"Nomen est omen", heißt es ja. Aber stimmt das auch? Der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung, Begründer der analytischen Psychologie, hat in seinem Buch "Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten" darauf hingewiesen, dass es tatsächlich manchmal ganz verrückte Zusammenhänge gibt, zwischen dem Namen eines Menschen und seinen Lebensentscheidungen. Er fragte: "Sind das Zufälle?" Wir reichen die Frage einfach mal weiter. An Menschen, deren Namen doch ganz offensichtlich eine gewisse Verbindung mit ihrem Beruf haben. Oder nicht?
Philipp Lahm, Fußballer
"Auf dem Bolzplatz und in der Schule hieß es manchmal: ,Der Lahm ist wieder lahm' oder: ,Der Philipp ist wieder lahm.' Da wollte ich natürlich beweisen, dass es nicht so ist. Mein Glück war, dass ich schon früh in der Fußballmannschaft gespielt habe, und die Sprüche dadurch sehr gut widerlegen konnte. Das hat mir geholfen, sonst hätte ich mir den einen oder anderen Kommentar vielleicht mehr zu Herzen genommen. Es würde aber zu weit gehen zu behaupten, dass der Name ein Ansporn für mich war, ein schneller Spieler zu werden. Im Laufe der Karriere war es irgendwann vorbei mit den Kommentaren. Bis auf eine Zeit beim FC Bayern, als Mehmet Scholl mich mal ,Wireless Lahm' genannt hat. Man kennt ja den Mehmet, das war als Gaudi gemeint. Ich weiß nicht, wie er darauf gekommen ist, vielleicht hat er gemeint, dass ich guten Empfang habe. Tatsächlich mag ich meinen Nachnamen sehr, auch weil er einen großen Vorteil hat: Er ist kurz, das ist praktisch, wenn man im Job eine Menge Unterschriften geben darf."
Karlheinz Augendübler, Optiker

"Ich bin glücklich mit meinem Namen. Viele Leute können nicht glauben, dass ich wirklich als Augendübler geboren wurde. Sie denken, ich hieße Dübler und hätte das ,Augen' nur davor gemacht, weil ich Optiker bin. Denen sage ich: ,Ich habe geheiratet, meine Frau hieß Augen, ich heiße Dübler.' Ich bin hier in Köln schon 65 Jahre Optiker, da kann ich mir so ein Späßchen erlauben. Mit 13 Jahren bin ich in die Lehre gekommen, damals war man froh, wenn man eine Lehrstelle hatte. Meine Eltern hatten kein Geld, mir eine höhere Schule zu bezahlen, so bin ich per Zufall Optiker geworden. Ich arbeite gerne, selbst nach 65 Berufsjahren will ich nicht aufhören. Meine Frau wäre auch nicht schon 55 Jahre mit mir verheiratet, wenn ich den ganzen Tag zu Hause sitzen würde. Zur Herkunft meines Namens habe ich zwei Geschichten gehört: Erstens von einem lustigen Augenzwinkern, zweitens vom Dombauer, der früher die Dübel nach Augenmaß eingesetzt hat."
Simone Kindervater, Hebamme

"Seit 35 Jahren bin ich Hebamme. Ich mag alles am Hebammen-Beruf. Wenn die Leute mich auf meinen Namen ansprechen, das kommt etwa einmal im Monat vor, freue ich mich. Früher hat mich eine Kinderkrankenschwester auf Station aus Spaß immer ,Kindermutter' gerufen, wenn im Kreißsaal meine Hilfe gebraucht wurde. Der Name Kindervater bezeichnete früher Leute, die als Erzieher gearbeitet haben. Ich habe mir den Mann passend zum Beruf gesucht. Ich war schon Hebamme, bevor ich Kindervater hieß. Als ich meinen Mann, einen Herrn Kindervater, kennenlernte, dachte ich mir: ,Das passt ja in jeder Beziehung.'"
Denis Wurm, Bestatter

"Seit 18 Jahren arbeite ich als Bestatter und werde mindestens einmal im Monat auf meinen Namen angesprochen. Manche sagen: Wenn jemand mit diesem Namen am Bestattungsmarkt bestehen kann, dann kann der nicht so schlecht sein. Vor zwei Monaten hatten wir sogar einen Kunden, der sich wegen des Namens für uns entschieden hat. Er fand ihn süß. Wenn etwas schiefgeht, kann ich das gut wegmoderieren: ,Da war wohl der Wurm drin', sage ich dann. Mich hat die Familientradition zum Bestatter gemacht, seit fünf Jahren leite ich unseren Betrieb. Am besten finde ich die Vielseitigkeit des Berufs. Man hat mit Angehörigen zu tun, man hat mit Verstorbenen zu tun, man ist viel draußen unterwegs, die körperliche Arbeit finde ich klasse. Woher mein Name genau kommt, weiß ich nicht. Im Altdeutschen gab es das Wort ,Wyrm', was ein Synonym für Drache war."
Franz Schwinghammer, Bauunternehmer

"Ich arbeite seit 1982 als Bauunternehmer. Der Name Schwinghammer kommt aus Südtirol. Die Schwinghammers waren wohl Schmiede. Fremde sagen zu mir Schwinghammer, Freunde sagen zu mir Franz, aber es hat noch überhaupt keiner gesagt, dass mein Name zu meinem Beruf passt."