Nach Charleston-Massaker:Sieben Kirchen gehen in Flammen auf

Mt. Zion AME church fire

Dichte Rauchschwaden steigen über der Mount Zion Kirche in Greeleyville auf.

(Foto: AP)
  • Die Methodistenkirche Mount Zion in Greeleyville in South Carolina ist in der Nacht zu Mittwoch abgebrannt.
  • Seit dem mutmaßlich rassistisch motivierten Attentat auf eine schwarze Gemeinde vor knapp zwei Wochen in Charleston gibt es eine auffällige Häufung von Kirchenbränden im Süden der USA.
  • Die afroamerikanischen Gemeinden sind beunruhigt.

"Es gibt sie nicht mehr", sagte Cezar McKnight. Der Senator aus South Carolina musste mitansehen, wie in der Nacht zu Mittwoch grellorange Flammen aus der Methodistenkirche Mount Zion in Greeleyville schlugen und dichte Rauchwolken aus dem brennenden Gebäude kamen. "Sie wissen noch nicht, was die Ursache ist", sagte er der Regionalzeitung The Post and Courier aus South Carolina. Es besteht die Vermutung, dass jemand die Kirche absichtlich in Brand gesetzt hat.

Schwarze Gemeinden in den USA sind beunruhigt. Denn die Mount-Zion-Kirche in Greeleyville ist bereits die siebte Kirche im Süden der USA, die in Flammen aufgeht, seit ein 21-jähriger Weißer aus mutmaßlich rassistischen Motiven den Pfarrer und acht Gemeindemitglieder der historischen Emanuel Church in Charleston erschoss. Greeleyville liegt etwa 80 Kilometer nördlich von Charleston.

In Tennessee, in Georgia, in Florida sowie in North und in South Carolina haben in den vergangenen zwei Wochen Gotteshäuser, die vor allem von Afroamerikanern besucht werden, gebrannt. Bislang gehen die Ermittler in drei Fällen davon aus, dass die Gebäude vorsätzlich angezündet wurden. Ein Brand scheint dadurch verursacht worden zu sein, dass ein Baum auf eine elektrische Leitung nahe der Kirche fiel, ein anderer durch einen Blitzschlag. Bei allen Bränden werden die Ermittlungen fortgesetzt (mehr Details hier).

In Greeleyville hat die Suche nach der Brandursache noch nicht einmal richtig begonnen. Erst müssen die Ermittler der State Law Enforcement Division (SLED) warten, bis auch die Glut verlöscht ist. Kurz vor Ausbruch des Feuers sei ein Sturm über die Region gezogen, sagte SLED-Chef Mark Keel. Möglicherweise habe ein Blitz das Feuer verursacht. Die jüngsten Ereignisse seien jedoch Grund zur Beunruhigung, fügte er hinzu.

Ähnliche Brandserie in den 1990er Jahren

Die auffällige Häufung brennender Kirchen erinnert an Geschehnisse vor 20 Jahren. Mitte der 1990er Jahre wurden ebenfalls mehrere Gebäude schwarzer Gemeinden angezündet. Nicht immer konnten rassistische Motive nachgewiesen werden, doch zwei Kirchen wurden damals von Anhängern des Ku-Klux-Klans angesteckt - eine davon war auch die Mount-Zion-Kirche in Greeleyville.

Auch jetzt ist vieles unklar. Wo liegt Brandstiftung vor? Und ist diese rassistisch motiviert? Dafür spricht der Zeitpunkt - zwei Wochen nach dem Attentat in Charleston.

Hinzu kommt eine Debatte um die Konföderierten-Flagge, die nach dem Angriff in der Kirche in South Carolina neu entbrannt ist. Die Flagge gilt vielen als ein Symbol des Rassenhasses, auch der Attentäter von Charleston schmückte sich mit ihr, nun will sie Gouverneurin Nikki Haley vom Gelände des Regierungssitzes verbannen. Ist es Zufall, dass über die Flagge auch in 1990er Jahren heftig diskutiert wurde? In der Folge wurde sie im Jahr 2000 vom Dach des Kapitols in Columbia verbannt.

Feuer erscheinen vielen schwarzen Amerikanern verdächtig

Reverend Bobby Jean Jones, dessen Baptistenkirche in Warrenville vergangene Woche in Flammen aufging, sagte der Zeitung Post and Courier, er nehme nicht gerne an, dass seine kleine Kirche aufgrund von Rassenhass angezündet wurde. Allerdings finde er das Feuer dort "sehr, sehr, sehr verdächtig".

Sehr verdächtig erscheinen die Kirchenbrände auch vielen schwarzen Amerikanern. Bei Twitter beschweren sie sich unter den Hashtags #BlackChurchesBurning und #WholsBurningBlackChurches, dass die brennenden Gotteshäuser bislang kein Thema in den landesweiten TV-Nachrichten waren.

Der Politaktivist Deray McKesson, der seit Ferguson bei den US-Protesten gegen Polizeigewalt eine Schlüsselrolle spielt, klagt etwa darüber, dass rund um die Uhr darüber berichtet werde, wenn ein Einkaufscenter brenne. Doch wenn die Kirchen schwarzer Gemeinden brennen, herrsche Schweigen auf Seiten der Mainstream-Medien:

Auch Pastor Earle J. Fisher fragt, wo die Kamerateams bleiben:

Das scheint sich jetzt zu ändern. Nach dem siebten Kirchenbrand in zwei Wochen berichten heute auch große Medien wie die Washington Post und der Kabelsender CNN über die Ereignisse.

Senator McKnight aus South Carolina gibt derweil seiner Hoffnung Ausdruck, dass es nur ein Zufall ist, dass die Methodistenkirche Mount Zion in Greeleyville fast genau 20 Jahre nach der Brandstiftung durch den Ku-Klux-Klan erneut brennt.

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