SZ-Kolumne "Bester Dinge":Busfahren für Besserverdiener

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(Foto: Florian Gaertner/photothek.net via www.imago-images.de/imago images/photothek)

Eine Studie schlägt die Einführung einer Business-Klasse für den Berliner Nahverkehr vor. Davon profitieren könnten Arme und Reiche.

Von Marcel Laskus

Rund um die Feiertage zeigt sich, wie wichtig es ist, dass in den ICE-Zügen der Deutschen Bahn eine erste Klasse existiert. Auch für Kunden der zweite Klasse. Kauert man mit seinem bescheidenen Supersparpreis-Ticket auf dem Boden zwischen defektem Klo und Bordbistro, dann mag die Laune zwar unten sein, aber immerhin ist da ja noch die erste Klasse: eine ideale Projektionsfläche. Dieser Sitzbereich, der so beneidenswert komfortabel ist, und so unverschämt teuer, man hasst ihn, und möchte trotzdem dort sein. Er ist Feindbild und Sehnsuchtsort in einem. Weil er existiert, können die Gedanken um den Klassenkampf kreisen, was ganz gut von der eigenen Misere ablenkt. Von Vorteil wäre eine erste Klasse folglich auch an anderen tristen Orten. Zum Beispiel in Berlins U-Bahnen, wie nun eine Studie im Auftrag des Weltwirtschaftsforums vorschlägt.

Untersucht haben die Forscher, wie sich eine Luxus-Klasse auf die Nutzung des Nahverkehrs in Berlin auswirken würde. Gerade Besserverdienende, die oft am Stadtrand wohnen, würden noch oft auf das Auto als Verkehrsmittel setzen, um zur Arbeit zu kommen. Waggons mit mehr Komfort könnten diese Menschen dazu bringen, auf den Nahverkehr umzusteigen, so die Forscher. Natürlich bräuchte es dafür auch zusätzlichen Service: Etwa eine Sitzplatzgarantie und einen garantierten Netzzugang für mobiles Arbeiten.

Eine erste Klasse in Berliner U-Bahnen dürfte Missgunst mit sich bringen. Dabei gäbe es nach Angaben der Wissenschaftler auch für Normalpreis-Kunden einen handfesten Vorteil: Da die Business-Tickets drei bis vier Mal so viel kosten würden, könnten die Preise für ein normales Ticket um bis zu 20 Prozent sinken.

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