Nach Erdbeben:Türkei bittet Ausland um Hilfe

Lesezeit: 2 Min.

Wegen der schleppenden Versorgung der Erdbebenopfer haben türkische Behörden Unterstützung aus dem Ausland angefordert - selbst Israel soll helfen. Aus den Trümmern im Osten den Landes wurden inzwischen mehr als 450 Tote geborgen, doch immer wieder finden Rettungskräfte auch Überlebende.

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben im Osten der Türkei will die Regierung nun wohl doch Hilfe aus dem Ausland annehmen, darunter auch aus Israel. Wie dortige Medien übereinstimmend berichteten, hat das türkische Außenministerium Israel wissen lassen, man brauche mobile Häuser.

Mehr als 50 Länder hatten der Türkei ihre Hilfe angeboten, doch die Regierung lehnte die Angebote fast aller Nationen zunächst kategorisch ab. Nur Teams aus Iran und Aserbaidschan kamen vorerst ins Land. Diese stolze Haltung der Regierung in Ankara dürfte bei den Erdbebenopfern im Osten des Landes auf wenig Verständnis stoßen: Die Soforthilfe läuft nur schleppend an. Den obdachlos gewordenen Menschen fehlen bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt vor allem Zelte und andere Notunterkünfte. Wo Zelte angeliefert werden, kommt es zu Tumulten, Hilfskonvois wurden bereits unter Militärschutz gestellt.

Doch nun haben es sich die Behörden offenbar anders überlegt: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, bat die türkische Regierung insgesamt mehr als 30 Länder, die ihre Unterstützung angeboten hatten, um Hilfe.

Reuters berichtete weiter, Israel habe angekündigt, eine Luftbrücke in das Katastrophengebiet im Südosten der Türkei einzurichten. Eine offizielle Bestätigung für diese Hilfsmaßnahmen gab es zunächst nicht. Die israelische Zeitung Haaretz berichtete in ihrer Online-Ausgabe, Außenminister Avigdor Lieberman habe Anweisung erteilt, die Hilfsausrüstung so rasch wie möglich auf den Weg zu bringen.

Israel und die Türkei sind ehemalige enge Partner, schon in der Vergangenheit schickte Jerusalem nach Erdbeben Hilfe. Die Beziehungen beider Länder haben sich jedoch in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. Im Mai 2010 hatten israelische Soldaten auf einem türkischen Schiff der Gaza-Hilfsflotte neun Türken getötet. Anschließend kam es zum Dauerstreit beider Seiten um den Einsatz.

Das schwere Erdbeben am Sonntag kostete nach bisherigen Angaben 459 Menschen das Leben, mehr als 2000 Häuser wurden zerstört. Im Gefängnis der Stadt Van kam es zu einem Häftlingsaufstand - die Behörden wollen die Gefangenen trotz der Schäden am Gebäude nicht verlegen.

Immer wieder können die Einsatzkräfte auch Überlebende bergen: So gelang es am Dienstag, das zwei Wochen alte Mädchen Azra aus einem eingestürzten Wohnhaus zu retten. Am frühen Mittwochmorgen konnten die Helfer einen Studenten nach 61 Stunden aus den Trümmern retten. Der Vater des jungen Mannes sagte der amtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolou, er habe seit dem Erdbeben vom Sonntag auf Nachricht von seinem Sohn gewartet. Dieser sei erst vor einem Monat zum Studieren nach Ercis gezogen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/dapd/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nach dem Erdbeben in der Türkei
:Zwischen Hoffen und Bangen

Mehr als 100 Stunden nach dem schweren Beben läuft den Rettungskräften die Zeit davon. Die Hoffnung, noch Überlebende aus den Trümmern zu bergen, schwindet von Minute zu Minute. Doch immer wieder gibt es kleine Wunder - und auch dem zwei Wochen alten Säugling Azra geht es gut.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: