Nach Entdeckung des Ehec-Erregers:Spanische Firmen wehren sich gegen Vorwürfe

Die genaue Herkunft der verunreinigten Salatgurken scheint geklärt: Sie sollen von Unternehmen aus Málaga und Almería stammen - doch die Agrarbetriebe wehren sich. Die Gurken seien in Deutschland verunreinigt worden.

Die Hamburger Behörden haben einem Medienbericht zufolge die genaue Herkunft von drei mit dem gefährlichen Darmkeim Ehec verunreinigten Gurken aus Spanien identifiziert. Sie kämen von Unternehmen aus Málaga und Almería, wie Bild.de unter Berufung auf einen Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde berichtete.

"Die Gurken stammen von der Firma 'Pepino Bio Frunet' mit Sitz in Málaga und von dem Unternehmen 'Hort o Fruticola' mit Sitz in Almería", sagte der Sprecher laut der Onlineausgabe der Bild-Zeitung. Das Gesundheitsministerium in Madrid leitete am Donnerstagabend eine Untersuchung ein.

Das Hamburger Hygiene-Institut entdeckte den Darmkeim nach Angaben der Gesundheitsbehörde der Hansestadt auf drei Salatgurken aus Spanien sowie einer weiteren Gurke, deren Herkunft zunächst unbekannt war. Es bestehe daher der Verdacht, dass Gurken Auslöser der Erkrankungen seien, erklärte die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD).

Die Agrarbetriebe, aus denen die belasteten Gurken stammen sollen, wehren sich gegen die Vorwürfe aus Deutschland. Nach Angaben des Erzeugers "Pepino Bio Frunet" sind die Gurken auf dem Weg von Spanien nach Deutschland verunreinigt worden.

Ein Manager des Unternehmens, Javier Lopez, sagte der Bild-Zeitung: "Die Gurken wurden mit einem Lkw abgeholt und kamen am 15. Mai in Hamburg an. Am 16. bekamen wir eine E-Mail unseres Kunden, der uns mitteilte, dass die Gurken während des Transports heruntergefallen wären. Er teilte uns mit, dass er sie trotzdem auf dem Hamburger Großmarkt verkaufen wolle." Die Lieferung habe insgesamt aus 180 Boxen mit Gurken bestanden. "Ich habe das Gefühl, wir müssen als Sündenbock herhalten", so der Geschäftsführer der Firma.

Unterdessen reagierten Deutschlands Supermärkte mit drastischen Maßnahmen auf den Fund des Ehec-Darmerregers an den spanischen Salatgurken. Die Metro-Gruppe, die Supermärkte von Kaiser's Tengelmann und die Rewe-Gruppe bieten das Gemüse ab sofort nicht mehr an. Auch Aldi Nord nimmt frische spanische Lebensmittel aus den Regalen.

Deutschlands größtes Handelsunternehmen Metro will vorsorglich nur noch Gurken aus anderen Ländern führen und verstärkt laut einem Sprecher die internen Kontrollen für die möglicherweise betroffenen Produkte. Zum Konzern gehören die Supermarktkette Real, die Großhandelskette Metro Cash & Carry und die Warenhauskette Galeria Kaufhof.

Kaiser's Tengelmann rief seine Filialbetrieber dazu auf, auf den Verkauf der gelisteten Bio-Salatgurken aus Spanien zu verzichten. Auch die Märkte der Rewe-Gruppe, Penny, Rewe und Toom Verbrauchermarkt, verbannten die spanischen Salatgurken bundesweit aus den Regalen. Die Rewe-Gruppe sei in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden, um auf neue Erkenntnisse unverzüglich reagieren zu können, teilte der Konzern mit.

Der Discounter Aldi Nord führt nach eigenen Angaben generell keine Gurken und Tomaten aus Spanien im Sortiment, reagiert aber dennoch: Sonstiges Obst und Gemüse aus dem Mittelmeerland wie Blattsalat soll bis auf weiteres nicht mehr verkauft werden, sagte ein Unternehmenssprecher. Aldi Süd sieht hingegen keinen Handlungsbedarf. Es lägen aktuell keine Hinweise vor, dass Produkte der Kette betroffen seien, teilte eine Sprecherin mit.

Nicht nur verschwinden spanische Produkte aus den Regalen, es wird auch Kritik an den Lebensmittelkontrollen des Landes laut. Der verbraucherschutzpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Erik Schweickert, sagte der Leipziger Volkszeitung: "Es kann nicht sein, dass in Spanien bei der Lebensmittelkontrolle geschlampt wird und in Deutschland dadurch Menschen krank werden." Deshalb müsse die Lebensmittelüberwachung in der EU verbessert werden.

Unterstützung dafür kam vom Chef des Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, der sich ebenfalls für schärfere Regeln für Import-Gemüse starkmachte. "Wir fordern, dass es in der EU einheitliche Standards gibt", sagte er der Rheinischen Post. "Diese Regeln müssen auch für Drittländer gelten, die zu uns liefern." Im Gegensatz zu den sehr strengen Regeln in Deutschland würden Importe wesentlich lascher geprüft.

Spanien ist für Deutschland der zweitgrößte Gurkenlieferant innerhalb der Europäischen Union. Dort wehrt man sich gegen die Vorwürfe: Der spanische Agrarverband COAG hält es für unwahrscheinlich, dass die belasteten Gurken aus Spanien stammen. "Der Export nach Deutschland ist derzeit gleich null", sagte ein Sprecher.

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