Name des Pontifex:Seine Heiligkeit, Papst Franz?

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Manche nannten Papst Benedikt schlicht "Bene", doch dass die Gläubigen den Heiligen Vater jetzt "Papst Franz" nennen, ist eher unwahrscheinlich. Das liegt nicht nur daran, dass es ein wenig respektlos klingen könnte.

Von Hermann Unterstöger

In leicht wehmütiger Erinnerung daran, dass es den Bayern nicht als Frevel ausgelegt wurde, wenn sie ihren Landsmann auf dem Stuhl Petri unter der Hand "Bene" statt "Benedikt" nannten, wurde an manchem Stammtisch schon kurz nach der Wahl des neuen Papstes die Frage aufgeworfen, ob es auch für dessen Namen eine vertretbare Kurzform gebe. Wie nicht anders zu erwarten, liefen derlei Überlegungen kerzengrade auf "Franz" zu.

Zu vergleichbaren Spekulationen hat die Papstgeschichte bisher wenig Anlass gegeben. Zum einen haben sich viele Päpste Amtsnamen zugelegt, die schon aufgrund ihrer Rarität und Sperrigkeit gegen jede Verniedlichung oder Verballhornung immun sind: Anaklet, Eleutherus, Siricius, Adeodatus, Agatho oder Konon.

Zum anderen waren auch die weniger exotischen, durch viele Träger popularisierten Namen nicht von der Sorte, dass sie einen griffigen Spitznamen ergeben hätten: Clemens, Pius, Innozenz, Johannes.

Das heißt, gerade der Name Johannes, den 21 Päpste führten (mit den Gegenpäpsten Johannes VIII., XVI., XXIII. waren es sogar 24; der "gute Papst" Johannes XXIII. von 1958-63, Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils, war der bisher letzte legitime Papst mit diesem Namen; Anm. d. Red.), hätte das Zeug dazu gehabt, vom deutschen Kirchenvolk in der hierzulande geläufigen Kurzform "Hans" angenommen zu werden.

Dem wäre freilich der Respekt entgegengestanden, der Herrschernamen allemal gezollt wird, der es beispielsweise recht zuverlässig verhindert, dass eine wie Queen Elizabeth II als "Lieserl" geführt wird. Parodien, die sich dazu verleiten lassen, gelten zu Recht als dürftig.

"Franz" ist in Deutschland so beliebt wie "Hans". Dennoch wird es nicht so weit kommen, dass der neue Heilige Vater als "Papst Franz" apostrophiert wird. Über den erwähnten Respekt hinaus gibt es dafür noch einen Grund.

Selbst 200 Jahre nach seiner Zeit ist Kaiser Franz I. von Österreich unter dem Zunamen "Der gute Kaiser Franz" bekannt, einem Attribut, das es auch in der legeren Fassung "Der gute alte Franz" gibt.

In dieser Form hat es Georg Kreisler für ein Lied verwendet, das den Franz als zwar liebenswürdig, aber auch ziemlich vertrottelt schildert.

© SZ vom 15.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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