Nach Misshandlungen durch Polizisten in Südafrika:Acht Beamte stehen unter Mordverdacht

Protesters gesture as a police car drives past outside the Daveyton Police station east of Johannesburg

Im südafrikanischen Johannesburg kam es zu Protesten gegen Polizeigewalt.

(Foto: Reuters)

Im südafrikanischen Johannesburg sind acht Polizisten wegen Mordverdachts festgenommen worden. Sie hatten einen Mann an ihr Auto gekettet und ihn bis zum Polizeirevier geschleift. Wenige Stunden später starb er in einer Gefängniszelle. Die örtliche Polizeichefin hält Fälle wie diesen für nichts Außergewöhnliches.

Sie schleiften einen Mann mit dem Polizeiwagen durch die Straßen, anschließend starb er in seiner Gefängniszelle. Nun sind in Südafrika acht Polizisten unter Mordverdacht festgenommen worden. Die Festnahme erfolgte am Freitag auf einer Polizeiwache in einem Vorort von Johannesburg, wie die interne Ermittlungsbehörde der Polizei (IPID) mitteilte. Die Beamten sollen am Montag einem Richter vorgeführt werden.

Der mosambikanische Taxifahrer Mido Macia war am vergangenen Dienstag gestorben. Der Fall war durch Videoaufnahmen bekannt geworden, die zeigen, wie der 27-jährige Familienvater mit Handschellen an einen Polizeiwagen gekettet und anschließend durch die Straßen des Townships Daveyton östlich von Johannesburg bis zum Polizeirevier geschleift wird. Weniger als zweieinhalb Stunden später wurde der Mosambikaner tot in seiner Zelle gefunden.

Nach Angaben von Zeugen hatten die Beamten Macia wegen Falschparkens angesprochen. Der Radiosender EWN berichtete, die beteiligten Polizisten hätten den Tod des Taxifahrers darauf zurückgeführt, dass er in der Zelle von anderen Inhaftierten angegriffen worden sei. Dem widerspreche aber das Obduktionsergebnis, wonach Macia an Kopfverletzungen und inneren Blutungen starb.

"Nicht ungewöhnlich, dass solche Dinge passieren"

Südafrikas Staatschef Jacob Zuma bezeichnete die Tat als "entsetzlich, verstörend und nicht akzeptabel". Der mosambikanische Außenminister Oldemiro Baloi sagte, seine Regierung sei zutiefst empört. Mosambiks Botschafter in Südafrika, Fernando Fazenda, sagte, Macia sei "von der Polizei auf brutalste Weise getötet" worden. Er war demnach im Alter von zehn Jahren mit seinen Eltern nach Südafrika eingewandert. Macias Frau und Sohn seien während der Tat in Mosambik im Urlaub gewesen und würden nun nach Südafrika zurückkehren.

Der Fall dürfte weiter zum schlechten Ruf der südafrikanischen Polizei beitragen. Im August hatten Beamte 34 streikende Minenarbeiter erschossen. Negative Schlagzeilen brachte der Polizei auch der Fall des unter Mordverdacht stehenden Paralympics-Siegers Oscar Pistorius. Der Hauptermittler wurde abgezogen, nachdem bekannt wurde, dass er des versuchten Mordes in sieben Fällen verdächtig ist. Polizeichefin Riah Phiyega sagte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP, die Polizei genieße weiterhin das Vertrauen der Bevölkerung. "Es handelt sich um eine riesige Organisation, daher ist es nicht ungewöhnlich, dass solche Dinge passieren", sagte sie zum Fall Macia. Entscheidend sei, wie mit derartigen Vorfällen umgegangen werde.

Südafrikas wichtigste Oppositionspartei Demokratische Allianz erklärte: "Wie oft noch müssen die Südafrikaner in Angst vor denen leben, die sie eigentlich schützen sollten?" Laut Amnesty International wurden von April 2011 bis März 2012 der IPID 720 verdächtige Todesfälle in Polizeigewahrsam oder bei Polizeieinsätzen gemeldet.

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