US-Ostküste:Nach der Flut droht die Kälte

Für viele Opfer von Hurrikan "Sandy" wird die Situation noch ernster: Angesichts der sinkenden Temperaturen in New York müssen Zehntausende Menschen umziehen. Häuser ohne Heizung sind in den nächsten Tagen unbewohnbar.

Nach dem Supersturm Sandy macht den Menschen an der Ostküste der USA nun ein Kälteeinbruch zu schaffen. Angesichts der sinkenden Temperaturen in New York müssen nach Einschätzung von Gouverneur Andrew Cuomo Zehntausende Menschen umsiedeln. Cuomo erklärte, es zeige sich immer deutlicher, dass Häuser ohne Heizung unbewohnbar würden. Auch Bewohner, die nach dem Wirbelsturm Sandy ihre Häuser und Wohnungen nicht verlassen hätten, müssten dies nun bald tun, und sie benötigten Unterkünfte.

Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg hatte zuvor erklärt, die Stadt rechne damit, Unterkünfte für 30.000 bis 40.000 Menschen finden zu müssen. Es werde außerdem noch mehrere Tage dauern, bis der Strom wieder zuverlässig fließt und ausreichend Treibstoff vorhanden ist. Am Wochenende waren noch rund 2,5 Millionen Haushalte vom Stromnetz abgeschnitten. Schon da hatten sich die Temperaturen dem Gefrierpunkt genähert. Für die nächsten Tage werden Werte unter null Grad Celsius erwartet.

"Es gibt nirgends Heizöl", sagte Vincent Savino von einem Energieversorger, der etwa 2000 Gebäude in New York beliefert. "Ich weiß nicht, wieviel Heizöl wir noch übrig haben: vielleicht für ein oder zwei Tage." In New York und New Jersey sind immer noch mehr als 18.000 Menschen in provisorischen Unterkünften untergebracht. Bürgermeister Bloomberg forderte insbesondere ältere Menschen auf, bei weiter anhaltendem Strom- und Heizungsausfall Schutz in Notunterkünften zu suchen.

Wahl per E-Mail

Vor der Präsidentenwahl an diesem Dienstag stellte sich für die Behörden im Nordosten des Landes die Frage, wie sie von dem Sturm obdachlos gewordenen Menschen die Teilnahme am Urnengang ermöglichen können. Der Bundesstaat New Jersey erlaubt deshalb Betroffenen, ihre Stimme per E-Mail abzugeben. Da zahlreiche Wahllokale in New York und New Jersey durch das Hochwasser unbrauchbar wurden, müssen viele Wähler die Wahlkabinen in provisorisch errichteten Zelten aufsuchen.

"Ich denke noch gar nicht an die Wahl", sagte der 59-jährige Rentner Frank Carrol, der in dem besonders schwer betroffenen Gebiet von Staten Island wohnt. Auch weiß er noch nicht, ob sein Wahllokal überhaupt geöffnet sein wird.

Präsident Barack Obama rief unterdessen die Hilfsorganisationen dazu auf, jede unnötige Bürokratie zu vermeiden, um so schnell wie möglich zur Normalität zurückzufinden. Die Opferzahlen durch den Wirbelsturm sind mittlerweile auf mindestens 110 Menschen gestiegen, nachdem in New Jersey neun weitere Opfer gemeldet wurden. Sandy war am Montag auf einer Länge von mehreren Hundert Kilometern auf die Ostküste der USA getroffen. Überschwemmungen, Stromausfälle und zerstörte Häuser waren die Folge. Die wirtschaftlichen Schäden werden auf 50 Milliarden Dollar geschätzt.

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