Nach Engagement für Pussy Riot:"Sprachrohr Putins" beschimpft Madonna

Dmitrij Rogosin ist außer sich. Da wagt es doch tatsächlich eine amerikanische Sängerin, sich öffentlich mit der russischen Band Pussy Riot zu solidarisieren! Via Twitter macht der Putin-Vertraute und Vize-Regierungschef seinem Unmut Luft - und beschimpft die Queen of Pop in unflätiger Weise.

Jana Stegemann

Dmitrij Rogosin ist ein Mann, der gerne provoziert. Seine Meinung teilt er der Welt stets unverblümt mit. Das tat er als antiwestlich eingestellter Nato-Botschafter und das tut er auch jetzt als Mitglied der amtierenden russischen Regierung. Beobachter nennen den Vize-Regierungschef das "Sprachrohr Putins". Aktuell schäumt der 48-Jährige vor Wut. Grund ist Pop-Ikone Madonna.

Madonna Pussy Riot

Pussy Riot auf dem Rücken, Sturmmaske über dem Kopf: Popsängerin Madonna sorgt mal wieder mit einem Bühnenoutfit für Schlagzeilen. Bei ihrem Auftritt in Russland wagt sie sich an ein politisches Thema heran und erntet dafür wüste Beschimpfungen.

(Foto: Süddeutsche.de/AP)

Die befindet sich momentan auf Russland-Tour und hat öffentlich den Umgang des Landes mit der kremlkritischen Punkband Pussy Riot kritisiert. Gestern Abend dann konterte Rogosin via Twitter, wo ihm knapp 90.000 Menschen folgen: "Jede ehemalige B., die einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, erlaubt sich Vorträge über Moral zu halten, insbesondere, wenn sie sich im Ausland auf Tournee befindet." Das Pikante: Hinter der Abkürzung B. verbirgt sich mit großer Wahrscheinlichkeit das russische Wort "Bljad" - zu deutsch "Hure".

Madonna hatte sich während eines Auftritts in der Touristenmetropole St. Petersburg für eine baldige Freilassung der Musikerinnen von Pussy Riot ausgesprochen. Den drei jungen Frauen wird vorgeworfen, vor der Präsidentenwahl eine Moskauer Kirche gestürmt und Wladimir Putin von der Kanzel herab verunglimpft zu haben.

Jede Presse ist gute Presse

Bei ihrem Auftritt im Olympiski-Stadion vor mehr als 20.000 Menschen trug die Queen of Pop einen Schriftzug von Pussy Riot auf dem halbnackten Rücken und sang wie die Skandalband mit einer Sturmmaske. Am Rande des Konzerts wurden zusätzlich rosarote Bändchen verteilt. Die Sängerin wolle sich darüber mit Schwulen und Lesben solidarisieren, hieß es. In Russland sind öffentliche Äußerungen über Homosexualität verboten und werden mit Geldstrafen geahndet.

Russische Politiker und russisch-orthodoxe Christen zeigten sich erbost - Madonna können die hitzigen Diskussionen hingegen nur recht sein. Die alternde Pop-Diva sucht seit Beginn ihrer Karriere mit spektakulären bis skandalösen Aktionen mediale Aufmerksamkeit - und insbesondere während ihrer laufenden Weltournee "MDNA" scheint ihr jede Art von Presse nur recht zu sein. 88 Konzerte gibt die 53-Jährige auf vier Kontinenten. 2,5 Millionen Besucher und 300 Millionen Euro Umsatz waren anvisiert - doch schon zum Auftakt in Tel Aviv fehlten 5000 Besucher.

Also tat Madonna das, was sie seit jeher gut kann: Sie schockte. In Paris zog sie gegen Rechtsextreme zu Felde, in Istanbul reichte eine blanke Brust für die Frauenbewegung. In Russland ist es nun ihr wohlkalkulierter Einsatz für Schwule, Lesben und eben Pussy Riot.

Dmitrij Rogosin könnte Madonna mit seinen Beschimpfungen also indirekt einen Gefallen getan haben. Und abseits aller politischen Überzeugen haben der russische Politiker und die US-Sängerin zumindest eine Gemeinsamkeit - sie teilen eine Vorliebe für Provokationen.

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