Als Reaktion auf eine anhaltende Dürre hat die Regierung Namibias beschlossen, Hunderte Wildtiere töten zu lassen. Das teilte das Umweltministerium des Landes im Südwesten Afrikas bereits am Montag mit. Jäger werden insgesamt 723 Tiere erlegen, darunter 83 Elefanten. Es handelt sich um „die größte Keulungsaktion in der Geschichte des Landes“, sagte ein Sprecher des Ministeriums der Süddeutschen Zeitung.
Der Sprecher nannte drei Gründe, warum sich die Regierung für diesen Schritt entschieden habe. Erstens gebe es in einigen Regionen des Landes infolge der Dürre kaum Wasser und Pflanzen, sodass viele Wildtiere zu verhungern und verdursten drohten. Den 723 zum Abschuss freigegebenen Tieren – neben Elefanten gehören dazu Nilpferde, Büffel, Zebras, Antilopen und Gnus – erspare man diesen Tod. Für alle anderen erhöhten sich die Überlebenschancen.
Zweitens soll die Tötung der Elefanten die Bewohner der betroffenen Gebiete schützen. Vor allem bei Dürren kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Menschen und Tieren. Erst am Montag sei ein Elefant auf der Suche nach Wasser in ein Haus eingedrungen und habe einen Mann getötet, so der Sprecher.
Drittens helfe das Fleisch der hungernden Bevölkerung. 157 Tiere seien bereits erlegt und fast 60 000 Kilo Fleisch in den Dörfern verteilt worden, die an die Nationalparks und Schutzgebiete angrenzen. „Die Menschen, die mit den wilden Tieren zusammenleben, sollen auch von ihnen profitieren, gerade in Zeiten der Not“, sagte der Sprecher. Insgesamt sei die Menge der zum Abschuss freigegebenen Tiere aber verschwindend gering. Die 83 Elefanten etwa entsprächen nicht einmal einem halben Prozent der Gesamtpopulation von 24 000 Tieren im Land.
Petition fordert sofortigen Stopp der Keulung
Das gesamte südliche Afrika leidet unter einer historischen Trockenheit, verursacht durch das Wetterphänomen El Niño und verstärkt durch den Klimawandel. Namibias Regierung rief im Mai den Notstand aus und sprach von der schlimmsten Dürre seit 100 Jahren. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen warnte im Juni, dass viele Millionen Menschen im südlichen Afrika von Hunger bedroht seien.
Während Berufsjäger in Namibia den geplanten Abschuss von 723 Wildtieren in Namibia angesichts dieser Lage begrüßen, kritisieren andere die Entscheidung. Die namibische Tierschutzorganisation Elephant Human Relations Aid teilte mit, sie sei „tieftraurig und überzeugt, dass es andere Wege gibt, um Dörfer in Zeiten extremer Dürre zu unterstützen“.
Eine Petition auf der Plattform change.org fordert den sofortigen Stopp der Keulung. Sie wirft der Regierung vor, bei der Tötung der Tiere handle es sich in Wahrheit um ein Wahlkampfgeschenk an die ländliche Bevölkerung im Hinblick auf die bevorstehende Wahl Ende November. Und sie kritisiert, dass 15 der 83 zum Abschuss freigegebenen Elefanten nicht von Berufsjägern getötet, sondern für die Trophäenjagd freigegeben würden.
Das bestätigt der Sprecher des Ministeriums der SZ. Es handle sich aber nicht um 15, sondern um zehn Elefanten. Das Geld, das die Regierung damit einnehme – Trophäenjäger zahlen für den Abschuss eines Elefanten etwa 50 000 Euro –, benötige sie, um die Wasserversorgung in den Parks zu verbessern.