Nach Messerstecherei in Kinderhort:Der Verdächtige lacht

Der mutmaßliche Messerstecher aus Belgien lässt seine Motive völlig im Dunkeln. Derweil gibt es Hinweise, dass er eine weitere Kinderkrippe aufsuchen wollte.

Einen Tag nach dem blutigen Drama in einer belgischen Kinderkrippe ist der mutmaßliche Täter des dreifachen Mordes beschuldigt worden. Der 20-Jährige werde vorläufig in Haft bleiben, teilte die Staatsanwaltschaft im westbelgischen Termonde am Samstag mit. In Belgien wurde indes über die auffällige Gesichtsbemalung des Messerstechers gerätselt, die dem Bösewicht "Joker" aus dem neuesten Batman-Film ähnelte. Seine Motive blieben weiter völlig unklar.

Messerstecherei in Belgien, dpa

Spurensuche am Tatort

(Foto: Foto: dpa)

Der Belgier wurde am Freitagabend nach stundenlangen Polizeiverhören einem Untersuchungsrichter vorgeführt, wie die Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte. Der Richter beschuldigte den Mann neben drei Morden auch des mehrfachen versuchten Mordes.

In den zehnstündigen Befragungen nannte der mutmaßliche Täter keinerlei Motiv für seine Taten und lehnte jede Zusammenarbeit mit den Ermittlern ab. Er war bisher weder als geisteskrank bekannt noch stand er unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Der Mann sei auch nicht aus der Psychiatrie geflohen, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Der Messerstecher war am Freitagmorgen mit weiß geschminktem Gesicht und schwarz umrandeten Augen in die Kinderkrippe in der flämischen Kleinstadt Dendermonde eingedrungen und hatte mit einem 30 Zentimeter langen Messer gezielt auf Babys eingestochen, die in ihren Bettchen lagen. Dabei wurden zwei Babys und eine Betreuerin getötet. Zwölf weitere Babys und Kindergärtnerinnen wurden zum Teil schwer verletzt. Die Polizei hatte den Mann nach einer kurzen Flucht per Fahrrad in einem Nachbarort gefasst.

Der Zustand eines sechs Monate alten Babys und eines dreijährigen Kleinkindes war nach Angaben des Genter Universitätskrankenhauses am Samstag weiterhin kritisch. Sie seien jedoch außer Lebensgefahr. Nach Angaben eines weiteren Krankenhausvertreters wurden einige der Opfer regelrecht verstümmelt. Sie benötigten deshalb die Hilfe von plastischen Chirurgen.

Belgische Zeitungen beschrieben den Täter wegen seiner Schminke als psychopatischen Fan des Bösewichts "Joker" aus dem Batman-Film "The Dark Knight", für dessen Darstellung der australische Schauspieler Heath Ledger posthum für den Oscar nominiert wurde.

Wie die Zeitung Le Soir berichtete, verübte der Messerstecher die Bluttat genau ein Jahr und einen Tag nach Ledgers Tod durch eine Überdosis Medikamente. Laut Zeitungen gab sich der Mann im Polizeiverhör zudem arrogant und lachte den Beamten ins Gesicht - auch dies ein Verhalten ähnlich dem des Film-"Jokers".

Laut Zeitungen wurde durch den raschen Polizeieinsatz möglicherweise ein zweites Blutbad verhindert: Bei seiner Festnahme habe der Mann ein weiteres Messer bei sich getragen sowie einen Zettel mit dem Namen einer weiteren Kinderkrippe in nur drei Kilometern Entfernung vom Tatort.

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