Süddeutsche Zeitung

Tödliche Elefanten-Attacke:Polizei sucht Zeugen

  • Nachdem die Elefantenkuh "Baby" einen 65-jährigen Spaziergänger in Baden-Württemberg getötet hat, ermittelt die Polizei.
  • Mit Hilfe von Zeugen wollen die Beamten klären, wie es zu der tödlichen Attacke kam.
  • Das Tier soll eingesperrt werden.
  • Zunächst kündigte der Serengeti-Park in Niedersachsen an, er wolle den Elefanten bei sich aufnehmen. Nun teilt die Polizei mit: das Tier kommt an einen geheimen Ort.

Mit Hilfe von Zeugen will die Polizei klären, wie es zu der tödlichen Attacke eines ausgerissenen Zirkus-Elefanten in Baden-Württemberg kommen konnte. Die Ermittler wollen Zirkus-Mitarbeiter befragen und weitere Zeugen suchen, hieß es am Montag bei der Polizei. Der 34-jährige Elefant war zwar nicht angekettet, aber von einem Elektrozaun umgeben, als er ausgerissen war.

Die Elefantenkuh "Baby" hatte am Samstag nach seiner Flucht in Buchen im Odenwald einen 65 Jahre alten Spaziergänger getötet. Unklar ist bisher, ob das Tier nicht richtig eingesperrt war oder womöglich herausgelassen wurde. Angaben zum Zustand des Geheges machte die Polizei nicht. Die Ermittler hatten nach dem Vorfall ein Fremdverschulden nicht ausgeschlossen.

Zirkuselefant bekommt neues Zuhause

Es war nicht das erste Mal, dass das Tier auffällig geworden ist. Das 34-jährige afrikanische Rüsseltier hat einen beachtlichen Strafenkatalog vorzuweisen. Mindestens drei schwere Angriffe hat der Zirkuselefanten bereits verübt. Der aktuelle Fall hat nun Konsequenzen: "Baby" kommt hinter Gitter. Alle Zirkusveranstaltungen wurden abgesagt.

Zunächst hatte der niedersächsische Serengeti-Park Interesse an dem Tier angemeldet. "Wir können sie in einem Gehege halten", sagte der Geschäftsführer des Parks, Fabrizio Sepe. Im Park könne man mit der Elefantenkuh vielleicht sogar Zuchterfolge erzielen. In jedem Fall werde sie sich bei dem Elefantenbullen im Park schnell beruhigen. Die Polizei erteilte dem Parkbesitzer öffentlich eine Absage. Der Zirkusbetreiber habe sich anders enschieden.

Nun wurde bakennt: "Baby" ist vom nordrhein-westfälischen Safaripark Stukenbrock aufgenommen worden. Die Elefantendame sei am Sonntag in Begleitung ihres bisherigen Besitzers in Schloß Holte-Stukenbrock nahe Bielefeld angekommen, sagte eine Sprecherin des Safariparks. Sie habe die Nacht sehr gut überstanden und bereits Kontakt zu drei weiteren Elefantendamen aufgenommen, die ebenfalls im Safaripark lebten. Man sei sehr zuversichtlich, dass sich die Elefantin in diese Gruppe integrieren werde.

Elefant ist "verhaltensgestört"

Der Zirkus "Luna", wo die Elefantendame auftrat, ist umstritten. Seit mehreren Jahren warnte die Tierrechtsorganisation "Peta" schon vor dem Elefanten. In einem Video bezeichneten die Tierschützer das Tier, das früher unter dem Namen "Benjamin" auftrat, als "verhaltensgestört". Mithilfe einer Petition sollten Artenschutzverstöße und Misshandlungen an der Elefantenkuh aufgedeckt werden. "Benjamin soll nie wieder frieren, nachts auf einem Lkw eingesperrt oder einsam sein", heißt es in dem Appell von Peta an den baden-württembergischen Agrarminister Alexander Bonde (Grüne).

Der Organsiation zufolge habe der Elefant schon mehrfach Menschen angegriffen: 2010 hatte das Tier einen Mann und seinen neun Monate alten Sohn gegen einen Zaun gedrückt, durch die Luft geschleudert und erheblich verletzt. Während einer Tierschau hatte der Elefant einen zwölfjährigen Jungen mit dem Rüssel ins Gesicht geschlagen. Das Kind erlitt einen Kieferbruch. Die Polizei bestätigte dem SWR, dass es in der Vergangenheit derartige Vorfälle gegeben habe. Sie seien jedoch ohne Folgen geblieben.

Die Elefantenkuh war in den vergangenen Wochen noch mit ihrem Dompteur zu Werbezwecken durch die Innenstädte der Spielorte des Zirkus gegangen. Am Samstagmorgen war die Elefantendame dann im baden-württembergischen Buchen aus dem Zelt des Zirkus "Luna" ausgebrochen. Sie flüchtete auf ein nahegelegenes Sportgelände.

Dort überraschte das Tier einen 65-jährigen Mann bei seinem Morgenspaziergang. Die Elefantenkuh griff den Fußgänger an, dabei habe sie ihre Stoßzähne eingesetzt, erklärte ein Polizeisprecher später. Der 65-Jährige war sofort tot. Warum es zu der Attacke kam, ist bislang nicht geklärt. Kurz nach dem Unglück hatte ein Zirkusmitarbeiter das große Tier beruhigen und ins Zirkuszelt zurückbringen können.

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