Nachfolger von Benedikt XVI.:Premieren für den Papst

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Was passiert bei der Amtseinführung? Wohin geht die erste Reise von Papst Franziskus? Und welche Rolle spielt Benedikt XVI.? Die wichtigsten Fragen und Antworten nach der Papstwahl im Überblick.

Von Antonie Rietzschel und Martin Anetzberger

Kurz nach 19 Uhr stieg am Dienstagabend weißer Rauch aus dem Schornstein des Petersdoms auf: Ein neuer Papst war gewählt. Gut eine Stunde später wurde der Argentinier Jorge Mario Bergoglio als neues Oberhaupt der katholischen Kirche verkündet. Doch damit ist die Kür zum Papst noch nicht abgeschlossen - zumindest nicht offiziell. Und auf den neuen Papst warten jede Menge Premieren: Die erste Predigt, das erste öffentliche Gebet, die erste Reise. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Was passiert bei der Amtseinführung?

Am kommenden Dienstag wird Papst Franziskus offiziell in sein Amt eingeführt. Staats-und Regierungschefs aus der ganzen Welt reisen dafür nach Rom - auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert werden erwartet. Vor der offiziellen Zeremonie wird der 76-Jährige am Grab des Apostels Petrus beten, als dessen Nachfolger sich die Päpste sehen.

In einer anschließenden Messe um 9.30 Uhr werden ihm die päpstlichen Insignien überreicht: Das so genannte Pallium, eine mit fünf roten Kreuzen - die fünf Wundmale Jesu symbolisierend - bestickte lange Stola aus Lammwolle. Außerdem wird dem neuen Papst der Fischerring übergeben, in dem sein Name eingraviert ist: Franziskus. Nach der Abdankung von Papst Benedikt XVI. hatte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone dessen Ring mit einem silbernen Hammer zerstört.

Nach der offiziellen Zeremonie wird sich Papst Franziskus an die Katholiken in der ganzen Welt wenden. Als wahrscheinlich gilt, dass er sich wie seine Vorgänger über den Petersplatz fahren lässt, um sich den angereisten Gläubigen zu zeigen. Sein Vorgänger Benedikt XVI. stieg dafür nicht in das Papamobil, sondern in einen weißen Jeep.

Was wird die erste Amtshandlung von Papst Franziskus sein?

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hat er kommenden Sonntag: Er wird zum ersten Mal das traditionelle Angelus-Gebet sprechen und seinen Segen erteilen. Als neu gewählter Papst ist es zudem seine Aufgabe, die Mitglieder der Kurie zu bestätigen. Fraglich ist, was aus dem umstrittenen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone wird, der ein enger Vertrauter Papst Benedikts XVI. war.

Wie wohnt der Papst?

Bescheiden will der neue Papst sein - gleichzeitig wird er zukünftig in einem der prunkvollsten Paläste wohnen. Wann der 76-Jährige in die mehrere hundert Quadratmeter große Wohnung im Apostolischen Palast ziehen wird, ist nicht bekannt. Derzeit wohnt er in einer Suite des Gästehauses Santa Marta im Vatikan weil die Räumlichkeiten renoviert werden müssen.

Wie die Päpste vor ihm darf auch Franziskus seine eigenen Möbel mitbringen und über die Ausstattung der Wohnung bestimmen. Vorgänger Papst Benedikt XVI. wollte zum Beispiel nicht ohne sein Klavier einziehen. Was mit dem Mobiliar des Papstes a.D. passieren soll, darf Franziskus genauso entscheiden wie die Kleiderordnung für gemütliche Abende daheim: Weiße Soutane oder doch lieber Jogginganzug.

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Wie unterscheidet sich die Kleidung des neuen Papstes Franziskus von der seines Vorgängers?

Im schlichten Weiß trat der neue Papst nach seiner Wahl auf den Balkon des Petersdoms. Ein Kontrastbild zu seinem Vorgänger Papst Benedikt XVI. Der hatte sich für seinen ersten Auftritt nach seiner Wahl im April 2005 zusätzlich die Monzetta umgelegt, einen prunkvollen roten Schulterüberwurf. Mit seiner einfachen Gewandung setzte Franziskus bereits von Beginn an ein Signal: Die katholische Kirche soll sich in Zukunft bescheidener präsentieren. Ob er wie seine beiden Vorgänger Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. rote Schuhe zum weißen Gewand trägt, wird sich noch zeigen.

Wohin geht die erste Reise?

Diese Frage ist noch offen. Papst Benedikt VXI. führte seine erste Reise in sein Heimatland Deutschland: Am 21. August besuchte er den Weltjugendtag in Köln. Folgt Papst Franziskus diesem Muster, kommt er im Sommer zumindest in die Nähe seines Heimatlandes Argentinien. Der Weltjugendtag findet in diesem Jahr in der brasilianischen Stadt Rio de Janeiro statt.

Wie wird das päpstliche Wappen künftig aussehen?

Jeder Papst hat sein eigenes Wappen. Im Zentrum steht meist ein Schild, das dann zusätzlich von kirchlichen Symbolen umgeben wird. Viele Päpste übernehmen in ihr neues Wappen Symbole, die sie bereits als Kardinal benutzt haben. Benedikt der XVI. zum Beispiel behielt die Muschel, die eine dreifache Bedeutung hat: Sie steht für die Unfähigkeit des Menschen, die Unendlichkeit Gottes mit dem Verstand erfassen zu wollen. Außerdem versinnbildlicht sie die Bewegung der Pilger und steht im Zusammenhang mit dem Regensburger Schottenkloster. In der bayerischen Stadt lehrte Joseph Ratzinger an der Universität. Der Mohrenkopf und der Bär stehen beide in Verbindung mit der Diözese München-Freising, deren Erzbischof Ratzinger war.

Es ist wahrscheinlich, dass auch Franziskus Elemente aus seinem Kardinalswappen weiter verwendet. Dort sind auf einem schlichten, blauen, kelchförmigem Wappen drei Symbole zu sehen: ein fünfzackiger Stern, eine Weinrebe und eine Sonne, in deren unterem Teil drei Nägel zu sehen sind.

Welche Rolle spielt Papst Benedikt XVI.?

Nach seiner Wahl telefonierte Papst Franziskus mit seinem Vorgänger, in den kommenden Tagen will er ihn in seiner Residenz, dem Castel Gandolfo besuchen - es scheint, als wolle sich Benedikt XVI. nicht wie angekündigt völlig aus der Kirchenpolitik zurückzuziehen. Andererseits ist es auch erst das zweite Mal in der Geschichte der katholischen Kirche, dass ein Papst abdankt und sich dessen Nachfolger in irgendeiner Weise zu ihm verhalten muss.

Interessanter ist die Frage, welche Rolle Georg Gänswein, der Privatsekretär und Vertraute von Benedikt XVI. in Zukunft spielen wird. Der Vorgänger-Papst hatte ihn im Dezember noch zum Präfekten des Päpstlichen Hauses ernannt und ihm damit über das Pontifikat Benedikts XVI. hinaus einen festen Platz in der kirchlichen Hierarchie gesichert, gleichzeitig wurde er zum Erzbischof befördert. Spannend bleibt, ob Papst Franziskus Gänswein durch einen seiner Vertrauten ersetzt.

Mitarbeit: Matthias Drobinski

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