Süddeutsche Zeitung

Myanmar:Tödlicher Erdrutsch

In einer Jade-Mine nahe der Grenze zu China sterben viele Wanderarbeiter. Die zum Himmel schreienden Arbeitsbedingungen wurden ihnen zum Verhängnis.

Bei einem Erdrutsch nahe einem Jade-Bergwerk im Norden Myanmars sind bis zu 200 Menschen ums Leben gekommen. 99 Leichen seien bereits geborgen, berichteten Rettungskräfte am Sonntag. Etwa 100 Menschen würden noch vermisst. Die meisten der Getöteten seien Wanderarbeiter, deren Familien ganz woanders lebten, sagte eine örtliche Regierungsvertreterin. Durch den Erdrutsch wurden Dutzende Hütten der Arbeiter zerstört, die in dem Aushub der Bergwerke nach den kostbaren Schmucksteinen suchten. Da solche Abfallberge nur lose aufgeschüttet sind, kommt es immer wieder zu tödlichen Erdbewegungen. Nach Angaben von Einwohnern verstärkten die Bergbaufirmen, die vielfach mit der früheren Militärjunta in Verbindung stehen, zuletzt ihre Aktivitäten in Kachin. In dem unruhigen Teilstaat, in dem mehrere Rebellengruppen aktiv sind, operieren die Bergbaufirmen weitgehend im Verborgenen. Für Ausländer ist die Region praktisch unzugänglich. Die Anwohner in Hpakant legen den Unternehmen zahlreiche Unfälle und Landenteignungen zur Last. Die groß angelegte Suche nach Jadesteinen verwandelte die Gegend inzwischen in eine Mondlandschaft. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness wurden alleine im vergangenen Jahr in Myanmar Jadesteine im Wert von 31 Milliarden Dollar (knapp 29 Milliarden Euro) gefördert. Ein Großteil der Steine wird angeblich ins benachbarte China geschmuggelt, wo das Mineral sehr begehrt ist.

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Quelle:
SZ vom 23.11.2015 / Reuters, AFP
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