Die Leutweinstraße in Stuttgart
Sehr groß ist sie nicht. Zwölf Hausnummern lang, gelegen im Stadtteil Obertürkheim beim Neckarhafen. Und obwohl sie nicht sehr lang ist, versucht Grünen-Bezirksbeirat Willi Schraffenberger seit 20 Jahren, der Straße einen anderen Namen zu geben. Theodor Leutwein, der Namensgeber, war von 1895 bis 1905 Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia. In Geschichtsbüchern kommt er ganz gut weg, weil er nicht so grausam war wie sein Nachfolger, General Lothar von Trotha, der den Stamm der Herero niedermetzelte. Davor, so berichtete der Historiker Jürgen Zimmerer kürzlich auf einem Vortag, habe Leutwein das Volk der Nama unterdrückt. Unter seiner Herrschaft seien Morde und Vergewaltigungen von Schwarzen toleriert worden. Leutwein war ein Kolonialherr, der die Rassentrennung propagierte und die Vernichtungspolitik seines Nachfolgers kritisierte, weil er die Leute lieber arbeiten ließ, als sie umzubringen. Bald will der Gemeinderat über die Leutweinstraße und ihren Namensgeber debattieren.
Text: SZ vom 21.02.08/ Bernd Dörries Foto: (Theodor Leutwein ganz links) oh