Explosion in West, Texas:Düngemittelfabrik zuletzt vor 28 Jahren überprüft

Düngemittelfabrik Texas USA Waco Explosion

Die Explosion einer Düngemittelfabrik im texanischen West sorgte für mehrere Todesopfer und 200 Verletzte. 

(Foto: dpa)

Im Februar 1985 wurde die vor kurzem explodierte Düngemittelfabrik im texanischen Städtchen West das letzte Mal auf Sicherheitsstandards überprüft. Das ist jedoch nicht das einzige Versäumnis der zuständigen Behörden.

Wie oft sollte eine Fabrik von Behörden auf Sicherheitsstandards überprüft werden, in der potentiell hochexplosive Düngemittel hergestellt werden? Einmal pro Monat? Einmal pro Jahr? Fest steht: Auf jeden Fall häufiger als einmal pro Vierteljahrhundert.

14 Menschen starben, 200 wurden verletzt als am vergangenen Mittwoch eine gigantische Explosion die 2800-Einwohner-Stadt West im US-Bundesstaat Texas zum Katastrophengebiet machte.

Jetzt wurde bekannt, dass die Fabrik das letzte Mal vor 28 Jahren, im Februar 1985, von der Occupational Safety and Health Administration (OSHA), der Bundesbehörde zur Durchsetzung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, überprüft wurde. Ein Sprecher der Behörde verteidigt gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg die Vorgehensweise: "Die Menschen verstehen nicht, wie limitiert unsere personellen Ressourcen sind und wie schwer es daher ist, Arbeitsplätze auf Gesundheit und Sicherheit zu überprüfen."

Bei den Ermittlungen nach der Katastrophe habe sich auch herausgestellt, dass die Dokumente mit Angaben über die Menge von gelagerten brennbaren Chemikalien, die den Behörden vorlagen, lückenhaft waren. In der Düngemittelfabrik wurden demnach mehr als 270 Tonnen hochexplosives Ammoniumnitrat gelagert - das ist um ein Vielfaches mehr als die Menge, die bei dem Anschlag von 1995 in Oklahoma verwendet worden ist; bei der gewaltigen Detonation vor 18 Jahren starben 168 Menschen.

Niedrige Strafen für Verstöße

Anwälte von Fabrikarbeitern kritisieren schon länger den zu laxen Umgang der Behörden mit den Verantwortlichen der Düngemittelfabrik in Texas. Der US-Senator John Cornyn sagte Bloomberg, er sei "sicher", dass die behördlichen Vorschriften nun genauestens überprüft und verschärft würden. Besonders weil es bisher keine Vorgaben gebe, wonach derartige Fabriken nicht in der Nähe von Wohngebieten stünden dürften. Es habe kein Evakuuierungsplan für Anwohner vorgelegen. In West wurden mehr als 80 umliegende Häuser zerstört. "Es wird lange dauern, bis sich diese Gemeinde erholt hat", sagte Gouverneur Rick Perry.

"Ich wäre überrascht, wenn den Anwohnern in Texas die Risiken kommuniziert worden wären", sagte Paul Orum, ein unabhängiger Gutachter, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Bekannt sei, dass es in der Düngemittelfabrik in Texas in den vergangenen Jahren immer wieder Pannen und Verstöße gegeben habe. So seien Dokumente mit einer Verspätung von zwei Jahren ausgefüllt worden sein, dafür habe die Fabrik jedoch eine Strafe von nur etwa 1700 Euro bezahlt. Falsch transportiertes Ammonium sei mit umgerechnet 4000 Euro bestraft worden.

Die Anlage in West wurde 1962 gebaut, doch erst 2004 habe es Vorschriften über den erlaubten Ausstoß von Emissionen gegeben. In den vergangenen sechs Jahren habe es keine Beschwerden über die Düngemittelfabrik in West gegeben, sagte der Sprecher einer texanischen Umweltbehörde zu Bloomberg.

Präsident Obama hatte kurz vor seiner Wiederwahl versichert, er setze sich für mehr Sicherheit in Chemieanlagen ein, aber "es gebe Widerstand aus der Chemie-Industrie". Dem hatte die Vize-Präsidentin der US-Düngemittelindustrie, Kathy Mathers, entgegnet, dass Händler und Hersteller bereits "heftig reguliert" würden.

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