Verunglückter Einhandsegler:"Kann Zehen bewegen"

Solo-Weltumsegler im Indischen Ozean in Not

Die undatierte Aufnahme zeigt Abhilash Tomy in seiner Koje an Bord seines 10-Meter-Schiffes Thuriya.

(Foto: Nick Jaffe/dpa)
  • Nach drei Tagen in Seenot im Indischen Ozean ist ein Weltumsegler gerettet worden.
  • Wie die indische Marine mitteilte, wurde der 39-jährige Abhilash Tomy von einem französischen Boot auf halber Strecke zwischen Afrika und Australien aufgenommen.

Von Oliver Klasen

Nur einer der neun Segler, die im Jahr 1968 zum Golden Globe Race aufbrachen, kam am Ende an. Fünf gaben auf, einer kenterte, einer wich von der Route ab und ein weiterer beging Suizid. 30 000 Seemeilen, etwa 56 000 Kilometer also, waren zu absolvieren, es war das erste Yachtrennen, bei dem Einhandsegler eine Weltumrundung planten. Von den britischen Inseln ging es in südlicher Richtung durch den Atlantik und dann an allen drei großen Kaps vorbei durch den Indischen Ozean, den Pazifik und schließlich in nördlicher Richtung durch den Atlantik zurück nach Europa.

Der Inder Abhilash Tomy, 39, ist einer der 18 Skipper, die dieses historische Rennen bei der diesjährigen Golden-Globe-Regatta möglichst realistisch nachstellen wollen. Doch es geht nicht nur darum, einen ähnlichen Kurs zu nehmen. Die Segler wollen so segeln, wie es Ende der Sechzigerjahre üblich war. Also nutzen sie Nachbauten der damaligen Boote, segeln mit Sextant und einer Seekarte aus Papier und haben, bis auf Kommunikationsgeräte, keine moderne Technik an Bord. Tomys Yacht Thuriya ist ein Nachbau des Schiffs des Briten Robin Knox-Johnston, der das Golden Globe Race damals gewonnen hatte.

Tomy ist das nicht vergönnt. Er geriet am vergangenen Freitag auf Platz drei liegend in einen Sturm mit bis zu 14 Meter hohen Wellen, verlor einen Mast und wurde schwer am Rücken verletzt. Die Gegend, in der Tomy in Seenot geriet, etwa 3500 Kilometer westlich von Australien, ist derart abgelegen, dass zum Unglückszeitpunkt keinerlei Schiffe in der Nähe waren, die Tomy hätten helfen können. Erst am Montag wurde er gerettet. Einem französischen Patrouillenschiff gelang es, den Segler mit einer Trage an Bord zu ziehen. Er sei bei Bewusstsein, könne sprechen und solle zur medizinischen Versorgung auf die nahegelegene Amsterdam-Insel gebracht werden, sagte ein Sprecher der indischen Marine, bei der Tomy als Offizier angestellt ist.

Drei Tage hatte er nach eigenen Angaben bewegungsunfähig in der Koje gelegen. Erschwert wurde die Bergung durch schweren Seegang. Dem Marinesprecher zufolge waren die Wellen auch am Montag noch immer bis zu zehn Meter hoch. Schon am Sonntag hatten Aufklärungsflugzeuge die Yacht des Seglers gesichtet. Doch da Tomys Satellitentelefon defekt war, konnten sie keinen Kontakt aufnehmen. Über dieses Telefon hatte Tomy mit der Regattaleitung telefoniert. Er hätte auch ein Ersatztelefon an Bord gehabt, konnte es wegen seiner Verletzung aber nicht erreichen. Zweimal setzte er Notsignale ab. "Entmastet. Schlimme Rückenverletzung. Kann nicht aufstehen", schrieb er zunächst und dann später: "Kann Zehen bewegen. Fühlen sich taub an. Kann nicht essen und trinken. Schwierig, nach Tasche zu greifen."

Tomy war nicht der einzige Segler, der während des Rennens in Seenot geriet. Der Niederländer Mark Slatts ging Medienberichten zufolge sogar über Bord, konnte sich aber dank einer Leine selbst retten. Die Segler, die durchkommen, werden in etwa einem halben Jahr an der französischen Küste erwartet.

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