Nach Erdrutsch in Nepal:Dammbruch bedroht Zehntausende

Nepal Erdrutsch

Ein Militärhubschsauber sichtet die Unglückstelle bei Sindhupalchok im Nordosten Nepals.

(Foto: AP)

Während Rettungskräfte noch nach den Opfern eines Erdrutschs im Osten Nepals suchen, droht eine noch größere Katastrophe: Ein Dammbruch könnte die Region bis ins benachbarte Indien verwüsten. Zehntausende werden in Sicherheit gebracht, Touristen mit Hubschraubern ausgeflogen.

  • Durch einen Erdrutsch im Nordosten Nepals ist ein kilometerlanger Stausee entstanden; in der darunter liegenden Region wurde der Notstand ausgerufen.
  • Bei dem Erdrutsch wurden mindestens 33 Menschen verschüttet, etwa hundert weitere werden vermisst.
  • Hunderte Trekking-Touristen werden ausgeflogen, da die Straße nach Kathmandu blockiert ist.

Möglicher Dammbruch bedroht Zehntausende Menschen

Nach einem gewaltigen Erdrutsch im Nordosten Nepals bedroht ein möglicher Dammbruch Zehntausende Menschen. Durch den Erdrutsch im Bezirk Sindhupalchok, etwa 120 Kilometer nordöstlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, ist ein kilometerlanger Stausee entstanden. Die Erdmassen waren am Samstagmorgen nach heftigem Monsun-Regen niedergegangen.

Unterhalb des Stausees ist der Notstand ausgerufen worden. Flussabwärts im Nachbarland Indien wurden 65 000 Menschen in Sicherheit gebracht.

Wie die Rettungskräfte vorgehen

An der Unglücksstelle suchen Rettungskräfte weiter nach Verschütteten. Bislang wurden 33 Leichen aus den Erd- und Geröllmassen geborgen, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Mehr als 100 würden noch vermisst, sagte der Chef des betroffenen Distrikts Sindhupalchowk. Die Einsatzkräfte rechnen nicht mehr mit Überlebenden.

Helikopter fliegen Hunderte Touristen aus der Region des tödlichen Erdrutsches in Nepal aus. Die Urlauber seien zum Wandern in Tibet gewesen und hätten über die blockierte Straße - die einzige zwischen China und Nepal - nicht in die Hauptstadt Kathmandu zurückfahren können, sagte Ramesh Dhamala vom Verband der Trekkingagenturen. Die Touristen seien vor allem Inder, aber auch Chinesen und Europäer.

Nepalesen wollen ihr Hab und Gut nicht zurücklassen

Trotz der Warnungen blieben in der Region nahe des Hangabrutsches auch am Montag noch Menschen in ihren Häusern, manche fischten sogar im Fluss. "Wir bitten die Menschen, vorsichtig zu sein", sagte der Distrikts-Chef. Lokale Medien berichteten, Hunderte seien noch in ihren Dörfern, weil sie ihr Hab und Gut nicht zurücklassen wollen.

In Indien hingegen gingen die Evakuierungen in den Schwemmebenen des Flusses Kosi in Bihar schnell voran. "Wir stoßen auf viel Widerstand, aber wir wollen, dass alle ihre Häuser verlassen", sagte der Leiter des lokalen Katastrophenschutzes.

Neben zahlreichen Notunterkünften habe die Regierung auch 32 provisorische Kuhställe errichtet. 20 Krankenwagen und 64 Ärzte seien im Einsatz. Er sei "sehr besorgt" über die mögliche Flutwelle, so der Behördenvertreter weiter.

Nach Sprengung des Damms würden Wassermassen Indien treffen

Die von der nepalesischen Armee geplante Sprengung des Damms könnte einen unkontrollierbaren Abfluss auslösen. Dann habe Indien etwa 20 Stunden Zeit, ehe das Wasser die Landesgrenze erreiche, so der Leiter des indischen Katastrophenschutzes.

Die Zeit, um nach einer Lösung zu suchen, ist laut Experten knapp. "Wenn noch ein Erdrutsch in der gleichen Gegend abgeht, könnten die Auswirkungen katastrophal sein", sagte der Geologe Ranjan Kumar Dahal der nepalesischen Zeitung República.

Es drohen weitere Abgänge

Er hatte am Sonntag den Berghang begutachtet und oberhalb der Abbruchstelle weitere Risse in der Erde gesehen. "Selbst wenn es nur wenig regnet, könnte es also weitere Abgänge geben."

Es ist Monsunzeit in Indien und Nepal. In Westindien, wo sich am Mittwoch ein Hang gelöst hatte und ein Dorf unter sich begrub, fanden die Helfer weitere Leichen. Die Zahl der Toten liege nun bei 118, sagte ein Sprecher der Katastrophenhelfer. Noch immer könnten dort 80 bis 90 Menschen unter den Schlammmassen liegen.

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