Nach Schüssen:Fußballer Deniz Naki unter Polizeischutz

Deniz Naki

Alles begann mit einem Facebook-Eintrag: Deniz Naki, 27, widmete einen Sieg "den Menschen, die in den 50 Tagen der Unterdrückung getötet oder verletzt wurden".

(Foto: dpa)

Der frühere St-Pauli-Spieler wurde beschossen, als er auf der Autobahn Richtung Köln unterwegs war. Er vermutet den türkischen Geheimdienst hinter der Tat.

Er habe Angst um sein Leben, ließ Deniz Naki über seinen Anwalt verkünden. In der Nacht zu Montag trafen Schüsse seinen Wagen, als er auf der Autobahn in Richtung Köln unterwegs war. Nun steht der 28-Jährige unter Polizeischutz. Sein Anwalt Soran Haldi Mizrak sagte: "Deniz hält sich jetzt an einem geheimen Ort auf. Die Polizei schützt ihn." Demnach stehe der Fußballer unter Schock, es gehe ihm aber gut. Und: "Er hat entschieden, mit seiner Familie wieder in die Türkei zurückzukehren", sagte Mizrak.

Ob er dort sicherer ist, scheint fraglich. Zumindest, wenn die Theorie des Fußballers stimmt, dass der türkische Geheimdienst hinter dem "Mordanschlag" stecke. Der frühere deutsche Juniorennationalspieler Naki spielt seit fast zweieinhalb Jahren für den türkischen Drittligisten Amed SK in der kurdischen Metropole Diyarbakır, er spielt dort aus Solidarität mit den rund zwölf Millionen Kurden im Land. Im April 2017 verurteilte ihn ein türkischer Richter zu einer Haftstrafe von 18 Monaten auf Bewährung, ihm wurde "Terrorpropaganda" für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vorgeworfen. Der Fußballer hatte auf Twitter und Facebook das Vorgehen des türkischen Militärs im kurdisch geprägten Südosten des Landes kritisiert. Prozessbeobachter berichteten damals, das Urteil sei politisch motiviert.

Naki betonte stets, er streite nur für Frieden, gegen die Regierung Erdoğans, für die Freiheit der Kurden. Die Aachener Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen versuchter Tötung gegen Unbekannt aufgenommen. Eine politisch motivierte Tat sei nicht ausgeschlossen.

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