 löste ein Erdbeben der Stärke 8,5 einen Tsunami aus, der 27.000 Menschen in dem Gebiet das Leben kostete.

Auch China kämpft mit den Folgen eines Erdbebens. Im Südwesten des Landes sind am Donnerstag mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen und hunderte Wohnhäuser eingestürzt - die Stärke des Bei dem Beben der Stärke 5,4 in der Provinz Yunnan seien außerdem mehr als 200 Menschen verletzt worden, teilte ein örtlicher Behördenvertreter mit. Aus dem an das Erdbebengebiet angrenzenden Birma wurden keine Verletzten gemeldet.

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