Süddeutsche Zeitung

Münster:Pfarrer darf nach Auftritt auf Pegida-Demo nicht mehr predigen

  • Weil er mit Pegida sympathisierte, hat der Bischof von Münster einem katholischen Priester die Befugnis zum Predigen entzogen.
  • Der Priester hatte Klischees über den Islam verbreitet und die Abschaltung der Dombeleuchtung in Köln kritisiert.

Priester darf sich nicht mehr im Namen der Kirche äußern

Der Bischof von Münster hat einem katholischen Priester nach einer Rede bei einer Pegida-Demonstration in Duisburg die Predigtbefugnis entzogen. Der Geistliche dürfe sich weder innerhalb noch außerhalb von Gotteshäusern im Namen der Kirche äußern, teilte das Bistum auf seiner Homepage mit.

Der am Niederrhein ansässige Priester habe am Montagabend vor den Demonstranten Klischees über den Islam verbreitet. Zudem habe er Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen ihrer Aussage kritisiert, der Islam gehöre zu Deutschland. Auch das Abschalten der Beleuchtung des Doms während einer Pegida-Kundgebung in Köln beurteilte er negativ.

Laut Bistum hatte der Pfarrer die Verdunkelung des Kölner Doms als "sehr betrüblich" kritisiert. Das Licht sei nur deshalb abgeschaltet worden, "weil Menschen friedlich zusammen kommen und gegen die Islamisierung Europas stehen und still protestieren", wurde der Priester zitiert. Der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff hatte Anfang Januar aus Protest gegen eine Demonstration der Kölner Pegida-Ablegers die Beleuchtung des Doms abschalten lassen.

Der Pfarrer nehme allerdings im Bistum Münster sowieso nahezu keine priesterlichen Dienste mehr wahr. Eine Leitungsfunktion habe er nie gehabt, sagte ein Bistumssprecher.

Priester lege mit Aussagen Grundlagen für rechte Ideologien

Der Geistliche lege mit seinen Äußerungen, für die er seine Autorität als Pfarrer und Priester missbrauche, "die Grundlagen für rechte Ideologien, für Fremdenfeindlichkeit und für ein Gegeneinander der Religionen, die in der katholischen Kirche keinen Platz haben", heißt es in der Mitteilung. Bischof Genn habe dem 67-Jährigen am Dienstag schriftlich mitgeteilt, dass er solche Reden nicht "dulden kann und will".

"Wir distanzieren uns mit Nachdruck von seinem völlig verzerrten Bild von Geschichte und Gegenwart" hießt es in der Mitteilung des Bistums. "Uns droht in Deutschland ganz sicher keine Islamisierung. Als Christen steht es uns gut an, den Menschen, die Zuflucht bei uns suchen, zu helfen und für sie da zu sein."

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