Mit drei Wörtern nur ist die Polizeimeldung der Inspektion Nienburg/Schaumburg überschrieben, und doch lässt schon der kurze Titel erahnen, welche Grenzen in diesem Fall überschritten worden sein müssen. "Vater erschießt Tochter" steht über dem kargen Report, den die Beamten am Montagabend veröffentlicht hatten, es folgen ein paar dürre Fakten.
Tatort Stolzenau im Landkreis Nienburg, der Täter ein 35 Jahre alter Iraker, das Opfer seine 13 Jahre alte Tochter. Der Mann ist auf der Flucht. Da er vermutlich noch im Besitz der Tatwaffe ist und in einer emotionalen Ausnahmesituation steckt, "kann man nie ausschließen, dass es zu einem suizidalen Geschehen kommt", sagt die Sprecherin der Polizei Nienburg.
Die aus dem Irak stammende kurdische Familie lebt seit gut drei Jahren in der niedersächsischen Gemeinde, das getötete Mädchen hatte drei jüngere Geschwister. Das Opfer war vor einigen Wochen von der Familie weggezogen, in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt war für die Heranwachsende ein Platz in einer Jugendeinrichtung in einem anderen Landkreis gefunden worden. Es habe "Probleme" in der Familie gegeben, heißt es dazu nur.
Am Montag sollte über diese Probleme geredet werden, in einer pädagogisch-psychologischen Praxis für Mediation und unter professioneller Führung einer Mediatorin. Doch nach dem Treffen eskalierte auf einem kleinen Parkplatz die Situation, der Vater zückte eine Waffe und schoss mehrmals auf seine Tochter, traf sie am Kopf. Die Mutter war Zeugin.
Der Täter, der Polizei zuvor nicht bekannt, floh erst zu Fuß, dann in einem grauen Golf. Nach ihm wird bundesweit gefahndet. Die Hoffnung, die Waffe in der Nähe des Tatorts mitten in Stolzenau zu finden, zerschlug sich am Dienstag. Suchhunde fanden nichts.