Nach Einbruch in Dresden:Dunkles Gewölbe

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Diebesgut: Der 15,5 Zentimeter große Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens. (Foto: dpa)

Neuer Wirbel um die gestohlenen Juwelen aus Dresden: Ein israelisches Spionage-Unternehmen soll seit vergangener Woche E-Mails bekommen haben, in denen Unbekannte ein Angebot unterbreiten.

Von Philipp Bovermann

Ein Teil der gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe in Dresden ist angeblich aufgetaucht - im sogenannten Darknet, dem verschlüsselten Teil des Internets, das häufig Kriminelle für ihre Geschäfte nutzen. Einigermaßen dunkel bleibt allerdings zunächst auch, wie das angebliche Angebot zustande kam.

Ein auf Spionage und Spionageabwehr spezialisiertes israelisches Unternehmen, die CGI Group, soll seit vergangener Woche E-Mails bekommen haben, in denen Unbekannte ein Angebot unterbreiten: neun Millionen Euro für den Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens und den "Sächsischen Weißen" - eine erschwingliche Summe für die Juwelen, deren Wert auch wegen ihrer kulturhistorischen Bedeutung als unschätzbar gilt. Die Bild will über "Sicherheitskreise" Einblick in die Mails erhalten haben und zitiert: "Wir gehen auf keinerlei Forderungen ihrerseits ein, melden uns nur, wenn das Geld gezahlt wurde." Der Betrag solle in der Kryptowährung Bitcoin überwiesen werden.

Alle Erkenntnisse seien an die Dresdner Sonderkommission zur Aufklärung des Raubs übermittelt worden. Diese allerdings dementiert. Die CGI Group habe "keine Erkenntnisse an Staatsanwaltschaft oder Polizei weitergeleitet". Hinweise darauf, dass im Grünen Gewölbe gestohlener Schmuck der Firma zum Kauf angeboten wurde, "liegen den Ermittlungsbehörden nicht vor". Auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, denen die Juwelen geklaut wurden, wissen auf Nachfrage von nichts. Sie hätten von der Sache "nur durch die Berichterstattung Kenntnis" und die israelische Firma auch nicht beauftragt.

Ruft man dort an, geht ein Mitarbeiter ans Telefon, der keine Auskunft zu dem Vorgang geben kann. Bedaure, in Israel sei am Freitag bereits Wochenende, frühestens am Sonntag sei wieder jemand zu sprechen. Er sei "nur ein Kurier".

Wie man sich das vorstellen kann für eine Branche, in der es auf Diskretion ankommt, hat die CGI Group keine Rubrik auf ihrer Homepage, in der sie ihre Kunden auflistet. Aber sie zitiert Medienberichte, auch einen darüber, dass sie beauftragt worden sei, den "größten Raub historischer Juwelen in der jüngeren deutschen Geschichte" aufzuklären - es handelt sich um einen im Dezember erschienenen Artikel in der Bild. Die schreibt im Januar, bei der CGI Group handele es sich "um Detektive im Hintergrund, die mit eigenen Mitteln nach den Juwelenräubern aus dem Grünen Gewölbe suchen".

An der Spitze der CGI Group sitzt der 75-jährige Jacob Peri, ein früherer Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes. Er war anschließend auch Knessetabgeordneter, bis er 2018 zurücktrat, weil darüber berichtet wurde, dass er in den 90er-Jahren dem damaligen Innenminister Arje Deri Informationen zu Korruptionsermittlungen gegen ihn habe zukommen lassen. Die Times of Israel berichtete 2019, das Bündnis Weiß-Blau von Benny Gantz habe die CGI Group beauftragt, einen Spitzel in ihren Reihen zu enttarnen. Später behauptete die Spionagefirma, die Handys von Gantz und enger Vertrauter seien von Russen gehackt worden. Weiß-Blau wies das zurück. Die CGI Group wolle die Partei erpressen, die offene Rechnung für die vorangegangen Ermittlungen zu bezahlen.

© SZ vom 11.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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